Faustball: Früher war alles besser

22.11.2011, 07:00 Uhr
Faustball: Früher war alles besser

© Stefan Hippel

Zwei Spiele sind an diesem Sonntagvormittag gespielt, zweimal haben die Faustballer des TV Eibach gewonnen, es trifft jetzt noch Schweinfurt auf den TV Meierhof — und Muffins gibt es noch reichlich. Knapp 15 Menschen verlieren sich auf der Tribüne der Schulturnhalle in Röthenbach. „Früher“, sagt Werner Weghorn, „früher haben wir manchmal vor 500 Zuschauern gespielt.“ Früher waren sie auch in der Bundesliga, Werner Weghorn, Ulli Schneider und andere hatten den Exotensport Faustball zumindest in Nürnberg berühmt gemacht. Heute sagt Weghorn: „Es gibt schon noch Sportarten, die weniger wahrgenommen werden: Tauziehen zum Beispiel.“ Tauziehen — früher wären sie auf solche Vergleiche gar nicht gekommen. Früher haben sie den Europapokal-Sieg am Hopfengartenweg gefeiert. Früher wären die Muffins schneller weggegangen.

„Selbst verbockt“

Faustball: Früher war alles besser

© Karlheinz Daut

Heute spielen sie am San-Carlos-Ring, zu feiern gibt es nur noch selten etwas. Zwei Siege an einem Heimspieltag gegen Schweinfurt und Meierhof sind schon erwähnenswert. Die Landesliga ist ihre neue Heimat. „Das ist in Ordnung für die Jungen“, sagt Weghorn, der jetzt Trainer der Jungen ist, „das macht ja auch keinen Spaß, wenn sie ständig verlieren.“ Zuletzt hat Eibach zwar nicht ständig, aber doch in unschöner Regelmäßigkeit verloren. Die Bundesliga ist nur noch Erinnerung. Von 1986 bis 2010 spielte man durchgängig in einer der beiden obersten Spielklassen innerhalb eines Jahres ging es nun hinab in die Viertklassigkeit. „Das macht nicht jeder“, sagt Daniel Schieder, meint aber nicht den Turbo-Absturz.

Er meint seinen Sport. Schieder ist 19 und spielt Faustball. Zum einen, weil er sich das bei seinem Vater abgeschaut hat, zum anderen, nun ja: Es macht nicht jeder, Faustball ist Exotensport. „Ich musste schon oft erklären, was ich da mache“, sagt Schieder, der gerade sein Abitur geschafft hat und Polizist werden will, „sehr oft“. Eher selten ist es, dass ihm im Vereinsheim jemand erzählt, dass früher alles doch irgendwie besser war.

Vielleicht, weil alle wissen, was Schieder sagt: „Die haben das selbst verbockt.“ Die, das sind die erfolgreichen Eibacher Faustballer, die es damals — als tatsächlich alles noch besser war — versäumten, ihre Nachfolge zu regeln „Ein 19-Jähriger hatte kaum die Chance, in die Mannschaft zu kommen“, sagt Schieder, „ich bin heute Kapitän der ersten Mannschaft.“ Heute suchen sie in Eibach aber auch händeringend nach Nachwuchs.

Als Schieder noch ein Kind war, hatten sie in der erfolgreichen ersten Mannschaft gar keinen rechten Bedarf an talentiertem Nachwuchs, man war sich selbst genug. Die Jugend hat sich angesichts der geballten Klasse dann irgendwann abgewandt vom Faustball, aus Schieders Jugend-Mannschaft spielt kein einziger mehr mit ihm. Dabei hätte man nun einen Platz für die Jugend, muss sich aber noch gedulden, ehe die ihre Chance ergreift.

Die U12, ein Lichtblick, ist 2010 Deutscher Meister geworden, in diesem Jahr immerhin Zweiter. „Es war früher schwierig, in dieses Top-Team auch noch Nachwuchs einzubauen“, sagt Jugendleiter Christian Schwarz. Irgendwann hat die talentierte Jugend die Geduld verloren. Der einzige Grund dafür, dass es heute an jungen Spielern mangelt, sei die Dominanz der erfahrenen Kräfte aber nicht, glaubt Schwarz: „Das geht nicht, das so zu pauschalisieren.“ Zu viele Ablenkungen locken, der Verein, da geht es Eibach nicht anders als anderen Klubs, ist längst nicht mehr Lebens-Mittelpunkt. Die Jugendarbeit funktioniert dennoch wieder, elf Nachwuchs-Mannschaften hat der TV im Ligabetrieb, zwei Drittel aller mittelfränkischen Teams.

„Ich glaube, dass wir mit den Jungs wieder in der Bundesliga spielen können“, sagt Schwarz mit Blick auf die U12, „nur ob sie auch zusammenbleiben, darüber kann man keine Aussage treffen, das wäre Kaffeesatzleserei.“ Zumindest haben sie alle die Hoffnung, dass es wieder besser wird. „Dieser Mannschaft traue ich es zu“, sagt auch Weghorn über die U12. Bis es so weit ist, müssen Schieder und seine Kollegen durchhalten. „Unsere Aufgabe ist es, den Übergang zu schaffen“, sagt Schieder. Mitunter hat das auch Vorteile: Es gibt immer ausreichend Muffins.
 

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