Geht doch! Die Ice Tigers gewinnen gegen Mannheim

5.1.2016, 22:01 Uhr
Meisterprüfung bestanden: Gegen DEL-Champ Mannheim kehrten die Ice Tigers in die Erfolgsspur zurück.

© Sportfoto Zink Meisterprüfung bestanden: Gegen DEL-Champ Mannheim kehrten die Ice Tigers in die Erfolgsspur zurück.

In der Geschichte der Ice Tigers sind alle großen Niederlagen mit den Mannheimer Adlern verbunden: Gegen keine andere Mannschaft der Deutschen Eishockey-Liga haben sie öfter verloren. Keine andere Mannschaft hat sie in den Playoffs derart gedemütigt. Und natürlich waren es die Adler, die Nürnberg 1999 und 2007 zum Vizemeister gemacht hatten. Vollkommen wehrlos hatte sie sich dabei nicht ergeben. In Internetforen schreiben die besonders enttäuschten Nürnberger Eishockey-Fans nicht von Mannheim, sie schreiben von Mnnhm.

In dieser Saison hatten sie die Vokale bedenkenlos wieder einsetzen können. Nach mehr als fünf Jahren bitter enttäuschten Hoffnungen gewann die Mannschaft von Rob Wilson im Oktober tatsächlich 3:1 in Mannheim und sechs Wochen später noch einmal 3:2. Für diesen Jahrgang schienen die Adler mehr Aufbau- als Angstgegner zu sein. Das spannende 5:3 vor 6846 Zuschauern verstärkte diesen Eindruck sogar noch.

Marc El-Sayed, in Mannheim einst zum DEL-Profi ausgebildet, fehlte wegen einer Grippe kurzfristig ebenso wie die Langzeitverletzten Andreas Jenike, Jochen Reimer und Yasin Ehliz. Verteidiger Kyle Klubertanz übernahm nach verheerenden Defensivleistungen in den jüngsten Partien die Rolle des überzähligen Ausländers. Ein Ice Tigers, der seine Absenz selbst angekündigt hatte, nahm dafür wie immer seinen Platz neben Cheftrainer Rob Wilson ein. Martin Jiranek war zur Überraschung bereits am Dienstagnachmittag von seiner Scouting-Tour zurückgekehrt und sah am Abend eine stark verbesserte Nürnberger Mannschaft. Konzentrierter, körperlich und gedanklich schneller wirkten die Ice Tigers als noch 51 Stunden zuvor beim 2:4 gegen den EHC München. Die Gäste gingen zwar durch ein Traumtor in Führung – einen Diagonalpass so präzise unter die Latte zu setzen, gelingt in der DEL nur zwei Spielern: dem 39 Jahren alten Steven Reinprecht und dem noch einmal zwei Jahre älteren Mannheimer Glen Metropolit, der so für das 0:1 sorgte (15.). Exakt 60 Sekunden später aber verlor Nationaltorhüter Dennis Endras auf der anderen Seite einen Bandenzweikampf gegen Leo Pföderl, Dany Heatley traf ins leere Tor (16.).

Nach der ersten Pause übernahmen die Ice Tigers endgültig das Spiel. 18:6 Schüsse wurden im zweiten Drittel für die Gastgeber notiert, Chancen wurden erarbeitet – und fahrlässig vergeben. Dave Steckel, Marius Möchel und Dany Heatley scheiterten, obwohl sie bereits das Weiße in den Augen von Endras gesehen haben müssen. Mannheim wehrte sich mit vielen, meist geahndeten Stockfouls – und immerhin Brandon Segal fälschte einen Borer-Schuss während einer der vielen Power-Play-Möglichkeiten ab (22.). Es war aber Patrick Reimers ausnahmsweise gefühlvoll ins Tor geschobener Puck, der das Zwischenergebnis Nürnbergs Überlegenheit zumindest ein wenig anpasste (28.). Die Vorentscheidung sollte dann bei einer 93-sekündigen doppelten Überzahl fallen, der deutsche Meister aber war noch nicht geschlagen. Ronny Arendt nutzte den Übermut Derek Joslins zum 3:2 bei Mannheimer Unterzahl.

Mit Beginn des Schlussdrittels zog sich Nürnberg dann zurück, als ob sie den Ausgleich bereits in der Kabine akzeptiert hätten. Der ansonsten herausragende Steckel legte den Puck dann vor, Leo Pföderl konnte Christoph Ullmann nicht an Drehung und Torschuss hindern und Tyler Beskorowany hätte das kurze Eck auch besser abdecken müssen – dass 3:3 (45.) war keine Überraschung, es hatte sich angekündigt. Diesmal aber wiederholte sich die Geschichte nicht, wie oft hatte ein Mannheimer, oft ein ehemaliger Nürnberger, in solchen Phasen endgültig die Luft genommen. Diesmal schlug ein ehemaliger Adler zurück. Kurtis Foster, 2015 Meister mit Mannheim, war überhaupt nicht aufgefallen – bis er den Puck von der Bande aus an Endras vorbei drosch (53.) Das Spiel ging mit einer großartigen Parade von Tyler Beskorowany, Steckels Treffer ins leere Tor (60.) und mit dem ersten Saisonsieg vor mehr als 6000 Zuschauern zu Ende. Am Freitag geht es an selber Stelle gegen die Berliner Eisbären weiter – noch so ein Angstgegner.

Nürnberg: Beskorowany; Joslin/Foster, Printz/Borer, Martinovic/Nowak – Heatley/Steckel/Pföderl, Möchel/Murley/Segal, Pfleger/Reinprecht/P. Reimer, Weber/Buzas/Oblinger. - Tore: 0:1 Metropolit (14:27), 1:1 Heatley (15:27), 2:1 Segal (21:11/5-4), 3:1 P. Reimer (27:50), 3:2 Arendt (38:04/4-5), 3:3 Ullmann (44:24), 4:3 Foster (52:06), 5:3 Steckel (59:59/4-6). - Schiedsrichter: Iwert/Schukies. - Zuschauer: 6846.

1 Kommentar