Fürths Pechvogel der Aufstiegssaison

19.5.2012, 09:27 Uhr
Fürths Pechvogel der Aufstiegssaison

© Sportfoto Zink

Ein Kuchen an einem lauschigen Sommertag kommt ja auch nicht ohne Bienen aus. Nur ist Zillner nun mal kein Imker und auch nicht als bekennender Honigfanatiker bekannt, weshalb dem schlaksigen Mittelfeldspieler dieser Tage anzusehen ist, wie sehr ihn die Situation tatsächlich nervt. Immerhin hat er inzwischen die Krücken beiseite stellen können, die ihn nach seiner Kreuzband-Operation wochenlang begleiteten.

Die schwere Knieverletzung, die er sich im Heimspiel gegen Karlsruhe Ende März zuzog, kam just zu einem Zeitpunkt, als er gerade zu einem wichtigen Teil im Erfolgspuzzle der Spielvereinigung geworden war. Kampfstark, robust in den Zweikämpfen, schnell Situationen erfassend und mit dem Blick für die Offensive – so hatte der in Passau geborene Niederbayer nach der Winterpause durchaus beeindruckt. Es sollten aber lediglich sieben Ligaeinsätze bleiben.

In den Monaten zuvor hatte er lange zuschauen müssen, wie andere an ihm vorbeizogen. Eine langwierige Fußverletzung, die er sich im Sommer vor seinem Wechsel im letzten Training beim Drittligisten SpVgg Unterhaching zugezogen hatte, behinderte ihn lange. Erst spät kam er auf Touren. „Er wird unser bester Neuzugang“, hatte Präsident Helmut Hack in weiser Voraussicht in der Winterpause orakelt – und er sollte Recht behalten. Beinahe wenigstens.

Erstmals kam Zillner Ende Dezember beim Kantersieg über Union Berlin zum Einsatz. Für ein paar Minuten durfte er schon mal Zweitligaluft schnuppern, und er hatte Blut geleckt. Im Pokal-Viertelfinale in Hoffenheim stand er erstmals in der Startelf und trat so auf, als hätte er sich schon immer mit gestandenen Bundesligaspielern gemessen: furchtlos, aggressiv, von sich und seinem Können restlos überzeugt.

Zillner ist es anzumerken, dass er seine Chance wahrnehmen will. Jetzt und hier. Lange genug hat’s schließlich gedauert, bis der Spätstarter mit 25 seinen ersten Profivertrag bei der Spielvereinigung unterschrieb. Nach dem ersten halben Jahr dachte er schon daran, Fürth wieder zu verlassen. Trainer Mike Büskens aber brachte ihn zum Umdenken, weil er von ihm überzeugt war. Und Zillner hat seine Entscheidung nicht bereut. Für Momente wie in Hoffenheim und im folgenden denkwürdigen Halbfinale gegen Doublegewinner Borussia Dortmund hat „Zille“, wie er im Mannschaftskreis nur gerufen wird, viele Zusatzschichten geschoben. Und genau das treibt ihn auch jetzt an. „Die Situation ist schon bitter, aber richtig schlimm wär’s gewesen, wenn ich gar nicht gespielt hätte.“

Das wird sich der Mittelfeldspieler in den letzten Wochen häufig gedacht haben. Die Minute, als die „Unaufsteigbaren“ das Ende des Traumas feierten, erlebte Zillner – wen wundert’s – natürlich nicht live vor Ort mit. Nach der Knie-OP hatte ihn eine Salmonellen-Vergiftung „völlig flach- gelegt“. Daheim in Waldkirchen sah er vom Fernseher aus zu, wie ganz Fürth feierte und die Gustavstraße zur Partymeile machte. „Deprimiert“ war er da, bei aller Freude. Seine Wünsche für das Debütjahr in der Bundesliga sind dementsprechend klar: „Ich will möglichst schnell wieder fit werden.“

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