Hack nach verkorkster Saison: "Ich brauche keine Lorbeeren"

27.5.2015, 10:18 Uhr
Die Freude über den geschafften Klassenerhalt trotz einer miserablen Leistung bei der 0:2-Niederlage in Leipzig hielt sich bei Helmut Hack in Grenzen. Enttäuscht zeigte sich der Präsident der SpVgg Greuther Fürth zwei Tage danach angesichts der auf ihn niederprasselnden Kritik.

© Sportfoto Zink Die Freude über den geschafften Klassenerhalt trotz einer miserablen Leistung bei der 0:2-Niederlage in Leipzig hielt sich bei Helmut Hack in Grenzen. Enttäuscht zeigte sich der Präsident der SpVgg Greuther Fürth zwei Tage danach angesichts der auf ihn niederprasselnden Kritik.

„Eine schlechte Saison genügt, um 19 erfreuliche Jahre infrage zu stellen“, stellte er in einem Exklusivinterview mit der NZ fest.

NZ: Haben Sie den Auftritt in Leipzig, der eine Achterbahnfahrt der Gefühle war, inzwischen verdaut?

Helmut Hack: Natürlich bin ich erleichtert, dass wir nach dieser
grottenschlechten Saison den Klassenerhalt geschafft haben. Einmal mehr haben wir aber gegen RB versagt. Am Ende des Tages ist klar, dass damit die Hauptverantwortung bei mir liegt, auch wenn ich da unten nicht gespielt habe. Auch nicht in Heidenheim . . .

NZ: War der Umbruch im Kader nach der erfolgreichen Saison ein Jahr zuvor nicht zu groß?

Hack: Das ist alles müßig. Fakt ist, dass wir eine ganz schlechte Saison gespielt haben und hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Ein Jahr zuvor war der Umbruch noch größer, und wir sind trotzdem in die Relegation gekommen. In Fürth wird es immer so sein, dass Spieler bei Angeboten nach oben gehen. Diese Entwicklung lässt sich nicht ändern. Diesmal wird der Umbruch wesentlich kleiner ausfallen, denn wir haben keine Spieler, an denen die Bundesliga interessiert ist.

NZ: War die Trennung von Trainer Frank Kramer nicht ein falscher Schritt?

Hack: Das weiß doch kein Mensch. Es hätte auch anders kommen können. Wir alle im Verein wissen, dass Frank ein guter Trainer ist. Aber wir haben angesichts der Abstiegsnöte reagiert und waren alle für einen Wechsel.

NZ: Nachfolger Mike Büskens hat zwar das Ziel erreicht, aber die Erwartungen dennoch nicht erfüllt. Bleibt er weiter Trainer der Kleeblättler?

Hack: Wir alle müssen erst einmal richtig durchschnaufen und in Ruhe bedenken, was für die Zukunft richtig ist. Alle, die in der Verantwortung
stehen, haben viel Kraft gebraucht. Wir handeln nach dem Motto „Erst denken und dann reden“.

Vorwurf der Alleinherrschaft steht im Raum

NZ: Ihnen wird von verschiedenen Seiten Alleinherrschaft vorgeworfen. Wie gehen Sie damit um?

Hack: Es fällt mir sehr, sehr schwer, darauf einzugehen. Da wird, was ich in 19 Jahren mit teilweise 15 Stunden am Tag geleistet habe, mit Füßen getreten. Vergessen wird, welchen Respekt wir uns in dieser Zeit
erworben haben. Dies darf nicht an einer einzigen schlechten Saison festgemacht werden. Fakt ist, dass wir in diesem Verein viele richtig gute Leute haben. Mit ihnen ist in diesen 19 Jahren sehr viel Positives geleistet worden. Dass auch manche Fehler passieren, ist doch völlig normal. Die Spielvereinigung Greuther Fürth ist finanziell zwar limitiert, aber sie hat keine Schulden und bekommt die Lizenz immer ohne Auflagen. Ich weiß, was ich tue, und ich brauche keine Lorbeeren, denn mir geht es immer nur um den Verein und die Menschen, die hier beschäftigt sind.

NZ: Wie sieht der Präsident die Zukunft des Vereins?

Hack: Es darf nicht vergessen werden, dass wir in wirtschaftlicher Hinsicht zum letzten Drittel gehören. Es gibt viele Vereine in der Liga, die viel mehr Geld als wir haben. Deshalb wird es für Fürth in der Zukunft immer schwerer. Ein paar Worte zur Kaderplanung: Sie erfolgt gemeinsam mit dem Trainer, der sportlichen Leitung und einem Team sowie dem Präsidenten. Dies ist in Fürth so und auch in Nürnberg nicht anders. Und eine Tatsache darf nicht vergessen werden: In Leipzig werden 16 Spieler weggeschickt, die man für viele Millionen geholt hat. Der Verein beschäftigt zehn Scouts, die in der ganzen Welt umhersausen und Spieler beobachten. Dennoch wurde RB nur Sechster. Wenn ich da Vergleiche ziehe, muss ich feststellen, dass wir bei uns mit den fähigen Leuten fleißig arbeiten müssen, um als kleiner Verein einigermaßen mithalten zu können.

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