Fürth: Sobiechs Heimkehr für 90 Minuten

16.11.2012, 07:00 Uhr
Fürth: Sobiechs Heimkehr für 90 Minuten

© Zink

Es gibt Tage, an denen ist es schlichtweg zu kalt für Fußball. Und es gibt Tage, an denen ist es zu kalt, um beim Fußball, für den es noch nicht zu kalt ist, zuzusehen. Gestern war so ein Tag, in Fürth-Ronhof, am Nebenplatz des Stadions.

Vier Journalisten waren gekommen, sie setzten sich gleichzeitig in Bewegung, als Lasse Sobiech etwas eher als seine Kollegen das Training beenden durfte. Denn wenn es in dieser Woche jemanden zu befragen gibt bei der Spielvereinigung Greuther Fürth, dann ist es Lasse Sobiech.

Der Innenverteidiger ist in Schwerte geboren, einem Vorort von Dortmund. Knapp 15 Kilometer sind es von dort zum Stadion, mit elf wurde der kleine Lasse vom BVB entdeckt. Jahre später, Sobiech war mittlerweile bis auf stattliche 1,96 Meter gewachsen, wurde er von der Borussia erst zum FC St. Pauli und seit letzter Saison zur Spielvereinigung Greuther Fürth ausgeliehen. Am Samstag nun spielt das Kleeblatt in Dortmund und Lasse Sobiech hätte wohl auch bei diesem für ihn besonderen Spiel nur auf der Bank gesessen — wie bei allen elf Bundesligapartien bislang auch.

Doch es gibt Geschichten, die nur der Fußball schreibt, und eine davon handelt dank Thomas Kleine jetzt auch von Lasse Sobiech. Denn wie schon am Sonntag gegen Mönchengladbach (2:4), als er nach 14 Minuten für Zoltan Stieber aus taktischen Gründen eingewechselt wurde, wird der Verteidiger auch an diesem Wochenende von der Roten Karte gegen Kleine profitieren, der für ein Spiel gesperrt wurde.

„So ist das im Fußball“, findet auch Lasse Sobiech und sagt: „Auf so eine Chance wartet man als Bankspieler natürlich. Ob das dann durch Leistung oder eine Sperre passiert, ist letztlich egal. Man kann das nicht beeinflussen.“ Er wird in die Startformation neben Mergim Mavraj rücken, wenn mehr als 75000 Menschen gegen Fürth schreien.

Eine Tatsache, die Lasse Sobiech ins Schwärmen geraten lässt: „Es ist das allergrößte, in Dortmund zu spielen, im absolut besten Stadion. Ein Tor zu erzielen wäre für mich natürlich der Wahnsinn.“ Ein Tor erzielen? Als Innenverteidiger? Das hat der 21-Jährige in dieser Saison gleich dreimal geschafft, erst gegen die Schweiz mit der U21, dann gegen Hoffenheim mit Fürth in der Liga zum 3:3-Endstand. Am Dienstag hat Sobiech wieder in der U21 getroffen, gegen die Türkei. „Die Tore geben mir immer viel Auftrieb“, sagt er.

Gegen die Dortmunder Kumpels das erste Bundesligaspiel von Beginn an zu bestreiten, wenige Kilometer weg vom Elternhaus, ist für den Schwerter ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht. „Ich möchte meine Freude in Leistung umwandeln“, sagt er. Bis es am Samstag auf dem Platz soweit ist, muss er sich noch am Mobiltelefon gegen die Dortmunder wehren: „Da kommen einige SMS mit Frotzeleien von Mats Hummels und Neven Subotic.“

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