Hadern? Zweifeln? Jetzt spricht Club-Vorstand Bornemann

9.1.2019, 05:41 Uhr
"Es ist nicht so, dass wir uns schämen müssten in der Bundesliga zu sein und nur elf Punkte zu haben“, findet Nürnbergs Sportvorstand Andreas Bornemann, der bei Transfers auch im Winter auf Geduld setzt.

© Foto: Daniel Marr/Zink "Es ist nicht so, dass wir uns schämen müssten in der Bundesliga zu sein und nur elf Punkte zu haben“, findet Nürnbergs Sportvorstand Andreas Bornemann, der bei Transfers auch im Winter auf Geduld setzt.

Herr Bornemann, wie hat Ihnen das Testspiel gegen Zwolle gefallen?

Bornemann: In einem Trainingslager ist es immer schwierig, ein Urteil zu fällen. Es waren ein paar gute Ansätze zu erkennen, andere Sachen haben uns weniger gut gefallen. Die Einheiten hier haben doch eine gewisse Intensität, außerdem wechselt man viel, es sind Spieler aus der U21 mit dabei.

Michael Köllner hat auf Facebook von einer "offensiv sehr guten Partie" geschrieben, zumindest in der ersten Halbzeit. Sollte er sich hin und wieder in seinen öffentlichen Beurteilungen nicht ein wenig zurücknehmen?

Bornemann: Es ist doch immer die Crux, dass man als Außenstehender wahrscheinlich andere Sachen sieht und bewertet als der Trainer. Das Ergebnis ist nicht alles, ob es einem gefällt oder nicht. Als Trainer hat man eben manchmal eine etwas andere Perspektive und Sichtweise. Er weiß genau, was die Tage davor passiert ist, welche Schwerpunkte gesetzt sind, vielleicht auch gerade für dieses Spiel. Für ihn zählt nur, was er davon gesehen hat und was nicht. Wir hätten in der ersten Halbzeit tatsächlich noch die eine oder andere Möglichkeit mehr herausspielen können, wenn ein paar Kleinigkeiten gestimmt hätten. Viel hat nicht gefehlt.

 

Das sieht nicht jeder so.

Bornemann: Aber es ist doch letztlich immer eine subjektive Geschichte; bei einem Sieg muss auch nicht alles super, bei einer Niederlage nicht alles schlecht gewesen sein. Ich kann auch nicht verstehen, dass sich die Leute aufregen, nur weil der Trainer gesagt hat, dass wir gegen Freiburg 50 sehr gute Minuten gespielt haben, mit die besten in dieser Saison.

Die besten, hat er gesagt.

Bornemann: Es waren zumindest Phasen dabei, die nicht weit weg davon waren. Aber das ist letztendlich auch egal. Michael Köllner hat für das Trainingslager mit seinen Assistenten inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. Und die gilt es jetzt abzuarbeiten. In der ersten Halbzeit gegen Zwolle hat man davon vielleicht ein bisschen mehr gesehen als in der zweiten.

"Das ist doch das Schöne am Fußball"

Trotzdem: Muss man Köllner da nicht manchmal auch vor sich selbst schützen? Weil er mitunter zu positiv ist in seinen Analysen?

Bornemann: Das ist doch das Schöne am Fußball, dass jeder eine andere Sichtweise hat. Ich bin eher bei ihm. Man muss nicht ständig hadern oder zweifeln oder alles schlechtsehen. Das teile ich auch mit ihm. Wenn jemand meint, dass er manchmal zu positiv ist, gut, dann ist das eben so. Man muss ihn vor gar nichts schützen, sondern sogar darin bestärken, seine Arbeit weiterhin so gut zu erledigen. Mit solchen Kleinigkeiten sollte man sich nicht zu lange aufhalten.

"Jedes Spiel liefert irgendwelche Erkenntnisse" 

Gibt selbst so ein, nun ja, niveauarmes Spiel wie gegen Zwolle auch Hinweise, auf welchen Positionen man als Sportvorstand personell möglicherweise noch etwas tun sollte? Oder sind die Erkenntnisse bereits in der Vorrunde ausreichend gereift?

Bornemann: Jedes Spiel liefert irgendwelche Erkenntnisse, auch das gegen Zwolle. Es geht ja schließlich fortlaufend darum zu sehen, wer in guter Form ist oder wie jeder Einzelne die Vorgaben umsetzt.

Was unterscheidet denn aus Sicht eines Sportvorstandes den Sommer- vom Winter-Transfermarkt?

Bornemann: Der im Winter ist halt knapper bemessen, sowohl zeitlich als auch von der Zahl der Spieler, die für einen Wechsel infrage kommen. Im Winter sind meiner Ansicht nach vor allem Spieler auf dem Markt, die aus welchen Gründen auch immer nicht funktionieren. Weil sie verletzt waren, nicht in Form, ihr Trainer auf andere Spieler setzt. Das sind also häufig Fußballer, die nicht aus einem Rhythmus herauskommen, was es ein bisschen schwieriger macht. Außerdem laufen ja nur in den Ländern, die ihre Saison dem Kalenderjahr anpassen, auch Verträge aus.

"Ich weiß nicht, was die Düsseldorfer für Ideen haben" 

Ihr neuer Kollege Lutz Pfannenstiel gibt bei Fortuna Düsseldorf gleich ordentlich Gas. Im Trainingslager in Marbella möchte er noch einen Neuzugang präsentieren, zeitnah noch zwei, drei weitere. Beim Club hingegen tut sich aktuell nichts. Welcher ist denn nun der bessere Weg?

 Bornemann: Ich weiß nicht, was die Düsseldorfer für Ideen haben, das kann ich nicht sagen. Der Kollege ist ja erst kürzlich vorgestellt worden, mit dem klaren Auftrag, dass er im Winter noch mindestens zwei Verstärkungen herbeischaffen soll. So einen Auftrag habe ich nicht. Düsseldorf ist Düsseldorf, wir sind Nürnberg. Wir hatten ja schon im Sommer einen etwas anderen Ansatz. Während die Fortuna mit Duksch oder Morales bereits früh in der Transferperiode zugeschlagen hat, wollten wir auf die passenden Gelegenheiten warten und waren deshalb erst gegen Ende dran. Was letztlich besser funktioniert, wird sich hinterher zeigen – auch wenn die Fortuna gerade sieben Punkte mehr hat als wir.

Handelt sich der Sportvorstand des Bundesliga-Letzten mehr Absagen ein als der Sportvorstand des Zweitliga-Dritten?

Bornemann: Es sind ja viele Faktoren, die mit darüber entscheiden, ob man im Folgejahr erfolgreich spielt oder eher nicht. Ob man zum Beispiel am Tabellenende gegen etwas kämpft oder in der Tabellenspitze um etwas. Das spielt sicher auch eine Rolle.

Es hagelt also Absagen?

Bornemann: Mit einem gewissen Vorlauf haben wir Vorstellungen für die Positionen entwickelt, die überhaupt zu unserer Idee passen. Es gibt auch nicht wahnsinnig viele Spieler, die dafür infrage kommen. Bei dem einen oder anderen wird vielleicht schon bei der ersten Kontaktaufnahme klar, dass es wirtschaftlich nicht darstellbar ist, manchmal ist es auch so, dass die Spieler andere Optionen haben, die sie bevorzugen, weil vielleicht nicht mal die aktuelle Ligazugehörigkeit entscheidet, sondern wer da gerade Trainer oder wer gerade auf der eigenen Position der Konkurrent ist. Aber es hagelt jetzt nicht Absagen, so ist es auch nicht.

"Wir spielen in der Bundesliga" 

Aber die Verhandlungsposition könnte schon deutlich besser sein, richtig?

Bornemann: Wir spielen in der Bundesliga, nicht in der zweiten und nicht in der dritten Liga. Also in einer der besten, attraktivsten und wirtschaftlich stärksten Ligen Europas, wenn nicht gar auf der ganzen Welt. Für uns wird’s darum gehen, den Anschluss zu halten, die Schlagdistanz zu den Nicht-Abstiegsplätzen. Eine Idee zu verfolgen, die auch ein wenig spielerisch ist und trotzdem jungen Spielern die Möglichkeit bietet, sich weiterzuentwickeln. Darüber wollen wir uns definieren. Es ist nicht so, dass wir uns schämen müssten, in der Bundesliga zu sein und nur elf Punkte zu haben. Wir haben uns zu einem guten, anerkannten Fußballverein entwickelt, das ist doch viel wichtiger. Dass man ein Stück weit erkennbar ist als Verein und verlässlich. Dass man auch in weniger erfolgreichen Phasen wie dieser ruhig bleibt und auch mal an seinem Trainer festhält. Wir können mittlerweile mit Attributen aufwarten, die den Club in der Vergangenheit nicht immer ausgezeichnet haben.

"Vielleicht stimmt sie, vielleicht aber auch nicht" 

Das heißt, Sie werden den Vertrag mit Michael Köllner zeitnah verlängern? Angeblich läuft er ja zum 30. Juni aus.

Bornemann: Es ist doch gar nicht gesagt, wann und wie sein Vertrag ausläuft. Wir haben ja nie irgendwo Laufzeiten kommuniziert.

Ein hartnäckiges Gerücht behauptet das.

Bornemann: Ich weiß nicht, wo die Information herkommen soll. Vielleicht stimmt sie, vielleicht stimmt sie aber auch nicht. Ich kommentiere so etwas grundsätzlich nicht. 

 

 

 

95 Kommentare