Gutgelauntes Gähnen: Island raubt Gislason den Schlaf

29.6.2016, 21:35 Uhr
"Es ist ein Trend": Rurik Gislason - hier in der letzten Sommervorbereitung schussgewaltig gegen Schweinfurt - hofft auf die Weltmeisterschaft 2018.

© Sportfoto Zink / DaMa "Es ist ein Trend": Rurik Gislason - hier in der letzten Sommervorbereitung schussgewaltig gegen Schweinfurt - hofft auf die Weltmeisterschaft 2018.

Herr Gislason, wie war’s im Autokorso?

Gislason (lacht): Es gab keinen. Ich habe aber nicht einschlafen können, bis ungefähr vier Uhr lag ich wach. Dabei hatten wir am Dienstag doch einen Laktattest. Normalerweise genieße ich es, Fußball zu schauen. Am Montag war es anders.

Nachtfüllender Adrenalinschub

Wie anders?

Gislason: Adrenalin ist durch meinen Körper geflossen, die ganze Nacht.

Haben Sie in der Ferne ein paar Tränen verdrückt?

Gislason: Nein, ich bin doch ein Mann (lacht). Ich war abends mit Hanno (Behrens, d. Red.) in einer Bar, danach bin ich nach Hause gegangen. Ich lebe allein in Nürnberg, es gab also keine Party im Hause Gislason.

 

Welche Gedanken sind Ihnen spätnachts durch den Kopf gejagt?

Gislason: Schlaf ein! Ich hab’ einige Tricks ausprobiert, aber keiner hat geholfen. Im Ernst: Es ist alles so unglaublich.

Wie haben Ihre Club-Kollegen reagiert? Standing Ovations in der Kabine?

Gislason: Am Abend davor sagten einige: Heute ist game over für Island: Ich sagte: Wir werden sehen.

Was überwiegt: Der Stolz auf Ihr Land und Ihre Nationalelf? Oder die Enttäuschung, nicht dabei zu sein?

Gislason: Das ist wirklich eine schwierige Frage. Natürlich bin ich stolz, sehr sogar, die meisten in der Mannschaft sind sehr gute Freunde von mir. Aber selbstverständlich bin ich auch enttäuscht, nicht dabei zu sein. Immerhin spiele ich seit über zehn Jahren für Island. Nur jetzt sollte es nicht sein, so ist Fußball. Ich freue mich aber für die Jungs.

Urlaubsplanung via WhatsApp

Hatten Sie hinterher mit dem einen oder anderen Kontakt?

Gislason: Ich habe gestern Vormittag mit einigen gesprochen. Außerdem gibt’s eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe. Da wird ein Urlaub organisiert, nach der EM, Ort und Zeit hängt vom Turnierverlauf ab.

Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

Gislason: Die Art und Weise, wie wir füreinander spielen. Wir arbeiten hart, und das möglichst effektiv. Unser Trainer Lars Lagerbäck ist ein Taktikgenie. Wir rennen nicht nur, um gerannt zu sein. Es folgt alles einem Plan, es ist alles durchdacht. Die meisten sind seit der U17 zusammen und kennen sich noch länger.

Klingt nach großer Harmonie . . .

Gislason: Wir sind alle gute Freunde, und das ist sehr wichtig für den Teamgeist. Die Stimmung ist einfach fantastisch.

Haben Sie mal überlegt, als Fan nach Frankreich zu fahren?

Gislason: Nein, nicht wirklich. Ich habe zu den Vorrundenpartien als Experte für einen isländischen Fernsehsender gearbeitet. Die haben mich genommen, weil ich viele Geheimnisse kenne und Insiderwissen habe.

Kein One-Hit-Wonder

Geht das jetzt so weiter mit Island?

Gislason: Es ist sicher kein One-Hit-Wonder. Es ist ein Trend. Schon in der Qualifikation für die WM 2014 waren wir nah dran. Die meisten Spieler sind im besten Fußballeralter. Sie werden noch besser.

Was ist bei der EM noch möglich?

Gislason: Wer oder was soll uns denn stoppen? Frankreich im Viertelfinale am Sonntag wird schwer, aber wir haben Österreich besiegt und England und sind ungeschlagen. Wir wollen mehr!

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