Football: Nicht nur Cordarius wechselte nach Nürnberg

27.3.2015, 13:43 Uhr
Football: Nicht nur Cordarius wechselte nach Nürnberg

© Florian Treiber

Den Gegner kannte Cordarius Mann noch aus der Vorsaison. Die Schwäbisch Hall Unicorns sind eine große Nummer im nationalen American Football, eine der größten, 2011 und 2012 waren sie Deutscher Meister, 2014 schafften sie es zumindest wieder ins Finale. Auf dem langen Weg dorthin mussten die Unicorns in der GFL-Runde auch die Franken Knights aus dem Weg räumen, was ihnen zweimal relativ problemlos gelang. Im Hinspiel in Rothenburg ob der Tauber hatten sie mehr zu kämpfen als im Rückspiel in Schwäbisch Hall. Vor allem ein verhältnismäßig kleiner Runningback ärgerte den Favoriten gewaltig.

Cordarius Mann schaffte im ersten Spielzug nach der Pause gegen den ehemaligen Champion das eher seltene Kunststück, über 91 Yards und damit fast den ganzen Platz in die Endzone zu sprinten. Leichtfüßig, trickreich. Spätestens seit dieser spektakulären Aktion ist sein Name vielen Football-Experten hierzulande ein Begriff.

Die Statistiken für 2014 weisen den 24-Jährigen aus Jackson, Tennessee als drittbesten Punktesammler der Rothenburger aus. Achtmal erlief er einen Touchdown, fünfmal pflückte er das Ei hinter der ominösen Linie herunter. Bei 107 Läufen schaffte Cordarius Mann über 700 Yards Raumgewinn, knapp 660 Yards steuerte er in seiner Funktion als Receiver bei. Cordarius Mann zählte damit zu den auffälligsten Akteuren in der GFL Süd, er hatte in der Winterpause etliche Anfragen, auch von namhaften Vereinen. Und trägt mittlerweile das Trikot der: Nürnberg Rams.

Cordarius wurde in Rothenburg erwartet

Der Zweitligist scheint ihn überzeugt zu haben, in jeder Hinsicht, was sie in Rothenburg ob der Tauber nicht ganz nachvollziehen können. „Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass Cordarius wieder zu uns kommt“, versichert Knights-Pressesprecher Constantin Fechner, „wir waren uns mit ihm eigentlich einig.“ Natürlich hätten sie einen ihrer Besten gerne behalten, „der war schon gut“, sagt Fechner, der selbst American Football spielt in Rothenburg. Cordarius Manns Begründung mussten sie aber wohl einfach akzeptieren. „Er hat gesagt, dass er ein besseres Angebot hat.“ Aus Nürnberg.

Stimmt nicht, sagt Rams-Vorstand Alexander Schweiger. „Keine finanziellen Anreize“ hätte sein Verein in Aussicht gestellt beziehungsweise stellen können. Die Rams schwimmen nicht im Geld und wollen stattdessen bei potenziellen Verstärkungen mit ihrer familiären Atmosphäre sowie Perspektiven punkten. Trikots mit ihren Namen hintendrauf hätten die Spieler kürzlich bestellt, berichtet Schweiger. „Bezahlen müssen sie die aber selber.“

Das gilt auch für Cordarius Mann, den neuen Star der Rams. Wer sich schlau machen möchte über den kräftigen Athleten, kann sich im Internet den „Cordarius Mann Highlight Film“ anschauen, es gibt sogar zwei Teile davon, über 17 Minuten mit zum Teil wilden Aktionen des ehemaligen Spielers der Bethel University. In der Geschichte seines College erzielte er die drittmeisten Laufyards und stellte zudem einen Rekord für die meisten Touchdowns in einem Spiel auf (sieben).

Wechsel hatten berufliche und private Gründe

2011 führten ihn seine vielseitigen Begabungen in die sogenannte All-American-Auswahl – sowohl der Footballer und als auch der Leichtathleten. Cordarius Mann ist der wahrscheinlich prominenteste Zugang der Rams, aber bei weitem nicht der einzige aus Rothenburg ob der Tauber. „Berufliche und private Gründe“ hätten jeweils den Ausschlag gegeben für einen Wechsel zum ebenso langjährigen wie ungeliebten Rivalen, wie Knights-Pressesprecher Fechner betont, „das sind alles gute Jungs“. Und auch verhältnismäßig viele, acht an der Zahl, fast alle aus Nürnberg oder Umgebung.

Namentlich handelt es sich um Richard Dilukila, Daniel Barani, Matiàs Josè Ricco, Stefano Alescio, Andrè Zahn, Trent Clark und Eddy Fütterer. Sie alle fuhren in den vergangenen Jahren die 80, 90 Kilometer nach Rothenburg, um sich regelmäßig mit den talentiertesten Footballern Deutschlands messen zu können. Und gehen nun freiwillig in die Zweite Liga.

Die meisten von ihnen haben ihre Stärken in der Verteidigung. Dass sich nun so viele Abwehrspezialisten den Rams angeschlossen haben, liegt für Vorstand Schweiger vor allem daran, „dass wir mit Salimir Mehanovic einen Headcoach haben, der als gelernter Middle Linebacker wie kaum ein anderer das Spiel versteht und lesen kann“.

Stichelei gegen die Knights

Eine kleine Stichelei in Richtung Rothenburg kann sich Rams-Vorstand Schweiger auch nicht verkneifen. „Die Spieler möchten auch in der regulären Saison gewisse Erfolgserlebnisse haben“, glaubt Schweiger, welche den Franken Knights 2014 verwehrt geblieben waren. Ihre einzigen beiden Siege feierten die Rothenburger in der Relegation gegen Kirchdorf.

Die hat auch Schweiger verfolgt, das Hinspiel sogar im Städtischen Stadion der Tauberstadt. Aufgefallen ist ihm damals besonders Cordarius Mann, der sich auch im ersten Test mit den Rams gegen Schwäbisch Hall (19:54) ein paar Mal in Szene setzen konnte. Auch wegen ihm sagt Vorstand Schweiger: „Wir wollen maximalen Erfolg.“ Was so viel heißt wie: „Wenn wir die Nummer eins werden können, wollen wir auch die Nummer eins werden.“

Danach stünden noch zwei Relegationsspiele an, vielleicht gegen Rothenburg, wer weiß. Rechnungen gäbe es wohl einige zu begleichen. Auf beiden Seiten.

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