EL: Gladbach startet mit Remis, Wolfsburg mit Debakel

18.9.2014, 23:06 Uhr
Der VfL Wolfsburg hat bei seinem Comeback auf der europäischen Fußball-Bühne bitteres Lehrgeld gezahlt.

© dpa Der VfL Wolfsburg hat bei seinem Comeback auf der europäischen Fußball-Bühne bitteres Lehrgeld gezahlt.

Mit dem 1:4 (0:2)-Debakel beim FC Everton legten die Niedersachsen am Donnerstagabend zum Abschluss der deutsch-englischen Europacup-Woche einen kapitalen Fehlstart in der Europa League hin.

Nach dem Eigentor von Keeper Diego Benaglio, der in der 15. Minute einen Schuss von Steven Naismith unglücklich ins eigene Tor lenkte, besorgten Seamus Coleman (45.+1), Leighton Baines (47./Foulelfmeter) und Kevin Mirallas (89.) den K.o. der "Wölfe", die sich vor 33 000 Zuschauern im Goodison-Park zu viele Fehler leisteten und erst in der vierten Minute der Nachspielzeit durch Ricardo Rodriguez zum Ehrentor kamen. Damit steht der VfL am 2. Oktober gegen den OSC Lille schon unter Zugzwang.

Unrühmliche Begleiterscheinung der Auftaktpartie der Gruppe H waren Handgreiflichkeiten einiger Wolfsburger Fans mit Ordnern und Polizisten. Mehrere Anhänger des VfL wurden abgeführt. Es dauerte minutenlang, ehe sich die Situation wieder beruhigt hatte.

Die Wolfsburger waren vor allem in der Defensive überfordert, wenn die Engländer schlagartig das Tempo erhöhten. Dabei hatte der in der Bundesliga nach drei Spieltagen noch sieglosen VfL das Europa-Comeback selbstbewusst begonnen. Der im Anzug erschienene Trainer Dieter Hecking konnte im Mittelfeld wieder auf den zuletzt angeschlagenen Kevin De Bruyne als Ideengeber zurückgreifen. Angetrieben wurde das Spiel aber vor allem von Maximilian Arnold. Der 20-Jährige wirkte engagiert und einsatzfreudig.

Pechvogel Benaglio

In Benaglio stand noch ein Akteur in der Startelf des VfL, der schon vor 1622 Tagen im vorerst letzten Europacup-Spiel beim FC Fulham mit von der Partie war. Ausgerechnet der Schweizer wurde nach knapp einer Viertelstunde beim ersten gefährlichen Angriff der Engländer zum großen Pechvogel. Von Außenverteidiger Baines kam der Ball auf Naismith, dessen Schuss vom Körper des VfL-Verteidigers Ricardo Rodriguez auf Benaglio prallte. Dieser gab dem Ball bei seiner unglücklichen Rettungsaktion den letzten Tick über die Linie.

Dieser Treffer wirkte wie ein Schock für die Wolfsburger, die ihre Linie verloren und kaum noch zu einem konstruktivem Spielaufbau fanden. Mit Distanzschüssen wie dem von De Bruyne (34.) war Tim Howard im Tor des FC Everton nicht beizukommen. Als seine Vorderleute nach einer Baines-Flanke Coleman nicht am Kopfball hindern konnten, war Benaglio noch vor der Pause abermals geschlagen.

Die Hoffnung auf eine Wende mit der Einwechslung von Aaron Hunt war nach der Pause schnell verflogen, denn mit einem haarsträubenden Fehlpass vor dem eigenen Strafraum leitete Arnold kurz nach Wiederbeginn den endgültigen K.o. für das Hecking-Team ein. Robin Knoche wusste sich gegen Alden McGeady nur noch mit einer unfairen Attacke an der Grenze des 16-Meter-Raums zu helfen, Baines verwandelte den Elfmeter sicher. Das verdiente Ehrentor gelang erst spät.

Gladbach mit Remis

Borussia Mönchengladbach hat den erhofften Heimsieg beim Start ins Europa-Abenteuer leichtfertig aus der Hand gegeben. Beim 1:1 (1:0) gegen den FC Villarreal zum Auftakt der Europa League haderten der Fußball-Bundesligist aber vor allem mit einem nicht gegebenen Handelfmeter in der Schlussminute. Patrick Herrmann hatte die Gastgeber am Donnerstagabend mit seinem ersten Saisontor in der 21. Minute in Führung gebracht. "Joker" Ikechukwu Uche rettete den nimmermüden Spaniern knapp eine Minute nach seiner Einwechslung das insgesamt verdiente Unentschieden (68.).

Vor 39 128 Zuschauern im Borussia-Park vergaben die Gladbacher schon vor der Pause einige hochkarätige Chancen. Für Aufregung sorgte eine Szene in der 90. Minute, als der Ball einem Spanier im Strafraum an den Unterarm sprang. Doch der slowakische Schiedsrichter Ivan Kruzliak, der schon Richtung "Punkt" gedeutet hatte, entschied sich dann doch gegen einen Strafstoß.

"Es war ein sehr intensives Spiel. Wer die Torchancen nutzt, der gewinnt", sagte Torschütze Herrmann. "Im Endeffekt müssen wir das aber so hinnehmen." Bereits am Sonntag steht die Mannschaft von Trainer Lucien Favre im rheinischen Derby in Köln vor der nächsten Bewährungsprobe.

Dauerregen

In dem intensiven und gutklassigen Spiel konnten sich die Gastgeber nach einer kurzen Abtastphase im Dauerregen zunehmend Vorteile verschaffen. Gladbach dominierte die Partie aber nur in der ersten Halbzeit, der Tabellen-Achte der Primera Divison blieb bei Kontern immer kreuzgefährlich. Der erste Gladbacher "Schreckschuss" durch den Schweden Oscar Wendt zischte knapp am langen Pfosten vorbei (12.). Herrmann machte es dann besser, profitierte bei seinem fulminanten Führungstreffer aus rund 20 Metern aber von einem missglückten Abwehrversuch.

Kurz zuvor musste Gladbachs Schweizer Keeper Yann Sommer in höchster Not gegen Denis Tscherischew retten (20.). Vor allem der Russe, Cani und Luciano Vietto bestimmten bei Villarreal die Offensivaktionen. Tscherischew versiebte nach knapp einer Stunde die bis dahin größte Ausgleichschance für die Spanier, die 2006 im Halbfinale der Champions League standen. Der sehenswerte Ausgleich für die Mannschaft von Trainer Marcelino Garcia Toral war eine Doublette von zwei Jokern, denn auch Passgeber Manu Trigueros kam erst acht Minuten vor dem 1:1 ins Spiel.

Favre dachte schon an die beginnende schwere Serie von sechs Spielen in 18 Tagen - und ließ auf zwei Positionen rotieren: Schonzeit bis zu ihrer Einwechslung bekamen zunächst der Brasilianer Raffael und André Hahn, dafür schickte der Coach Herrmann und den Schweden Branimir Hrgota auf den Rasen. Herrmann vergab die große Chance zum 2:0, weil er im Strafraum nicht konsequent den Abschluss suchte (38.). Drei Minuten später scheiterte Hrgota.

Vor dem Spiel konnten sich die Akteure den begehrten Silberpokal schon einmal ansehen - eine Reminiszenz an die Borussia, die den Vorgänger-Wettbewerb UEFA-Cup in ihrem goldenen Jahrzehnt 1975 und 1979 gewonnen hatte. Das nächste Spiel in der Gruppe A bestreitet die Favre-Truppe in zwei Wochen beim FC Zürich.

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