Heute Rückrundenstart: Fürths sieben Fragezeichen

27.1.2017, 16:00 Uhr
Auf der Kommandobrücke: Der neue Kleeblatt-Kapitän ist der alte - aber mit einer anderen Positionsbeschreibung.

© Sportfoto Zink / WoZi Auf der Kommandobrücke: Der neue Kleeblatt-Kapitän ist der alte - aber mit einer anderen Positionsbeschreibung.

Fragezeichen Nummer eins ist der Gegner. "Es ist schwer, Sechzig einzuordnen", bekennt Janos Radoki. Der neue Löwen-Coach Vitor Pereira ist in der zweiten deutschen Liga ein unbeschriebenes Blatt – das kann andersherum ein Vorteil für die Spielvereinigung sein. Sandhausen, Aue, Heidenheim, Fürth? Bislang bestand die Welt des Portugiesen aus Meistertiteln mit dem FC Porto und Olympiakos Piräus, mit Fenerbahce Istanbul trat er zuletzt in der Europa League an.

Radoki warnt den Geheimlöwen

Seine Mannschaft schirmte der Portugiese so gut es ging im 16-tägigen Trainingslager in seiner Heimat ab. Beim Kleeblatt hat man dennoch "ein paar Informationen", wie Radoki verschmitzt lächelnd verrät, über die Testspiele des nächsten Gegners gesammelt. Fürths Coach wundert sich dennoch über die Münchner, "deren individuelle Qualität höher ist, als sie in der Hinrunde gezeigt haben". Seit Dienstag lässt Pereira in München hinter verschlossenen Türen trainieren. Die Fürther ziehen nach, nachdem ein Späher im Ronhof gesichtet worden war.

Arrivederci "Djoker": Die Zeit von Damjan Djokovic könnte eine kurze sein, der Mittelfeldmann stellt sich in La Spezia vor.

Arrivederci "Djoker": Die Zeit von Damjan Djokovic könnte eine kurze sein, der Mittelfeldmann stellt sich in La Spezia vor. © Sportfoto Zink / DaMa

Fragezeichen Nummer zwei: Im Trüben lag bislang auch der Grund, warum Damjan Djokovic in der letzten Woche der Vorbereitung Hals über Kopf die Kleeblattstadt verließ. Er stellt sich gerade beim italienischen Zweitligisten Spezia Calcio vor. Radoki lässt nun mit seiner Aussage über den 26-jährigen Kroaten tief blicken: "Wir brauchen eine Einheit in der Rückrunde, jeder muss daran arbeiten." Djokovic wollte sich offenbar nicht auf einen Konkurrenzkampf mit drei anderen im zentralen Mittelfeld einlassen.

Fragezeichen Nummer drei: die verletzten Spieler. Allen voran Sercan Sararer, der begnadete Techniker, hat sich in dieser Vorbereitung zum zweiten Mal vom Trainingsbetrieb abgemeldet. Diesmal ist es kein Problem mit den Adduktoren, das er aus Stuttgart mitgebracht hat, sondern ein Virus. Noch ist nicht klar, ob er das Abschlusstraining am Donnerstag mitmachen kann. "Die Laborwerte stehen noch aus", erklärt Radoki.

Klar ist, dass vier Spieler kein Thema für den Rückrundenauftakt sind: Veton Berisha (Individuelles Training nach Entzündung der Fußsehne), Zlatko Tripic (Leisten-OP), Jurgen Gjasula (Lauftraining nach Achillessehnenriss) und der dritte Torhüter Marius Funk (wird nach einer Entzündung erst jetzt am Kreuzband operiert). Ilir Azemi (24) hatte die Wintervorbereitung bei den Profis begonnen, ist aber mittlerweile wieder bei Thomas Kleine bei der zweiten Mannschaft im Training. "Ein kleiner Schritt zurück kann ihm helfen", hofft Radoki, "er soll jetzt erst einmal wieder in der U23 Spielpraxis sammeln".

Kleeblatt-Youngster "zwischen Anspannung und Entspannung"

Mehr Perspektive haben Christian Derflinger (22), David Raum (18) und Patrick Sontheimer (18). Die jungen Wilden haben ihre Chance in dieser Vorbereitung genutzt und dürfen auch in der kommenden Woche weiter mit den Profis üben. Sie sollen aber "zwischen Anspannung und Entspannung" von ihren Mannschaften (U19 und U23) zum Profikader hin- und herwechseln. Radoki traut ihnen noch nicht zu, auf höchstem Niveau konstant zu bleiben. Auf Einsätze hoffen dürften sie, lässt der Coach durchblicken. Aber bei ihnen lasse er noch mehr Geduld walten als bei den älteren Spielern.

Die alte Nummer eins bleibt die... Man kann sich's denken!

Die alte Nummer eins bleibt die... Man kann sich's denken! © Sportfoto Zink / WoZi

Fragezeichen Nummer vier: Die Torhüterfrage. "Balazs hat sein Niveau gehalten, Sascha seines nach oben geschraubt", lobt Radoki seine beiden Keeper. Er hält diesen Konkurrenzkampf für ein "Luxusproblem, wobei es ja nicht einmal ein Problem ist". Balazs Megyeri, der bisherige Stammtorhüter, wird seinen Platz nicht räumen müssen, Burchert bleibt die Nummer zwei.

"Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern", heißt es auch bei der Kapitänsfrage, womit Fragezeichen Nummer fünf zum Ausrufezeichen wird: Marco Caligiuri wird weiterhin die Binde tragen, muss demnach auch am Freitag auf dem Feld stehen. Allerdings nicht mehr als Innenverteidiger, sondern als Sechser. Vor einer neu einstudierten Dreierabwehrkette? Pssst, geheim.

"Ordentliche Spieler" auf dem Prüfstand

Fragezeichen Nummer sechs steht hinter der Transferpolitik: Der befürchtete große Umbruch bleibt vorerst aus. Manager Ramazan Yildirim spricht davon, "den Kader weiter zu optimieren". Je länger Personalentscheidungen dauern, desto schwieriger wird es aber für den Coach, darauf zu reagieren. Radoki sagt zwar, "da wird schon noch was passieren bis zum 31. Januar", doch es kristallisiert sich heraus: Sobald andere Zweitligisten um einen Spieler mitbieten, sind die Fürther raus aus dem Spiel.

Bei den beiden Testspielern Abdisalam Abdulkadir Ibrahim (25, Norweger, Viking Stavanger) und Sergiy Politylo (28, Ukrainer, vereinslos, zuletzt FK Dnipro) sieht es nach drei Trainingseinheiten eher nicht nach einer Verpflichtung aus. Radoki bezeichnet sie als "ordentliche Spieler". Ob man einen von ihnen fürs zentrale Mittelfeld verpflichte, "wird sich in den nächsten Tagen zeigen".

Siebtes und letztes Fragezeichen ist das Saisonziel: 49 Punkte und somit Platz eins in der ewigen Tabelle der zweiten Liga hieß es im Sommer. Der neue Kleeblatt-Coach sagt dazu: "Das war vor meiner Zeit. Wenn man sieht, wie die Zweitliga-Konkurrenten wie Bielefeld aufgerüstet haben, sollte man die Kirche im Dorf lassen." Die Floskel, dass man "von Spiel zu Spiel denken" müsse, verkniff er sich. Aber fürs Kleeblatt geht es wohl erst einmal darum, die neuen Ideen des Trainers zu verinnerlichen. 27 Gegentore sind viel zu viele.

Radoki arbeitet erst seit Ende November mit dem Kader, "dieser Prozess ist mit Sicherheit nicht abgeschlossen". Er lobte aber die "hervorragenden Bedingungen", die der beheizte Stadionrasen bot, während „andere Vereine im Süden mehr Schnee hatten als wir“. Wen er damit nur meint?

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