Gebhart: Aus dem Fanblock auf die Ersatzbank

11.8.2014, 05:58 Uhr
Gebhart: Aus dem Fanblock auf die Ersatzbank

© Foto: Zink/DaMa

Wenn sich die Zigarettenbürschle Montagnachmittag am Hauptmarkt treffen, um sich auf den Weg zum Zweitliga-Derby (20.15 Uhr/Sport1) nach Fürth zu machen, wird Timo Gebhart fehlen. Zigarettenbürschle — so hat die Zeit einst jene Nürnberger Fans getauft, die die Pokal-Niederlage gegen die Spielvereingung Greuther Fürth kurz vor Weihnachten 2011 zum Anlass nahmen, den Innenraum des Frankenstadions als Bühne zu nutzen, um sich dort nach Kräften lächerlich zu machen. Die Rückkehr der Zigarettenbürschle — unter diese Überschrift hat der kleine, noch nicht gänzlich ironiebefreite Teil der Ultras dann im November 2012 einen Ausflug in den Ronhof gestellt, als man sich zum ersten Mal seit dem Platzsturm wieder traf.

Einer dieser Zigarettenbürschle war damals Timo Gebhart. Nürnbergs Mittelfeldspieler verpasste verletzt das erste Nürnberg-Fürther Derby in der Bundesliga, wollte aber trotzdem dabei sein und nahm eine Einladung der Fans an, sich das Spiel gemeinsam im Gästeblock anzusehen. Also stand Gebhart in einer der ersten Reihen, gekleidet in Klamotten, die man in Fankurven eben so trägt, und sah eine Partie, der der Mittelfeldspieler Timo Gebhart vielleicht ganz gutgetan hätte. Es ging nämlich sehr verkrampft zu auf dem Platz, spielerische Leichtigkeit — so wie sie Gebhart in seinen besten Momenten darzustellen weiß — sah man nicht, stattdessen zwei Platzverweise (auf jeder Seite einen) und auch ansonsten viel Krampf.

Das Rückspiel sah Gebhart dann wieder im Fanblock, wieder fehlte er verletzt, was viel aussagt über seine Zeit als Nürnberger Vertragsspieler. Gebhart kam einst als Hoffnungsträger nach Nürnberg, knapp eine Million Euro überwies der Club an den VfB für einen Spieler, der früh zu den talentierteren des Landes gehörte und der noch ein wenig früher verstanden hatte, welcher Reiz einem Derby im Fußball innewohnt. In Memmingen, wo Gebhart geboren wurde, heißt das Derby Ballspielclub gegen Fußballclub, Gebhart hat als Kind für beide auf dem Platz gestanden. "Das war zwar alles viel kleiner, aber für uns waren das Höhepunkte der Saison", sagt Gebhart. Saisonhöhepunkte sind die Derbys für Gebhart immer geblieben, egal, wessen Trikot er gerade getragen hat. Nach dem des BSC Memmingen folgte das des FC, ehe er für den TSV 1860 München im Stadtderby gegen den FC Bayern auf dem Platz stand und später mit dem VfB Stuttgart das schwäbisch-badische Derby gegen den Karlsruher SC miterlebte.

Anstrengende Spiele, sagt Gebhart, sind diese emotional aufgeladenen Nachbarschaftsvergleiche: "Schon in der Woche zuvor bist du angespannter als bei anderen Partien, es herrscht viel mehr Aufregung im Umfeld."

"Die leben den Verein"

Er selbst kann dieses aufgeregte Umfeld ein wenig besser verstehen, seit seinem Ausflug in den Fanblock. "Die Atmosphäre und Stimmung im Block bekommt man als Spieler so gar nicht mit, da man sich auf sein Spiel konzentriert. Im Block habe ich die Unterstützung und die Gesänge hautnah miterlebt und bekam am eigenen Leib mit, wie sehr die Fans den Verein leben. Das wusste ich zwar vorher auch schon, aber im Block wurde es mir noch bewusster." So lässt sich Gebhart auf der Homepage des 1. FC Nürnberg zitieren.

Heute Abend will er sein gesteigertes Bewusstsein für das Derby wieder auf dem Platz unter Beweis stellen. Diesmal ist Gebhart nämlich nicht verletzt, wenngleich ihn Trainer Valerién Ismaël in der letzten Trainingswoche nicht immer hat mitmachen lassen, weil er Angst hatte, dass der von einem Infekt geplagte Gebhart den Rest der Mannschaft zur Unzeit auch noch ansteckt. Jetzt ist alles ausgestanden, Gebhart wird — weil er in Sachen Kondition nach seiner langen Absenz im Vorjahr immer noch Nachholbedarf hat — zunächst auf der Ersatzbank sitzen. Auf einen Einsatz hofft er trotzdem, es wäre sein erstes fränkisches Derby auf dem Platz — geht das dann aus Sicht des 1. FC Nürnberg auch noch gut aus, freuen sich im Fanblock auch die Zigarettenbürschle.

Nürnberg: Schäfer; Pachonik, Stark, Pinola, Ramirez – Petrak – Koch, Schöpf, Füllkrug – Pekhart, Sylvestr.

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