FCN: Drei Punkte gewonnen, den Kapitän verloren

4.8.2014, 05:58 Uhr
Danach blieb Jan Polak liegen: Der schmerzhafte Zusammenprall mit Torwart Raphael Schäfer hat für den Kapitän eine mindestens vierwöchige Pause zur Folge.

© Sportfoto Zink / DaMa Danach blieb Jan Polak liegen: Der schmerzhafte Zusammenprall mit Torwart Raphael Schäfer hat für den Kapitän eine mindestens vierwöchige Pause zur Folge.

Kurz vor Schluss stand plötzlich der Gäste-Akteur Michael Fink erstaunlich frei im Nürnberger Strafraum herum, als es passierte. Polak nahm wahrscheinlich Schmerzen in Kauf, als er zur Rettungsgrätsche ansetzte. Er wusste, dass nur er noch entscheidend stören, dass nur er noch den späten Ausgleich verhindern konnte. Fink schoss tatsächlich knapp vorbei am Kasten der Heimelf, es blieb beim 1:0. Und Polak blieb liegen - weil ihn der aus seinem Tor stürzende Raphael Schäfer unglücklich am Brustkorb getroffen hatte.

Der Tscheche wusste sofort, dass etwas Schlimmeres passiert sein musste. Bereits wenige Sekunden nach dem Zusammenprall forderte er mit Handzeichen medizinische Hilfe an, ebenso Raphael Schäfer. Ein paar Minuten später trugen Sanitäter den sichtlich leidenden Polak in die Kabine - und eigentlich jeder im Stadion ahnte, dass es ihn erwischt haben musste.

Die Diagnose ließ noch bis kurz nach 20 Uhr auf sich warten, war aber angesichts der düsteren Prognosen keine große Überraschung mehr: Beim Zusammenstoß in der 88. Minute brach sich Polak gleich zwei Rippen und muss jetzt vier bis sechs Wochen zuschauen. Sein Trainer wirkte bereits während der Pressekonferenz geknickt. „Leider haben wir den Sieg teuer erkauft“, sagte Valérien Ismaël, „wir haben unseren Kapitän verloren, unser Herzstück.“ Polak wird also nicht nur im Derby am Montag im Fürther Ronhof ausfallen, sondern auch mindestens noch in Duisburg, gegen den FSV Frankfurt und bei Union Berlin. Stand Sonntag ein herber Verlust für den Club. „Man hat heute gesehen, wie wichtig Polak für uns ist“, meinte Ismaël, „der beste Spieler auf dem Platz“ sei der erfahrene Tscheche gewesen. Und dann das.

Stark kehrt zurück

Es scheint, als stehe der 1. FC Nürnberg auch in der Zweiten Liga unter keinem guten Stern. Bereits in der Vorbereitung verletzten sich die Zugänge Danny Blum und Even Hovland so schwer, dass sie monatelang nicht zur Verfügung stehen werden, am Sonntag folgte ihnen der zuvor tatsächlich sehr auffällige Polak in den Krankenstand. Ersetzen könnte ihn zum Beispiel U 19-Europameister Niklas Stark, der am Sonntag bloß Fan war, aber bereits am Montag wieder mit den anderen üben darf. Beim Turnier in Ungarn überzeugte er sowohl im defensiven Mittelfeld als auch in der Innenverteidigung, er könnte die entstandene Lücke schließen.

Auf jeden Fall wird die Nürnberger Elf noch etwas jünger; Jakub Sylvestr zählt mit seinen 25 Jahren schon zu den Älteren im Club, entsprechend groß ist seine Lust, auch Verantwortung zu übernehmen. Dass es gleich gegen seinen Ex-Verein ging, für den er in zwei Runden satte 23 Tore erzielte, merkte man Sylvestr in den Tagen vor dem Wiedersehen nicht an. In Aue ist er jedenfalls nach wie vor beliebt; bei seiner Auswechslung in der 79. Minute klatschten auch einige im Gäste-Block, ebenso während des Vorprogramms. Das Bild hatte schon etwas: Sylvestr schaute während eines Interviews von der Anzeigetafel herab auf die Aue-Fans, die ihm seinen Wechsel nach Nürnberg nicht übel zu nehmen scheinen.

"Das ist ein Traum, das erste Tor im ersten Spiel“, sagte Sylvestr, die neue Nummer elf des 1. FC Nürnberg. Die Nummer elf hatte einst auch sein berühmter Landsmann Marek Mintal auf dem Trikot, die Nummer elf ist eine ganz besondere, natürlich auch für den 1,7 Millionen Euro teuren Zugang, der bei seinem Debüt gleich zu gefallen wusste. Sylvestr ist schnell und hat eine gute Technik, nur seine Chancenverwertung ließ am Sonntag noch zu wünschen übrig, sein erster Treffer für den neuen Verein sollte ja reichen. Sylvestr hängt noch am FC Erzgebirge, den Sachsen hat er einiges zu verdanken. „Es tut mir leid, dass ich sie abgeschossen habe“, sagte Sylvestr, „aber jetzt bin ich in Nürnberg.“ Was nicht heißt, dass ihm Aue neuerdings egal ist. „Ich wünsche ihnen alles Gute.“

Auch nach dem Schlusspfiff suchte er noch den Kontakt zu seinen ehemaligen Kollegen, die sich natürlich nicht mit ihm freuen wollten. „Die waren nicht so begeistert“, sagte Sylvestr, der Mann des Tages, der sich anschließend von den Fans feiern ließ. „Wir können zufrieden sein“, meinte Sylvestr noch - aber nicht glücklich. Dafür war der Sieg dann doch etwas zu teuer.

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