"Groundhopping": Fußballromantiker berichtet in Fürth

1.4.2015, 17:21 Uhr

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Herr Bodde, in welchem Stadion waren Sie zuletzt?

Tom Bodde: Im Stadio San Nicola des italienischen Zweitligisten FC Bari 1908.

Was hat Sie dort begeistert?

Bodde: Das Stadion ist richtig kultig mit den offenen Bereichen zwischen den Tribünen im Oberrang. Die Unterstützung der Curva Nord (Nordkurve, d. Red.) ist dort überwältigend – vor allem angesichts der Tatsache, dass Bari zur Zeit einen sehr schlechten Fußball spielt.

Das kennt man in Fürth derzeit nur zu gut. Sie versuchen, bei all Ihren Reisen Teil der örtlichen Fankultur zu sein. Wie kam es dazu?

Bodde: Schon seit meiner Kindheit bin ich neugierig und abenteuer- und reiselustig. Ich möchte erfahren, warum die Fans bestimmte Dinge im Stadion tun. Ich möchte essen, was die Menschen vor Ort essen. Deshalb lese ich vorab viel über den Verein und studiere die Klubgeschichte, um zu verstehen, was die Anhänger eigentlich singen.

 

Haben Sie damit auch schon schlechte Erfahrungen gemacht?

Bodde: Leider ja. Bei Ferencváros in Budapest stand ich inmitten von 3000 Fans, die den Hitlergruß machten. Und bei Ankaragücü in der Türkei gab es Krawalle, als die Heimmannschaft in letzter Minute das Spiel verlor – da musste ich fliehen.

Was macht ein schönes Stadion in Ihren Augen aus?

Bodde: Es sollte Teil der jeweiligen Umgebung sein. Die neuen Arenen sehen alle aus wie Hallen, die überall stehen könnten. Die kann man nur noch anhand der Farbe der Sitze unterscheiden. Ich liebe es, wenn Häuser, Hügel oder sogar eine Straße im Hintergrund zu sehen sind.

Und welches ist jetzt Ihre Nummer eins?

Bodde: Schwierig. Es gibt so viele tolle Stadien auf der Welt. Aber wenn ich eines wählen müsste: das Kleanthis Vikelidis Stadion von Aris Saloniki in Griechenland. Das liegt mitten zwischen den Häusern in einem Wohnviertel.

So wie der Fürther Ronhof. Waren Sie schon einmal dort?

Bodde: Sogar schon öfters. Ich mochte die alten Holzbänke unter der Stahlrohr-Tribüne. Außerdem hat mir die Unterstützung der Fans und deren Gastfreundlichkeit enorm gefallen. Deshalb freue ich mich auf den Vortrag.

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