FCN-Neuzugang Stefaniak: Über Flüsterpost zum Club

13.1.2018, 05:42 Uhr
Der Neue im Club-Dress, Marvin Stefaniak, kann sehr viel am Ball - und soll das in den nächsten Monaten für den FCN unter Beweis stellen.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Neue im Club-Dress, Marvin Stefaniak, kann sehr viel am Ball - und soll das in den nächsten Monaten für den FCN unter Beweis stellen.

Kurz vor Weihnachten musste man nicht mal zwischen den Zeilen lesen, um auf den Namen zu kommen. Wenn ein Fußballtrainer öffentlich über einen interessanten Spieler spricht, muss das ja nicht viel heißen. Es gibt mehr interessante Spieler, als sich selbst Michael Köllner vorstellen kann, nur leisten kann sich sein Club halt nicht mehr jeden. Eigentlich gar keinen von denen, die bereits mindestens einen spannenden Eintrag in ihrer Vita stehen haben. So wie Marvin Stefaniak.

In den vergangenen drei Spielzeiten hatte er bei Dynamo Dresden vor allem als Ideen- und Taktgeber geglänzt. 34 Tore legte er da auf, die meisten in der Dritten Liga; deshalb war der VfL Wolfsburg im Sommer bereit, immerhin zwei Millionen Euro Ablöse für ihn zu zahlen. Einen Fünfjahresvertrag durfte er bereits im September 2016 unterschreiben, weil sie enormes Potenzial in ihm sehen. Das er seit seinem Wechsel aber bloß drei Mal in der Regionalliga-Elf unter Beweis stellen konnte.

Der Sprung von der Zweiten in die Erste Liga ist wohl doch größer und fordernder, als viele Jung-Profis wahrhaben wollen. Michael Köllner hat seine Entwicklung trotzdem weiter aufmerksam verfolgt – und kurz vor Weihnachten sogar via Bild-Post eine Botschaft nach Wolfsburg verschickt. In einem Interview erinnerte er tatsächlich an: Marvin Stefaniak, immerhin einmaliger U21-Nationalspieler. Schon etwas länger sei der Club hinter ihm her gewesen, hieß es am Freitag, wissend um seine nicht zufriedenstellende Situation beim VfL.

"Der war letzte Saison ein außerordentlicher Spieler für Dresden. Jetzt tut er sich in Wolfsburg wahnsinnig schwer", wusste Köllner im Boulevardblatt zu berichten. Den Namen habe er damals natürlich bei vollem Bewusstsein erwähnt; das sei "schon Berechnung" gewesen, "ein Signal an den Spieler", klärte Köllner Freitag auf. Über die Presse.

Dass sein "Wunschspieler" Marvin Stefaniak rund zwei Wochen später ein Angestellter des 1. FC Nürnberg sein würde, hat wahrscheinlich auch den Trainer überrascht. "Für unser Spiel kann er extrem wichtig sein", sagt Köllner, der ihn Freitagnachmittag erstmals auf dem Platz begrüßen durfte. Der 22-Jährige, zunächst ausgeliehen bis Saisonende, ist in der Offensive auf mehreren Positionen verwendbar, mag aber die linke Seite ganz besonders. "Marvin", sagt Köllner, "erweitert unsere Handlungsoptionen", seine Eck- und Freistöße, in der Regel präzise und hart getreten mit dem linken Fuß, bezeichnet er etwas übertrieben als "Waffe".

"Ein sehr gutes Gefühl"

Drei Zugänge in acht Tagen, allesamt von Bundesligisten: Der Club scheint wirklich ernst zu machen – zumal der Trainer unlängst kundtat, in der aktuellen Transferperiode nur Fußballer dazunehmen zu wollen, die seinen Kader wirklich stärker machen. Die Ambitionen und besonders die Philosophie des Vereins haben auch Marvin Stefaniak in den Gesprächen seit Beginn der Winterpause davon überzeugt, sich für ein paar Monaten auf den 1. FC Nürnberg einzulassen.

"Ich hatte einfach ein sehr gutes Gefühl", sagt er am späten Nachmittag, "ich hab' gedacht, dass das für mich die richtige Aufgabe ist"; seine erste Einheit mit den neuen Kollegen, von denen er eigentlich nur Fabian Bredlow etwas näher kennt, hat er da schon hinter sich. Leichtfüßig wirkt er in den diversen Spielformen, hin und wieder blitzt seine gute Technik auf.

In Wolfsburg lief es für ihn eher bescheiden; gleich zu Beginn musste er wegen einer Verletzung sechs Wochen zuschauen. Und wer praktisch die komplette Vorbereitung verpasst, hat es danach schwer, den Anschluss zu schaffen. "Dann ist es ein bisschen nach hinten losgegangen", sagt der Herzens-Dresdener Stefaniak; über den Umweg Nürnberg versucht er jetzt, wieder Fahrt aufzunehmen. "Ist halt sehr viel Tradition hier, wie in Dresden, wo ich herkomme", sagt Stefaniak, "solche Vereine finde ich schön."

Weniger schön findet er, dass er seine kleine Familie in Wolfsburg zurücklassen musste. Im Juli erwartet seine Freundin das zweite Kind; die Entscheidung, für ein paar Monate wegzugehen, ist ihm deshalb schwer gefallen, "es sind viele Tränen geflossen, war nicht leicht, leider", sagt Stefaniak. Nach längerer Bedenkzeit sagte er dem Club jetzt zu. "Ich bin bereit dafür und habe mir viel vorgenommen."

Den neuen Trainer durften er und sein Berater auch schon richtig kennenlernen. "Er hat uns relativ schnell klargemacht, dass ich hierher kommen soll", erzählt Stefaniak, nur die eigentlich für ihn bestimmte Nachricht in der Bild, die verpuffte wirkungslos. Stefaniak liest keine Zeitungen.

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