Fürther Fleißarbeit: Die Spielvereinigung ist echt sozial

9.11.2017, 14:27 Uhr
Kennt sich aus mit Fahrrädern und dem Kleeblatt: SpVgg-Profi Khaled Narey.

© Sportfoto Zink / WoZi Kennt sich aus mit Fahrrädern und dem Kleeblatt: SpVgg-Profi Khaled Narey.

Die Kleeblatt-Profis Khaled Narey und Serdar Dursun nehmen auf dem Fußballplatz völlig verschiedene Aufgaben wahr. An diesem Tag stehen jedoch beide mit Michael Schleinkofer, dem Athletiktrainer der Mannschaft, in der Fahrradwerkstatt der Kinderarche Fürth und beschäftigen sich mit denselben Dingen. Und die erfordern Fingerspitzengefühl.

Gemeinsam mit dem Sozialpädagogen Marcus Zmelty schrauben sie einen Vormittag lang an kaputten Fahrrädern. Insgesamt zehn Drahtesel sollen sie wieder flottbekommen und danach auf den Rahmen ein Kleeblatt sprühen. Die überholten und veredelten Räder werden dann im Verkauf der Kinderarche wichtige Einnahmen bescheren.

Zmelty erzählt

Zmelty überwacht in der engen Werkstatt die Arbeit der konzentriert werkelnden Fußballer und erzählt von seinem Arbeitsalltag. Jeden Donnerstag und Samstag kümmert er sich um straffällige Jugendliche. Die leisten hier ihre Strafstunden ab, ihre gemeinnützige Arbeitsauflage, als ambulante Hilfe. Zwischen zehn und 80 Stunden arbeiten sie unter Anleitung. "Sie führen hier Reparaturen durch oder bauen Räder im Sinne des Recyclings wieder auf, die dann auch wieder verkauft werden", erklärt Zmelty. 

Die gemeinnützige Einrichtung bietet die reparierten Räder zu sehr günstigen Preisen an. An den anderen Tagen der Woche steht die Werkstatt praktisch allen offen. Der "Social Day", wie ihn die SpVgg selbst nennt, bedeutet für die Kinderarche "Renommee und eine gute Gelegenheit, noch bekannter zu werden", hofft Zmelty. Der Draht zum Kleeblatt ist ohnehin da, nur ein paar Meter über den Hof des Gebäudekomplexes in der Theresienstraße hat das Fanprojekt Fürth seine Räume.

 Ein Stürmer repariert Handys

"Es ist toll, die Leute einmal zu treffen und ihnen auch die Basis von Fürth zu zeigen – was hier geht und was für Initiativen bestehen", zeigt sich Zmelty begeistert vom Engagement der Berufsfußballer. Khaled Narey untersucht gerade den Hinterreifen eines Fahrrads. "Das macht schon Spaß und ist mal ein anderer Einblick. Ich hätte nicht gedacht, dass man an einem Fahrrad so viele Sachen reparieren kann", sagt er.

Neben einfacheren Arbeiten wie Klingeln austauschen und Reflektoren erneuern, schrauben die Kicker auch an den Bremsen und den Gangschaltungen herum. Mit Erfolg. "Wir mussten selbst herausfinden, was an den Fahrrädern defekt ist und das dann reparieren", erklärt Narey.

Serdar Dursun bringt sogar ein bisschen Vorerfahrung mit: "Mir macht das wirklich Spaß, ich mag es, Sachen zu reparieren. Handys kann ich auch reparieren, zum Beispiel das Display austauschen. Aber die Fahrräder sind ehrlich gesagt komplizierter."

Narey möbelt zu Hause - Dursun will öfter kommen

Als kleiner Junge hat er mit seinem Vater ein bisschen an Fahrrädern geschraubt, erzählt er. "Als man klein war, hat man eben seine Spielsachen auch mal selbst repariert." Heute baut er immerhin noch Möbel zuhause auf: "Das dauert zwar und kostet Mühe und Zeit, aber am Ende klappt es."

Vor der Arbeit der Kinderarche haben beide Spieler großen Respekt. "Ich finde es gut, dass sowohl straffällige als auch ganz ‚normale’ Jugendliche hier hinkommen und ihre Zeit in einem guten Sinne vertreiben können. Das bringt auch wirklich Spaß. Ich überlege sogar, ob ich nicht auch zwei, drei Mal im Monat hierherkommen soll. Man hat ja Zeit und die kann man hier ja gut nutzen", sagt der Stürmer Dursun.

Der geschickteste Fahrradschrauber war am Ende des Vormittags übrigens kein Spieler, sondern Athletikcoach Michael Schleinkofer, der treffend zusammenfasste: "Wenn man weiß, wo man hinlangen muss und ein bisschen Liebe hineinsteckt, dann werden das wunderbare Räder." Wer die Kleeblatt-Zweiräder kaufen will, kontaktiert also besser schnell die Kinderarche. Sie werden wohl bald ausverkauft sein.

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