Erstmals seit 2009: Kleeblatt schreibt Rote Zahlen!

30.11.2017, 19:30 Uhr
Erstmals seit 2009: Kleeblatt schreibt Rote Zahlen!

© Sportfoto Zink

Einen Blick in die Zukunft wollte Helmut Hack am Donnerstag nicht werfen. Prognosen, wie sich ein möglicher Abstieg in die 3. Liga wirtschaftlich für die Spielvereinigung auswirken könnte, wollte der Präsident nicht anstellen. "Es ist ganz logisch, dass wir solche Szenarien durchspielen werden. Aber wir konzentrieren uns jetzt ganz klar auf das Sportliche", sagte er. Dort sieht es nach dem 4:0-Sieg am vergangenen Wochenende gegen den FC Sankt Pauli zumindest wieder rosiger aus.

Auf die Zahlen der Fürther Fußball-KG, die Hack am Donnerstag vorstellte, hatte die aktuelle sportliche Krise sowieso keinen Einfluss. Sie betreffen stattdessen das abgelaufene Geschäftsjahr von Juli 2016 bis Juni 2017. Und das hat das Kleeblatt erstmals seit 2008/2009 wieder mit einem Verlust abgeschlossen. Der liegt bei der KG bei 793 000 Euro vor Steuern. Dass die Spielvereinigung trotzdem wirtschaftlich auf sehr stabilen Beinen stehe, betonte Hack: "Wir verfügen weiter über eine gute Eigenkapitalquote. Wir sind gesund und liquide."

Zwei Faktoren seien vor allem für die roten Zahlen verantwortlich. Zum einen der Ausfall eines wichtigen Sponsors, des zwischenzeitlich insolvent gegangenen Klappsitze-Herstellers Stechert. Ein Betrag im "hohen sechsstelligen Bereich" belaste dadurch das Ergebnis, auch das der laufenden Saison. Immerhin besteht laut Hack Hoffnung, dass das Geld nicht komplett verloren ist. Mit der Fürther Daum-Gruppe hat sich ein Unternehmen gefunden, das Stechert übernimmt.

Zum anderen ist da die Tatsache, dass man vor der vergangenen Saison versucht hatte, die Mannschaft weitgehend beisammen zu halten. Mittelfeldspieler Marco Stiepermann wurde für 700.000 Euro an den VfL Bochum verkauft, auch für Benedikt Röcker gab es Geld. Wichtige Spieler wie Robert Zulj blieben. Sportlich gelohnt hat sich das Festhalten nur bedingt.

Jedes Mal, wenn das Kleeblatt sich anschickte, um die vorderen Plätze mitzuspielen, brach die Mannschaft ein. Trainer Stefan Ruthenbeck musste gehen, unter seinem Nachfolger Janos Radoki erlebte das Kleeblatt in der Rückrunde einen Höhenflug, landete nach vermeidbaren Niederlagen zum Saisonende aber nur auf Platz acht. Leistungsträger wie Zulj oder Niko Gießelmann verließen die Spielvereinigung daraufhin ablösefrei.

Und so fallen die Transfereinnahmen mit 2,2 Millionen Euro deutlich niedriger aus als in den Vorjahren. 2015/16 waren es zum Beispiel noch 5,4 Millionen Euro. Mit eingerechnet sind nachfließende Gelder etwa für Abdul Rahman Baba. Weitere Nachzahlungen für einst transferierte Spieler hat Fürth nicht mehr zu erwarten. Aufgefangen wurden die niedrigeren Transfererlöse auch durch deutlich gestiegene Fernseheinnahmen (10,7 Millionen Euro).

Der Umsatz stagniert

Das Kleeblatt hat reagiert und im Sommer Marcel Franke (Norwich City, drei Millionen Euro Ablöse) und Veton Berisha (1,5 Millionen Euro, SK Rapid Wien) verkauft, die erst im kommenden Jahr in die Bilanz einfließen werden. So schmerzlich der Verlust sportlich war, so notwendig war er offenbar aus wirtschaftlicher Sicht. "Ohne Transfers sind wir nicht wettbewerbs- und überlebensfähig", bekräftigte Hack einmal mehr.

Mit Spielerverkäufen allein wird sich der Umsatz allerdings auf längere Sicht nicht heben lassen. Er stagniert seit Jahren bei um die 25 Millionen Euro, in diesem Geschäftsjahr waren es 25,5 Millionen. Dass das für die 2. Bundesliga auf Dauer nicht reicht, hatte Hack zuletzt im Januar selbst betont. Gefragt sind also zum Beispiel mehr Sponsoren – in und um Fürth keine einfache Suche.

Als die schwierigste Aufgabe im deutschen Profifußball hat der Präsident die Spielvereinigung vor kurzem in einem Interview mit dem Fachmagazin kicker bezeichnet. Sie dürfte, so viel Prognose ist wohl möglich, künftig nicht einfacher werden.

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