FC Bayern verpasst das Wunder gegen Barça

12.5.2015, 23:05 Uhr
Robert Lewandowski erzielte das zwischenzeitliche 2:2 gegen Barcelona. Am Ende gewannen die Münchner, die Enttäuschung überwog nach dem Schlusspfiff aber trotzdem.

© Sven Hoppe (dpa) Robert Lewandowski erzielte das zwischenzeitliche 2:2 gegen Barcelona. Am Ende gewannen die Münchner, die Enttäuschung überwog nach dem Schlusspfiff aber trotzdem.

Ein Fußball-Wunder hätten sie gebraucht, ein Fußball-Wunder aber haben sie nicht bekommen. Zum zweiten Mal in der Amtszeit des Trainers Pep Guardiola ist der FC Bayern München im Halbfinale der Champions League ausgeschieden. Ahnen hatte man das schon nach dem Hinspiel in Barcelona können, als München spät noch untergegangen war beim 0:3.

Sicher durfte man sich am Dienstagabend nach 45 Minuten vor 70.000 Zuschauern in Fröttmanings Arena sein, als der FC Barcelona schon wieder 2:1 führte. Am Ende stand es 3:2 für die tapferen Gastgeber, immerhin. Die mitunter etwas absurd anmutenden Diskussionen um Guardiola dürften deshalb fortan vielleicht etwas gemäßigter geführt werden.

Ob im beginnenden Sommer 2015 alles schlecht ist beim FC Bayern? Man könnte, so in etwa hatte das Guardiola vorab vorgeschlagen, ja diese zweite Partie trotz allem erst einmal spielen und das Ergebnis abwarten, bevor man die Saison des FC Bayern endgültig als misslungen abhakt. Trotzdem hatten sich schon in der Woche zwischen dem Schlusspfiff in Camp Nou und dem Anpfiff in der Arena in Fröttmaning ausreichend ungeduldigere Beobachter gefunden. Ob das System Guardiola in München funktioniert, diese Frage hatten viele schon nach dem 0:3 im Hinspiel mit Nein beantwortet.

Das lag auch daran, dass sich Guardiola wie schon im Vorjahr in den Partien gegen Real Madrid mit seiner Taktik offensichtlich vertan hatte. Mit einer defensiven Dreierkette hatte Guardiola in Barcelona begonnen – und das System umgestellt, nachdem sie gar nicht mehr damit nachgekommen waren, die Verlegenheiten zu zählen, in die sie die Blaugrana gestürzt hatten.

Erster Treffer nach 368 Minuten ohen Tor

Das Rückspiel begann Guardiola dann zwar mit derselben Elf wie im Hinspiel, vertraute Barcelonas Ausnahmeoffensive um Messi aber lieber gleich einer Viererkette an. Trotz des Rückstandes, hatte Guardiola gesagt, müsse man auch in dieser Partie Geduld zeigen. Seine Spieler hielten sich nicht daran – zum Glück für den Trainer. Sieben Minuten waren absolviert, als Xabi Alonsos Eckball den Kopf von Mehdi Benatia fand: 1:0. Man kann schlechter in einen Abend starten, wenn man sich ein Fußball-Wunder vorgenommen hat.

Es war Münchens erster Treffer nach 368 Minuten ohne Tor. Wahrscheinlich ist diese offensive Schwäche der große Unterschied in einem Fußball-Jahr, das die Bayern auch schon hat glänzen sehen. Ohne Franck Ribery und vor allem Arjen Robben fehlen die Überraschungen – zumindest die positiven. Auf der anderen Seite standen neben Messi auch noch Neymar und Luis Suarez. 112 Tore hatte dieses Trio bis zum Anpfiff in dieser Saison erzielt, nach 29 Minuten waren es schon 114.

Eine Viertelstunde war vorüber, als Messi enthusiasmierte Münchner mit einem Traumpass schockte, Suarez den Ball Neymar überließ und der unbedrängt das 1:1 erzielen durfte. 14 Minuten später wiederholte sich das Ganze: Suarez bediente Neymar und es stand 1:2. Begünstigt wurde dieser Treffer von einem Kopfballduell, das Benatia und Schweinsteiger übereifrig gegeneinander geführt hatten, der Sieger war Barca.

Ehrenvoller Abschied

In der Zwischenzeit und danach hatten auch die Gastgeber ihre Gelegenheiten in einer flotten Partie, aber vor allem Thomas Müller und Robert Lewandowski scheiterten immer wieder an Barcelonas deutschem Torwart Marc-Andre ter Stegen, der seine beste Szene hatte, als er Lewandowskis Schuss Zentimeter vor der Linie aufhielt (40.). Guradiola stand derweil tapfer an der Seitenlinie, sein Seufzen aber schien man mitunter auch oben auf der Tribüne noch hören zu können.

In den zweiten Durchgang starteten die Gäste ohne Suarez, die Münchner mit dem Bemühen um Haltung. Die konnte man auch deshalb beweisen, weil Barcelona die Angelegenheit nun etwas gelassener anging. Nach 59 Minuten traf Lewandoski doch noch und aus 16 Metern: Nach dem 2:2 fehlten dem FC Bayern trotzdem noch vier Tore zum Weiterkommen. Drei waren es noch, als sich Müller seinen Sturmpartner zum Vorbild nahm und aus 18 Metern ganz ähnlich traf (74.).

Barcelona war nun sichtlich irritiert, man sah Neymar den Ball auf die Tribüne schlagen und ter Stegen einen Abstoß ins Aus spielen. Am Ende aber hatte sich der FC Bayern München nur sehr ehrenvoll aus dem Wettbewerb verabschiedet und die fünfte Niederlage in Serie verhindert – nur Fußball-Wunder waren das beides eben nicht.

 

FC Bayern München: Neuer - Rafinha, Benatia , Boateng, Juan Bernat - Xabi Alonso - Lahm (67. Rode), Schweinsteiger (87. Martinez) - Thiago - Müller (87. Götze), Lewandowski

FC Barcelona: ter Stegen - Dani Alves, Piqué, Mascherano, Jordi Alba - Busquets - Rakitic (71. Mathieu), Iniesta (75. Xavi) - Messi, Suarez (46. Pedro), Neymar

Tore: 1:0 Benatia (7.), 1:1 Neymar (15.), 1:2 Neymar (29.), 2:2 Lewandowski (59.), 3:2 Müller (74.) | Gelbe Karten: Rafinha, Thiago, Lewandowski, Alonso, Rode - Rakitic, Pedro | Schiedsrichter: Clattenburg (England) | Zuschauer: 70.000 (ausverkauft).

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