Fürths Tom Weilandt ist "raus aus dem Loch"

17.4.2014, 05:58 Uhr
Fürths Tom Weilandt ist

© Sportfoto Zink

Wolfgang Hesl beherrscht die Klaviatur aus Zuckerbrot und Peitsche. Wenn es nicht läuft, hebt der Spielführer vor den Journalisten verbal den Zeigefinger. Wenn auf dem Platz der Schlendrian einkehrt, wird der Torwart laut. Dass er auch anders kann, zeigte er in dieser Trainingswoche.

Als eine Torabschlussübung zu Ende war, zirkelten einige Spieler noch aus der Distanz ihren Ball aufs Tor. Hesl wehrte eine Bogenlampe von Thomas Kleine zum Spaß mit dem Kopf ab, woraufhin von der Seitenlinie lautes Gelächter aufbrandete. 30 Kinder, die gerade ein Fußball-Trainingslager der Spielvereinigung in den Osterferien besuchten, belagerten das Spielfeld. Fortan feuerten sie den Kapitän mit "Hesl, Hesl"- und ihren Lieblingsstürmer mit "Azeeemiii"-Rufen an und kommentierten jeden Torschussversuch lautstark. Die Spieler mussten lachen.

Die Stimmung vor dem Knaller am Ostersonntag gegen Verfolger Paderborn ist hervorragend an der Kronacher Hard. "Jeder will zocken, jeder hat Spaß", beschreibt es Shooting-Star Ilir Azemi. Einem stand das Lächeln aber besonders gut zu Gesicht: Tom Weilandt. Denn er ging mit dieser Gefühlsregung bis dato recht sparsam um.

Und das hat seinen Grund: Gegen Erzgebirge Aue (2:1) durfte der 21-Jährige erst zum zweiten Mal in dieser Saison 90 Minuten durchspielen. Sein erster Einsatz über die volle Distanz datiert vom ersten Spieltag gegen Bielefeld, als er beim 2:0 den ersten Fürther Saisontreffer erzielte. Es folgten zwei weitere Tore, dann ein Auf und Ab. Sieben mal meist spät eingewechselt, zehn mal vorzeitig raus. Das torgefährliche Mittelfeldtalent, das im Sommer von Hansa Rostock kam, schien am Tempowechsel von der Dritten in die Zweite Liga zu knabbern. Zumal in diesem jungen Alter. "Er war in einem Loch", beschreibt Trainer Frank Kramer die durchwachsene Saison von "Hille", wie sie ihn hier wegen seines Vaters, Hansa-Rostock-Legende Hilmar Weilandt, rufen. "Das ist bei so einem jungen Kerl aber nicht so schlimm, jetzt ist er auf dem aufsteigenden Ast."

Zu viele Gedanken gemacht

Die Belohnung folgte auf dem Fuß: Startelf-Einsatz beim 2:2 in Sankt Pauli (Kramer: "Da hat er es sehr gut gemacht"), weil Zoltan Stieber zuvor krank war. Nach einer Gelbsperre gegen Ingolstadt stand er gegen Aue wieder in der Startelf, obwohl Stieber fit war. Und am Sonntag, im Spiel des Jahres, stehen die Chancen erneut gut, denn der ungarische Nationalspieler drehte diese Woche mit Schmerzen im Schienbein nur Platzrunden. Weilandt wird also mit dem 19-jährigen Thomas Pledl die Außenbahnen im Mittelfeld besetzen, er selbst fängt rechts an, Pledl links, "aber es ist uns vorgegeben, dass wir während des Spiels ständig die Seiten wechseln", so Weilandt.

In Rostock, auf der Zehner-Position, war vor allem der letzte Punch eine seiner Stärken. In Fürth zeigt er das noch zu selten, wirkt mit seiner Körpersprache fast zu brav für die Kettenhunde der gegnerischen Defensive. Und vergibt er eine Chance, wie gegen Aue, als er in der zweiten Hälfte den Keeper schon umkurvt hatte, dann kommt Weilandt ins Grübeln — ähnlich wie Teamkollege Robert Zillner, der die Situationen danach hundertmal im Kopf abspult und sich nach dem Geschmack des Trainers eher zu viele als zu wenige Gedanken über sein Spiel macht.

Doch jetzt scheint es, dass "Hille" dank seiner neuen wichtigen Rolle im Team dies nun besser im Griff hat: "Ich wollte schnellstmöglich aus meinem Tief raus, und jetzt will ich nie wieder zurück. Ich fühle es, meine Stärke kommt wieder."

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