Fünf Tore für den HCE und Klein-Pavel

20.2.2017, 10:38 Uhr
Mit Pavel Horak (Archivbild) als Anführer stand der HCE in Stuttgart noch einmal auf - und wie!

© Sportfoto Zink / WoZi Mit Pavel Horak (Archivbild) als Anführer stand der HCE in Stuttgart noch einmal auf - und wie!

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Klein-Pavel war natürlich zu Hause, gestern Abend, um halb acht. Er hat vielleicht gerade geschlafen, vielleicht getrunken, vielleicht auch - Babys dürfen das ja - in seine kleine Windel gemacht. Klein-Pavel wird jedenfalls nicht mitbekommen haben, was sein Papa viele hunderte Kilometer entfernt geleistet hat, als er gerade in Prag mit seiner Mutter das in vollen Zügen genoss, was ihm Lenka und Groß-Pavel am 8. Januar geschenkt haben: das Leben.

Ein bescheidener Matchwinner

"Ach", sagte Groß-Pavel, der eigentlich Pavel Horak heißt und Rückraumspieler beim HC Erlangen ist, "so außergewöhnlich finde ich das alles doch gar nicht, was ich heute gezeigt habe." Fünf Tore, vier davon in der letzten Viertelstunde, damit die Hälfte aller Erlanger Treffer vom 19:19 bis zum 27:24-Endstand, waren dem Tschechen gelungen. Er sicherte damit nicht unwesentlich das nächste Kapitel einer schier unglaublichen Geschichte, die der Aufsteiger in dieser Saison in der Handball-Bundesliga erzählt: den zweiten Sieg im Jahr 2017, den fünften aus den vergangenen sechs Spielen.

Darüber hinaus hielt Horak als Abwehrchef die Deckung zusammen, die gegen die wurfstarken Stuttgarter der Schlüssel zum Auswärtserfolg gewesen ist. "Ich habe versucht, mich cleverer zu bewegen", so Horak, "in den vergangenen Spielen habe ich viele Schritte zu viel gemacht." Es war die Kraft, die er sparte, um in der Offensive am Ende auch noch die entscheidenden Akzente zu setzen.

Kraft, die er dem harten Training unter Robert Andersson verdankt, sowie der Situation, seit einem Jahr, seit der Rückkehr vom Kreuzbandriss, nicht mehr verletzt gewesen zu sein. Und er verdankt sie der Freude, die ihm Handball in der Bundesliga neuerdings noch einmal auf besondere Weise bereitet: "Das ist ein großer Punkt", sagte Horak und musste grinsen, so, wie er es zuvor bei jeder Auszeit, bei jedem Treffer schon machen musste: "Ich werde das alles hier bald nicht mehr erleben dürfen: so viele Zuschauer, diese Bundesliga. Das ist wunderschön, aufregend - und bald vorbei." Horaks Vertrag wurde vom HCE nicht verlängert, es zieht ihn und seine kleine Familie im Sommer nach Weißrussland. "Eine spannende Aufgabe", sagt Horak tapfer. Die Abenteuerlust hat mittlerweile die Enttäuschung abgelöst.

"Pavel ist ein großartiger Profi"

"Wir haben uns diese Entscheidung nie einfach gemacht", versicherte Rene Selke nach dem Spiel, auch der Geschäftsführer sah buchstäblich so aus, als habe er im Glück gebadet. "Pavel ist ein großartiger Profi – er lässt die letzten Monate nicht herunterlaufen, er bringt sich voll ein, setzt Akzente, gibt nie auf und geht voran." Allerdings, so Selke, habe sich der HC Erlangen dazu entschieden, einen neuen Weg zu gehen: "Mit Andreas Schröder auf dieser Position haben wir einen mindestens genauso starken Spieler verpflichtet, dem die Zukunft gehört. Pavel ist ja schon 34..."

Die Zukunft. Die gehört auch Klein-Pavel. Ob er einmal Handball spielen wird? "Das weiß ich noch nicht", sagt der Papa, "aber ich weiß, dass er Golf spielen muss, mit mir." Gesehen hat er seinen Sohn seit der Geburt nicht oft. Wenige Tage später ging es für Pavel Horak Senior zur Nationalmannschaft, am 18. Januar weiter nach Erlangen, zur Vorbereitung auf die Restrunde. "Lenka schickt mir jeden Tag Bilder und Videos, und wenn ich mit ihr telefoniere, dann lasse ich sie manchmal den Hörer zu ihm halten, damit ich ihm ein wenig zuhören kann."

"Es hat jetzt alles einen Sinn bekommen"

Im März, so hofft er, kann er seine Familie endlich nach Erlangen holen. Eine letzte Routine-Untersuchung steht an, dann wird die Familie Horak wieder zusammen sein. Angst vor schlaflosen Nächten hat Pavel Horak dann nicht, im Gegenteil: "Seitdem mein Sohn auf der Welt ist, bin ich noch ein wenig lockerer geworden. Es hat jetzt alles einen Sinn bekommen: Eigentlich macht man das alles ja nur für ihn."

Klein-Pavel weiß davon noch nichts, von den schönen Worten, davon, wie stark sein Papa gestern Handball spielte. Aber Pavel Horak wird es ihm bestimmt erzählen. Irgendwann, auf dem Golfplatz.

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