Fohlen spritziger als der Club: Keiner hält Herrmann auf

17.7.2013, 20:13 Uhr
Fohlen spritziger als der Club: Keiner hält Herrmann auf

© Sportfoto Zink

So langsam geht es beim FCN in die heiße Phase. Nicht nur die Intensität in den Trainingseinheiten steigt von Tag zu Tag, sondern auch die Qualität der Testspiel-Gegner von Partie zu Partie. Bereits am vergangenen Samstag hatte der FCN mit der SpVgg Unterhaching eine harte Nuss zu knacken. Am Ende mühte sich der Club beim Drittligisten zu einem 2:2.

Noch eine deutliche Spur mehr Qualität hatte der Vorbereitungsgegner am Mittwochabend. Mit Liga-Rivale Borussia Mönchengladbach kreuzte der 1. FC Nürnberg die Klingen - und kassierte eine deutliche 0:3 (0:2)-Niederlage. Nicht mit von der Partie, die Bundesliga-Schiedsrichter Wolfgang Stark leitete, im Club-Dress war Hiroshi Kiyotake. Zwar war der japanische Edeltechniker am Dienstag wieder zur Mannschaft gestoßen, der Test kam für Nürnbergs One-Man-Kreativpool jedoch zu früh.

Beide Teams starteten gemächlich in die 90 Minuten. Der Club ließ es zu, dass sich die Gladbacher den Ball in der eigenen Hälfte hin und her spielten. Erst knapp zehn Meter vor der Mittellinie pressten die Mannen von Michael Wiesinger und machten es der Borussia so schwer.

Die erste zaghafte Torannäherung gehörte ungeachtet davon dem FCN. Ein Eckball brachte allerdings nicht den erhofften Ertrag (5.). Ganz anders Mönchengladbach: In Minute acht zündete Nationalspieler Patrick Herrmann den Turbo, ließ Marvin Plattenhardt und Emanuel Pogatetz stehen und steuerte alleine auf Raphael Schäfer zu. Der Flügelspieler schloss überlegt ab - 0:1!

Ein denkbar ungünstiger Beginn für Nürnbergs beste Fußballer. Bereits zwei Minuten später versuchten diese jedoch in Person von Timo Gebhart, die richtige Antwort zu geben. Sein Schuss aus knapp 18 Metern allerdings blieb an einem Gladbacher Bein hängen. Ähnlich erging es Robert Mak: Zuerst blockte Havard Nordtveit den Schuss des Slowaken. Kurz darauf rauschte ein weiterer Mak-Versuch weit rechts am Kasten vorbei.

Sonderlich viele Chancen bekamen die rund 2500 Zuschauer in der ersten Halbzeit nicht zu sehen. Beide Mannschaften waren von ihren Trainern taktisch gut eingestellt und boten eine konzentrierte Vorstellung in der Defensive. In der Offensive fehlte es dem Club bei seinen seltenen Vorstößen an Durchschlagskraft und Präzision, um die Fohlen-Defensive auszuhebeln. Den Unterschied in Halbzeit eins machte Herrmann, den der FCN nicht in den Griff bekam. Gute zehn Minuten vor der Pause startete Gladbachs Bester einen Sololauf in der eigenen Hälfte. Den Club-Profis gelang es nicht, diesen zu stoppen. Das 0:2 aus Nürnberger Sicht - gleichbedeutend mit dem Halbzeitstand - war die Folge.

Für den zweiten Durchgang setzte Club-Coach Michael Wiesinger auf fünf frische Kräfte: Patrick Rakovsky übernahm anstelle von Schäfer zwischen den Pfosten. Markus Feulner, Alexander Esswein und Tomas Pekhart ersetzten Hanno Balitsch, Josip Drmic und Daniel Ginczek.

Wie vor dem Seitenwechsel mangelte es dem FCN auch in den zweiten 45 Minuten im Vorwärtsgang an Zielstrebigkeit und an Ideen. Während der Kontrahent vom Niederrhein dieses Manko in der ersten Hälfte nach Ballgewinn noch für zügiges Umschaltspiel genutzt hatte, setzte sich die Favre-Truppe nun jedoch deutlich spärlicher in der Offensive in Szene. Der Club stand höher, forderte über Kraftanstrengung und größere Präsenz in der gegnerischen Hälfte Gladbachs Defensivverbund erhöhte Aufmerksamkeit ab. Höhepunkte oder gar spielerische Schmankerln blieben in Grassau trotzdem rar.

Korb gibt Pogatetz einen Korb

64 Minuten waren absolviert, als der FCN um ein Haar den Anschlusstreffer bewerkstelligte: Nach einer weiten Flanke wuchtete der aufgerückte Pogatetz den Ball aufs Fohlen-Gehäuse. Julian Korb verhinderte, indem er auf der Linie mit dem Kopf klärte, die Torpremiere des Österreichers für seinen neuen Arbeitgeber. Der Club bemühte sich weiter, blieb aber auch aufgrund  schlechten Nachrückens stumpf im Spiel in die Spitze und eigentlich durchgängig ohne Esprit. Die Rheinländer hatten ihre zwischenzeitliche Verschnaufpause genutzt, investierten fortan wieder mehr nach vorne. Möglichkeiten in einem mit fairen Mitteln geführten Abnutzungskampf waren eine Viertelstunde vor Abpfiff die Konsequenz - sogar in doppelter Ausführung: Per Nilsson musste bei einer scharfen Hereingabe von links in höchster Not klären (74.). Keine 60 Sekunden später verpasste ein Fohlen-Akteur nach nahezu identischer Vorarbeit im Rutschen knapp die Vorentscheidung.

In der 86. Minute war der Käse dann gegessen: Filip Daems machte per verwandelten Elfmeter  das 0:3-Endresultat aus Club-Sicht amtlich. Tomas Pekhart konnte unmittelbar vor Spielende keine Ergebniskorrektur in den Spielbericht einfügen: Der Tscheche traf zwar. Nach einem abgeblockten Esswein-Freistoß jedoch nur Gladbachs Keeper Marc-André ter Stegen, der ausgeknockt zu Boden ging, voll ins Gesicht.    

Wiesinger ist bedient, Nilsson auch

FCN-Coach Michael Wiesinger zeigte sich angesichts der verdienten Niederlage sichtlich mitgenommen. "Wir dachten, dass sie weiter sind", konstatierte Nürnbergs Mann für die finalen Entscheidungen und meinte damit die durch die Partie widerlegten Erkenntnisse über sein Team. Besonders ärgten Wiesinger die "dummen Gegentore".  Aus der Bahn werfen wird die erste Pleite in der Saisonvorbereitung seine Jungs jedoch nicht, glaubt Nürnbergs Trainer. Sie würden sich "schütteln und dann weitermachen". Ebenfalls enttäuscht zeigte sich Per Nilsson auf der vereinseigenen Homepage: "Wir haben kein gutes Spiel abgeliefert und viel zu einfache Gegentore kassiert. Wir sind natürlich noch in der Vorbereitung, aber das Spiel darf trotzdem nicht so ablaufen."

1. FC Nürnberg - Borussia Mönchengladbach 0:3 (0:2)

FCN: Schäfer (46. Rakovsky) - Chandler, Nilsson, Pogatetz, Plattenhardt - Balitsch (46. Feulner), Stark (67. Frantz) - Mak, Gebhart (73. Stepinski), Drmic (46. Esswein) - Ginczek (46. Pekhart)

Tore: 0:1 Herrmann (8.), 0:2 Herrmann (33.), 0:3 Daems (86., Elfmeter)

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