Eineinhalb Jahre auf 70-stündige Radtour vorbereitet

27.8.2015, 11:45 Uhr
Eineinhalb Jahre auf 70-stündige Radtour vorbereitet

© Foto: privat

Paris-Brest-Paris ist das älteste noch ausgetragene Radrennen der Welt, ursprünglich von der Zeitung „Le Petit Journal“ ins Leben gerufen, um die Haltbarkeit von Fahrrädern unter Beweis zu stellen.

Das 1891 erstmals ausgetragene Rennen, findet nur noch alle vier Jahre statt und führt über 1240 km und etwa 340 Hügel mit 11 000 Höhenmetern von Paris nach Brest an die Atlantikküste und zurück. Ziel ist es, die Strecke innerhalb eines Zeitlimits von 90 Stunden zurückzulegen, wobei sich jeder Fahrer seine Pausen selbst einteilt.

Roland Hans bereitete sich über eineinhalb Jahre intensiv auf diesen körperlichen und mentalen Gewaltakt vor: unter anderem mussten zur Qualifikation im selben Jahr Vorbereitungsrennen (sog. Brevets) über Distanzen von 200, 300, 400 und 600 Kilometer absolviert werden — im Vorjahr fuhr Hans sogar ein 1 000 km Brevet, um sich seinen Startplatz für PBP zu sichern. Bei den „24 h von Kehlheim“ im Juli konnte er sich mit 600 km gefahrenen Kilometern den 8. Platz bei den Einzelstartern sichern und zeigte, dass die Form passt.

Der 46-jährige Neunkirchener startete bei PBP am Sonntagabend (16. August) in einer der ersten Startgruppen, die in Abständen von 30 Minuten und Gruppengrößen von 300 Teilnehmern auf die Strecke geschickt wurden. Bei nahezu idealen Wetterbedingungen ohne Regen und mit wenig Wind ging es durch die Nacht und den darauffolgenden Tag, wo er spät abends nach nur 29 Stunden Fahrzeit die Hälfte der Strecke bis zum Wendepunkt in Brest absolviert hatte. Die unzähligen Hügel gingen jedoch nicht spurlos an ihm vorüber, eine kurze Schlafpause in einer Kontrollstation sorgte für die notwendige Regeneration. Noch in der Nacht fuhr er aus Brest heraus wieder zurück Richtung Paris, um dem morgendlichen Verkehr zu entgehen, der sich in Frankreich am Recht des Stärkeren orientiert und für Radfahrer nicht ganz ungefährlich ist.

Unterstützung gab es unterwegs immer wieder durch radbegeisterte Franzosen, die am Straßenrand Getränke und landestypische Speisen für die sogenannten „Randonneure“ aus aller Herren Länder bereit hielten und alle Sportler Tag und Nacht unermüdlich anfeuerten. Nicht zu unterschätzen waren auch die mentalen Motivationsquellen aus der Heimat, die ihn immer wieder gepuscht haben und gegen Müdigkeit, Knieschmerzen und den inneren Schweinehund haben ankämpfen lassen. Freunde und Verwandte fieberten zuhause vor den Laptops mit und wurden per SMS immer auf den neuesten Stand gebracht. Neben ein paar kurzen Telefonaten war es vor allem das gesendete Bild seiner dreijährigen Enkelin mit dem Text „Los Opa, quäl dich, du Sau! Du schaffst das!“ — das ist in diesem Fall keine Beleidigung des Opas sondern ein im Radsport durchaus üblicher Anfeuerungsruf — der ihm half, über die zahlreichen Tiefpunkte hinwegzukommen. Nach 70 Stunden und 49 Minuten überquerte Roland Hans so die Ziellinie in Paris.

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