Fans protestieren: "Grundig macht grandig"
17.2.2013, 21:10 Uhr„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, sagt ein 60-jähriger Fan. Er will nicht aufgeben, auch jetzt nicht, da die Entscheidung gefallen ist: Mindestens vier Jahre lang wird das Frankenstadion nun Grundig-Stadion heißen. Das haben Oberbürgermeister Ulrich Maly und die Betreibergesellschaft jüngst verkündet.
Natürlich sind viele Fans frustriert. Gerade jene von der Max-Morlock-Initiative, die sich mit Pep in die Debatte um den Stadionnamen einmischten und beispielsweise mittels Choreografien oder Postkartenaktionen dafür warben, dem Stadion endlich jenen Namen zu geben, der für die Clubfans ein Idol ist. Max Morlock eben.
Nun ist es anders gekommen. Also geriet eine ohnehin für den gestrigen Sonntag geplante Demonstration für das Max-Morlock-Stadion zudem zu einem Protest gegen das Grundig-Stadion. 600 Clubfans forderten vor dem Clubspiel gegen Hannover „Tradition statt Kommerz“ und ein „Stadionverbot für Sponsoren“. Denn: „Unser Stadion ist keine Nutte.“ Und: „Grundig macht uns grandig.“
Das mag den einen oder anderen wundern, in dessen Ohren „easy credit“ nach Dauerabseits und „Grundig“ immer noch heimatlich-wohlig klingt. Gerade von Letzterem aber wollen die Fans nichts wissen. Denn: „Von Grundig ist doch kaum noch etwas übrig in Nürnberg“, sagt Maximilian Brandmüller, Vorsänger bei Clubspielen. Er verweist auf den Umstand, dass die einstmals riesige Firma heute nur noch rund 100 Arbeitsplätze in Nürnberg hat. Und Sebastian Bach von der Max-Morlock-Initiative erinnert daran, dass Grundig erst vor wenigen Jahren Tausende Mitarbeiter entließ. Die kuschelige Formulierung, hier treffe ein fränkischer Traditionsverein auf eine ebensolche Traditionsmarke, wollen die Fans nicht gelten lassen. Aber ihnen geht es ohnehin um Grundsätzlicheres: Sie wollen den „permanenten Verwertungsprozess“ stoppen. „Der Sponsor will mit uns Geld machen. Mit uns, unserer Identität, unserem Stadion“, sagt ein Sprecher während der Abschlusskundgebung auf dem Max-Morlock-Platz.
Es gebe kein gutes oder schlechtes Sponsoring, denn es gehe nur darum, Profit zu machen. Die Fans kämpfen letztlich für einen kleinen Freiraum, in dem die traditionslose Logik von Rendite und Gewinn keine Rolle spielt. Pathetisch formuliert: Sie wollen nicht, dass ein Teil ihrer Fußballerseele alle vier Jahre verhökert wird.
Fans würden mehr zahlen
Dafür jedoch haben die Verantwortlichen nur bedingt Verständnis. Zwar gab es Gespräche mit der Betreibergesellschaft. Aber auf Begeisterung stießen dort die Fan-Vorschläge nicht, erzählt Sebastian Bach. Dabei wären die Clubberer durchaus bereit, Geld zu sammeln oder mehr Eintritt zu zahlen, um einen Sponsor überflüssig zu machen. Kämmerer Harald Riedel soll hier den Zusatzbetrag auf 1,70 Euro pro Eintrittskarte beziffert haben.
Und natürlich brächte die Vermarktung eines Max-Morlock-Stadions Geld (etwa für Shirts), argumentieren sie. Ein Kompromiss, dem viele Fans auch zustimmen würden, wäre: Max-Morlock-Stadion „sponsored by ...“
„Aber von Seiten der Betreibergesellschaft hieß es, das sei wirtschaftlich nicht praktikabel“, sagt Bach. Seine Kritik: Man gehe den bequemsten Weg. Brandmüller indes prognostiziert: Die Stadt werde irgendwann einsehen, dass das Stadion nach Max Morlock benannt werden müsse. Also soll sie nach Wegen suchen, das umzusetzen.
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