Ein Erlanger Physiotherapeut auf Reisen

29.1.2016, 15:20 Uhr
Ein Erlanger Physiotherapeut auf Reisen

© Fotos: privat

Einmal, und da erinnert sich Dietmar Helf noch ganz genau, hat er die Deutsche Nationalmannschaft gesehen. „Die Spieler kamen aus Mexiko zurück, und sie hatten diese Sombreros auf.“ Das, sagte sich der damals sehr junge Physiotherapeut, wolle er auch schaffen. 50 Jahre später hat er es geschafft. Helf war in Mexiko. Und als er zurück kam, hatte er diesen Hut auf.

Dabei aber blieb es nicht. Der Erlanger ist nach Brasilien, in die Karibik und Kanada gereist. Zuletzt war er in Indien. „Eigentlich war ich schon überall auf der Welt,“ sagt der 75-Jährige. Und das als (nicht mehr ganz so junger) Physiotherapeut. Wie es dazu kam, kann Helf sich auch nicht recht erklären. „Ich hatte Glück, dass ich immer wieder gefragt wurde.“

In den sechziger Jahren hat ihn der BSC Erlangen als Masseur engagiert. „Dort haben zwei Studenten gespielt, die haben mich gebeten, mitzukommen.“ Also ist Helf mitgekommen. Mit der Studenten-Nationalmannschaft ging es nach Jugoslawien. „Es hat alles geklappt, mit dem Trainer habe ich mich gut verstanden.“ Das war im Jahr 1968.

Heute ist es nicht anders. Erst im Januar war Helf mit dem Team, das mittlerweile beim Deutschen Fußball-Bund angesiedelt ist, auf einer Benefiz-Reise in Indien, um Kinderhäuser einzuweihen. Dabei waren auch zwei Erlanger Fußballer: Tommy Kind von der Spielvereinigung Erlangen und Rafael Hinrichs vom FSV Bruck. „Wir werden überall hingeschickt als Botschafter unseres Landes“, sagt Helf. Das motiviere die Studenten: „Mit dem Adler auf der Brust geben die Jungs 120 Prozent.“

Helf sitzt währenddessen auf einem Plastikstuhl an der Seitenlinie. „Ich kümmere mich um Verletzte.“ Im Ausland keine einfache Angelegenheit. „Mir fehlt dort die Infrastruktur, ich habe quasi nur meine Hände. Und man muss auch ein bisschen Psychologe sein.“ Im Hotel massiert er die müden Fußballer-Beine. Mit dem Arzt ist der Physiotherapeut aber auch für allerhand andere Wehwehchen zuständig. „In einem fremden Land kann immer etwas kommen.“ Und sei es nur, dass ein Spieler das Essen nicht verträgt.

Ansonsten kann Helf an allen Unternehmungen der Delegation teilnehmen. „Wir schauen uns die Städte und Sehenswürdigkeiten gemeinsam an.“ Der Verkehr in Indien Hauptstadt Neu Delhi oder der Müll in den Flüssen habe ihn etwas gestört, „und der Smog war furchtbar“. Dass er dabei vor allem mit Studenten unterwegs ist, stört ihn nicht. „Manche Spieler wundern sich, wer da kommt“, sagt Helf. „Aber wenn ich sie einmal behandelt habe, sind sie begeistert.“

„Probleme? Geh’ zum Helf“

Das liegt auch an der langjährigen Erfahrung des Physiotherapeuten. „Die hat sich mit jeder behandelten Verletzung gesteigert“, sagt Helf. Auch wenn das Knie schmerzt, könne es vom Rücken kommen — und umgekehrt. „Viele sagen: Wenn ein Sportler Probleme hat, soll er erst einmal zum Helf.“ Das gilt vor allem für Erlangen, wo er eine Sportpraxis betreibt.

„Gelernt habe ich viel von Erich Deuser.“ Er war unter anderem mit der deutschen A-Nationalmannschaft unterwegs. „Dort hat er mich empfohlen“, sagt Helf. Zweimal ist der dann als Physio-Assistent zur Mannschaft gestoßen, in Stuttgart und Frankreich. „Ich habe Franz Beckenbauer und Gerd Müller kennengelernt.“ Hauptberuflich in den Profisport wollte der Erlanger aber nie. „Es gab Angebote, aber das Risiko ist zu groß. Wechselt der Trainer, fliegt der Physio manchmal mit raus.“ Helf blieb lieber bei Siemens und reiste nebenbei mit den Studenten um die Welt.

Das beste Erlebnis? „Wir haben in Mauretanien mitten in der Wüste gespielt, in Zelten gewohnt, auf dem Boden gegessen.“ Das sei ein Abenteuer gewesen. Ob er das heute wieder machen würde, weiß der 75-Jährige nicht. „Ich habe überlegt, ob die Indien-Reise meine letzte sein soll. Aber wenn mich der Trainer nochmal fragt . . .“ Fußballern helfen, das möchte Diemtar Helf eben immer noch.

Eine ausführliche Geschichte über die Erlanger Fußballer finden Sie hier.

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