Ganz unten: Ismael mustert Wollscheid aus

19.12.2016, 14:39 Uhr
Ganz unten: Ismael mustert Wollscheid aus

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Gute Abwehrleistungen bleiben in Erinnerung. Besonders in Nürnberg. In der ersten Halbserie der an diesem Montag gegen Kaiserslautern endenden Punkterunde hätte man lieber mehr als weniger davon gesehen. Als Philipp Wollscheid noch für den Club verteidigte, war die Defensive meist Nürnbergs Trumpfkarte und nicht ein Trümmerhaufen, wie so ab und an in der Hinrunde - besonders in Braunschweig. Just nachdem der FCN dort mit 1:6 abgewatscht worden war, kehrte eben jener Philipp Wollscheid auf die Bundesliga-Bühne zurück.

"Er ähnelt ein bisschen dem jungen Mertesacker"

Beim Club hatte sich der 1,94-Meter-Hüne - 2009 eigentlich für die 2. Mannschaft geholt – in anderem Zusammenhang ebenso rasch ins Schaufester gestellt. "Er ähnelt ein bisschen dem jungen Mertesacker", lobte ihn mit Dieter Hecking bereits früh ein Mann, der Wollscheids Talent schon damals wertschätzte und ihn im November 2010 zu einem ersten Einsatz in Deutschlands höchster Spielklasse verhalf. Der Gegner damals: Der FCK, dem der FCN zum Abschluss der Hinrunde nun erneut in Nürnberg begegnet.

Trotz misslungenem Debüt (0:3) setzte Hecking auch danach den “Mertesacker aus Morscholz“, der bei einem kleinen Verein im kleinen Saarland einst die ersten fußballerischen Gehversuche unternommen hatte.

Und Wollscheid zahlte das Vertrauen seines Trainers zurück: Der Club-Aufsteiger spielte sich im rot-schwarzen Abwehrzentrum fest und bildete in der Rückrunde 2010/11 mit Andreas Wolf dort ein starkes Innenverteidiger-Duo. Mit beeindruckender Abgeklärtheit im Zweikampfverhalten machte Wollscheid auch in der Folgesaison Eindruck - und spätestens da auch Nürnbergs Bundesliga-Konkurrenz auf sich aufmerksam. Sieben Millionen Euro sollte der FCN im Anschluss für ihn kassieren - für den klammen Club eine Rekordsumme.

In Leverkusen, wohin der Saarländer im Sommer 2012 wechselte, schien es für das von Sportchef Rudi Völler als “Juwel“ geadelte Talent ähnlich positiv weiterzugehen. Wollscheid war in in der Defensivzentrale der Werkself gesetzt. Erst 2013/14 wurden die Einsätze weniger und die Leistungen des zweimaligen Nationalspielers schwächer. Dass es ab der sich anschließenden Saison wieder aufwärts gehen sollte, erwies sich als Irrglaube. Als Leihspieler in Mainz scheiterte Wollscheid krachend, was allerdings auch zahlreichen Verletzungen geschuldet war. Diesen Karriereknick galt es nun auszubügeln, was dem Ex-Nürnberger auf der Insel gelang. Bei Stoke City war der inzwischen 27-Jährige in der zurückliegenden Saison wieder unumstrittener Stammspieler und empfahl sich in der Premier League für eine Rückkehr in die Bundesliga.

Zurück zum Förderer - Ärger mit dem Nachfolger

Es erstaunte also wenig, als im Spätsommer dieses Jahres mit Dieter Hecking – in Wolfsburg schon länger Geschichte - ausgerechnet Wollscheids Förderer seinen ehemaligen Schützling in die Autostadt lotste. Man einigte sich mit Stoke auf ein Engagement auf Leihbasis, bei gegenseitigem Gefallen hätte der VfL Wollscheid kaufen können.

Dass er es nicht machen wird, ist eigentlich jetzt schon klar. Erst dreimal durfte der Abwehrmann in dieser Saison bislang auf Feld, ohne dabei überzeugen zu können. Beim 1:0 gegen Frankfurt befand sich der 27-Jährige nicht einmal mehr auf der Bank. Ein Grund dafür, wie nun der kicker berichtet: In der zurückliegenden Woche muss Wollscheid gegenüber einem Mitglied des Trainerstabs verbal daneben gelangt haben. "Es ist was passiert", kommentiert dies Trainer Valerien Ismael, der ebenfalls eine Nürnberger Vergangenheit hat und fügt an "er trainiert erst einmal individuell."

Wollscheids Dilemma: Für einen dritten Verein darf er 2016/17 nicht mehr spielen. In Stoke, wo er Vertrag bis 2018 hat, nun aber auf andere Spieler  gesetzt wird, sind seine Dienste inzwischen nicht mehr gefragt.

Grund genug für einige Club-Fans, um über ein Engagement des Abwehrriesen, der in Leverkusen, Wolfsburg und auf der Insel sicherlich allerdings sehr gut verdient hat, ab Sommer nachzudenken. In den Fanforen wird darüber rauf- und runterdiskutiert. Gute Leistungen in der Defensive bleiben eben in Erinnerung.

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