Grindel ist weg! Der DFB sucht einen neuen Chef

3.4.2019, 08:27 Uhr
Grindel ist weg! Der DFB sucht einen neuen Chef

© Christian Charisius / dpa

Nach dem Rücktritt von DFB-Präsident Reinhard Grindel beginnt beim Deutschen Fußball-Bund die Suche nach einem neuen Chef. Wie schon nach dem Aus von Grindels Vorgänger Wolfgang Niersbach im Herbst 2015 im Zuge des Sommermärchen-Skandals liegt die Interimsführung bis zum nächsten DFB-Bundestag am 27. September bei Ligapräsident Reinhard Rauball und dem Chef der Amateurverbände, Rainer Koch. Die öffentliche Debatte geht nach den moralischen Verfehlungen von Grindel - wie dem letztlich entscheidenden Uhrengeschenk von Grigori Surkis aus der Ukraine – über die reine Chef-Personalie aber weit hinaus.

"Der deutsche Fußball braucht jetzt viel" 

Der Ruf nach einer grundlegenden Strukturreform des Verbandes mit seinem komplizierten Gebilde aus vielen Amateurvertretern und der einflussreichen Profi-Fraktion als sich stetig bekämpfenden Polen wird immer lauter. "Amateur- und Profivertreter sind nun gemeinsam gefordert, bis zum kommenden DFB-Bundestag die Weichen für die Zukunft zu stellen. Nicht nur sportlich, sondern auch mit Blick auf die Positionierung in der Gesellschaft steht der DFB vor enormen Herausforderungen", sagte Rauball, der im Sommer als Ligapräsident aufhört.

 

"Der deutsche Fußball braucht jetzt viel, aber keine ermüdenden Diskussionen über Namen. Der DFB ist nun vor allem aufgefordert, seine Strukturen zu prüfen und sich weiterzuentwickeln", sagte Vizepräsident Peter Frymuth der Rheinischen Post.

Matthäus und die Schultern 

Auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht die Zeit für grundlegende Veränderungen gekommen. "Ich glaube, auch der DFB hat sich enorm vergrößert und er muss sich auch breiter aufstellen an der Spitze, er muss die Verantwortung auf mehr Schultern verteilen", sagte er bei Sky. Eine entscheidende Frage wird sein, ob der nächste DFB-Chef weiter als Ehrenamtler den Posten ausüben soll. Den Strukturen im Spitzenfußball wird diese Praxis schon lange nicht mehr gerecht. Bis zum Bundestag steht der DFB vor schweren Aufgaben. Die komplizierte wie unpopuläre Regionalliga-Reform muss noch gestemmt werden. International muss man sich positionieren, ob Fifa-Chef Gianni Infantino am 5. Juni im Amt bestätigt werden soll. Da mischt auch Grindel als Mitglied der Uefa-Exekutive und des Fifa-Councils weiter mit. Dass er diese Ämter behalten darf, ist eine taktische Erwägung des DFB. Würde er sie aufgeben, wäre derzeit überhaupt nicht gesichert, dass ein deutscher Kandidat nachrückt.

Während sich 2015 eine Kandidatur des damaligen DFB-Schatzmeisters Grindel zumindest schon abzeichnete, ist diesmal völlig offen, wer den DFB aus der nächsten großen Krise führen soll. Klar machte die bereits bekannte Doppelspitze bislang nur: Die neue Führungskraft soll nicht aus dem Kreis des jetzigen Präsidiums kommen - DFB-Direktor Oliver Bierhoff scheidet damit aus dem Kreis möglicher Kandidaten aus. Philipp Lahm wurde schon nach dem WM-Desaster und dem schlechten Krisenmanagement Grindels in der Foto-Affäre um Mesut Özil und Ilkay Gündogan im Sommer 2018 als möglicher Kandidat genannt. 

Und was ist mit Völler? 

Doch der Ehrenspielführer winkte schon am Montag prophylaktisch mit Verweis auf das Aprilscherz-Datum ab. Lahms Ex-Nationalmannschaftskollege Christoph Metzelder gilt ebenso als charismatische Führungskraft mit Integrationspotenzial und erfüllt damit eine Bedingung für das Profil den nächsten DFB-Präsidenten. In jedem Fall dürfte der Markt nach einem Kandidaten mit ausreichend Fußball-Background abgesucht werden - das war ein Grundmangel bei Grindel.

Stuttgarts Sportvorstand Thomas Hitzlsperger, der mit Lahm und Metzelder die WM 2006 und die EM 2008 spielte, hat DFB-Erfahrung als Vielfaltsbotschafter. Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler konnte 2000 nicht nein sagen, als der DFB dringend einen Teamchef brauchte. 

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