Fürth-Boss Hack: "Kann in diesem Geschäft keine Geduld haben"

24.2.2015, 05:58 Uhr
Fürth-Boss Hack:

© Foto: Sportfoto Zink

NZ: Vier Punkte aus den letzten beiden Spielen, nur ein Gegentreffer nach der Winterpause – das klingt doch nach einer ordentlichen Bilanz. Warum war die Angst vor dem Abstieg trotzdem größer als das Vertrauen in die Arbeit Frank Kramers?

Helmut Hack: Dieser Ansatz ist zu kurz gegriffen, ich habe immer weit mehr zu betrachten. Das erste Spiel nach der Winterpause gegen Ingolstadt (0:1, die Redaktion) war sicher eine große Enttäuschung, weil in der Vorbereitung doch so vieles so gut lief. Danach haben wir vor dem Spiel gegen St. Pauli die Mannschaft und den Trainer in die Pflicht genommen, was auch funktioniert hat. Nun mussten wir gegen Sandhausen aber auch die Menschen in Fürth wieder für uns gewinnen, und das war nicht der Fall.

 

NZ: Gab also die schlechte Heimbilanz den Ausschlag?

Hack: Fakt ist, dass wir seit dem 3. Oktober letzten Jahres (2:0 gegen Erzgebirge Aue, die Redaktion) kein Spiel im Ronhof mehr haben gewinnen können. Das ist beinahe die Bilanz eines Absteigers. Frank Kramer hat gute Arbeit geleistet, ich bin von ihm als Trainer und Mensch überzeugt, und das ist kein Lippenbekenntnis. Auch die Mannschaft hat im Training hart gearbeitet. Aber sie hat sich zuletzt in einer Form präsentiert, dass kein Mensch mehr an sie glauben konnte. Die Zuversicht ist verlorengegangen.

 

NZ: Und Kramers Vorgänger Mike Büskens steht jetzt als sein Nachfolger für einen Neuanfang?

Hack: Wir brauchen jetzt neue Kraft. Ich glaube ganz fest daran, dass Mike Büskens diese neuen Kräfte, Energie und viel Mut freisetzen kann.

 

NZ: Einige Berichte suggerieren ein schlechtes Verhältnis zwischen Ihnen und Frank Kramer. Entspricht es den Tatsachen, dass das Tischtuch zuletzt zerschnitten war?

Hack: Der Kontakt zwischen Frank Kramer und mir war bis zuletzt von Anstand und Offenheit geprägt. Wir sind jeden Schritt gemeinsam gegangen, ohne Wenn und Aber.

 

NZ: Und doch hatten Sie nicht mehr den Glauben daran, dass Frank Kramer die Probleme lösen kann . . .

Hack: Für mich gilt es in dieser Situation, den Trend zu bewerten, und die Leistungen der Mannschaft haben sehr oft nicht gestimmt. Da ist es doch klar und nur logisch, dass wir das insgesamt bewerten müssen. Und ich habe das alles sehr gewissenhaft überprüft.

NZ: Klingt es lediglich so, oder ist Ihnen dieser Schritt tatsächlich nicht leichtgefallen?

Hack: Das waren gewiss keine schönen Tage, das können Sie mir glauben. Aber in einer Freundschaft gehört auch die letzte Ehrlichkeit mit dazu. Und in diesem Fall muss man zwischen Freund und einer unbedingt notwendigen Veränderung differenzieren. Und einer im Verein muss diese Entscheidung treffen.

 

NZ: Sind Sie nicht traurig bei einem Blick in die Bundesliga, in der ehemalige Fürther wie Eddy Prib, Johannes Geis oder Felix Klaus eine gute Rolle spielen?

Hack: Das ist ein Teil unseres Geschäftsmodells, das ist ein Teil der Spielvereinigung, und damit ist es auch ein Teil unserer Existenz. Da kann ich nicht traurig sein. Ich kann aber in diesem harten Geschäft keine Geduld haben. Das ist bitter, aber es ist so.

 

NZ: Nach Trainerentlassungen stehen immer auch die jeweiligen Entscheider in der Kritik. Können Sie das nachvollziehen, weil der Rauswurf eines führenden Angestellten im Verein auch immer ein Eingeständnis eigener
Fehler ist?

Hack: In so einer Situation wird den Verantwortlichen immer alles um die Ohren gehauen, ganz egal was sie sagen und machen. Entscheidend aber ist, dass wir alle hier im Verein auch morgen noch in den Spiegel schauen können, weil wir gut mit diesem Thema umgegangen sind. Das gibt uns die Kraft, auch durch solch’ blöde Tage durchzugehen.

 

 

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