Ein feiner Zwirn mit symbolischem Charakter

29.4.2012, 21:13 Uhr
Beim Spiel stand Fürths Trainer Mike Büskens noch im Anzug an der Linie, zum Feiern wählte er später in weiser Voraussicht ein T-Shirt.

© Wolfgang Zink Beim Spiel stand Fürths Trainer Mike Büskens noch im Anzug an der Linie, zum Feiern wählte er später in weiser Voraussicht ein T-Shirt.

Sein Temperament zügelte der feine Zwirn jedoch nicht. Mit viel Hingabe für seine Elf und deren Spiel ging er an der Seitenlinie mit wie eh und je. So, wie sie ihn in Fürth – intern wie auf der Tribüne – ins Herz geschlossen haben: voller Emotion von der kleinen Zehe bis in die Haarspitzen.

 


Kurz vor 16 Uhr hatte sich das Bild gewandelt, der Trainer eine schwarze Trainingshose und ein grünes T-Shirt gegen den ungewohnten Dress getauscht und unvermeidlich im Fürther Jubel mit reichlich Bier geduscht. Dem Anzug wollte er die Reinigung wahrscheinlich ersparen. „Es ist nicht etwas, das alltäglich ist. Es war ein besonderer Tag, es ging gegen meinen Heimatklub, und an besonderen Tagen macht man sich fein“, erklärte Büskens in einer Bierpfütze, warum er erstmals auf der Bank der SpVgg keine Trainingsklamotten trug.

Büskens spürt in diese Momente hinein und dokumentiert dies dann auch. Dass er zuletzt bei Toren seines Teams keine vielbeachteten Sprints mehr zum Schützen anzog, auch nicht, als der Aufstieg feststand, erklärt er so: „Ich habe für die letzten zweieinhalb Jahre unheimlich viel Energie investiert. Wir haben auf diesen Moment hingefiebert. So etwas zehrt an einem. Deshalb erlebt man solche Momente anders, als viele Leute das meinen. Da fehlt für Sprints einfach die Kraft.“

Wie wichtig dieser Moment gestern für Büskens war, dokumentierte aber nicht nur sein Äußeres. Seine beiden Töchter Kiara und Laura waren im Stadion, um mitzuerleben, warum der Vater über viele Monate im Jahr nicht bei ihnen zu Hause sein kann. Es war der anschauliche Beweis, wie viel ihm dieser Aufstieg bedeutet und wie viel ihm seine Familie bedeutet. Und gerade deswegen wird letztere auch in diesem Jahr gemeinsam die Entscheidung fällen, ob Büskens seinen auslaufenden Vertrag verlängert und mit der Spielvereinigung den Weg in der ersten Liga gemeinsam geht.

„Zu gegebener Zeit“ kündigte Büskens eine Erklärung zu seiner persönliche Zukunft an. Unterstellte Zockerei oder der Gedanke an andere Angebote bringen ihn dabei ein wenig in Rage. „Wenn es mir darum ginge, auf irgendwelche Chancen zu haschen, würde ich diesen Tag hier und heute nicht erleben“, entgegnete der 44-Jährige: „Dann würde ich immer da hingehen, wo es die meiste Kohle gibt.“

Als Trainer, der in erster Linie dem Mammon hinterherjagt und sich erst nach der Vertragsunterschrift über das Drumherum erkundigt, gilt der gebürtige Düsseldorfer nicht. In Fürth hat er eine Mannschaft entwickelt, sie weitergebracht, genau dorthin, wo man immer hin wollte. Büskens und seine Spieler haben innerhalb der Saison 2011/12 einen Traum wahrgemacht. Schon alleine deswegen kann man ruhig mal den guten Anzug aus dem Schrank holen.

 

Verwandte Themen


2 Kommentare