Handball: Die BOL als Geschenk für Roßtal

16.10.2018, 16:28 Uhr
Handball: Die BOL als Geschenk für Roßtal

© Foto: Daniel Marr/Zink

Die Saison 2017/18 beschloss die zweite Roßtaler Mannschaft in der Bezirksliga auf einem enttäuschenden fünften Rang. Das angepeilte Ziel Aufstieg war sportlich verpasst – und plötzlich klingelte das Telefon. Weil der Tabellenzweite aus Gunzenhausen auf sein Aufstiegsrecht verzichtete und die Reserven aus Ansbach und Schwabach nicht in die BOL aufsteigen durften, war nun Roßtal an der Reihe.

Eine Mannschaft wurde noch gesucht, um die Regelzahl zwölf zu erreichen. "Das war relativ kurzfristig. Wir hatten eigentlich nur einen oder zwei Tage Bedenkzeit. Ich war erstmal sehr überrascht", gesteht Pelz und fügt an: "Im Kopf waren die Planungen auf Bezirksliga ausgerichtet. Am Ende habe ich die Mannschaft entscheiden lassen, die sich mehrheitlich dafür entschieden hat."

Er selbst befürwortete den Aufstieg, die BOL sei "immer eine Herausforderung". Pelz warnte das Team vor der finalen Entscheidung aber auch davor, dass man sich so wieder auf "mehr Niederlagen einstellen" müsse. An die Roßtaler A-Jugend, die in der eingleisigen Bayernliga mit zwei fulminanten Heimsiegen ihre Tauglichkeit nachgewiesen hat, wurde dabei ebenfalls gedacht.

Der Start in die Vorbereitung sei für Pelz dann aber ernüchternd gewesen. Nur fünf oder sechs Spieler kamen zum Training. "Im ersten Moment ist das schon ernüchternd, wenn man so eine Aufgabe angehen will", gesteht der 38-Jährige. Durch seinen guten Draht zu einigen ehemaligen Spielern stockte er den Kader allerdings rasch auf, zum Saisonstart umfasste dieser dann 17 Handballer – und da war die A-Jugend noch gar nicht mit eingerechnet.

Ein Problem ist für Pelz, dass der Kader in jedem Training und Spiel anders aussieht. Konstante Fortschritte könne man so kaum erzielen. "Viele BOL-Mannschaften spielen teilweise seit fünf Jahren zusammen", weiß Pelz, "da hinken wir hinterher." Dieser Umstand ist dem einstigen Landesliga-Spielmacher allerdings nicht neu, er sieht hauptsächlich die positiven Dinge: "Für mich ist es bombastisch, dass jetzt vier Spieler in der ersten Mannschaft Fuß fassen und Verantwortung übernehmen, die letztes Jahr noch in der Zweiten gespielt haben."

Einerseits ein "Lohn der Arbeit", andererseits fehlen diese Talente der Landesliga-Reserve enorm: "Man muss schon sagen, dass wir von der Qualität im Kader schlechter sind als letztes Jahr – und eine Liga höher spielen. Das ist schon sehr ambitioniert."

Die ersten beiden Saisonspiele gegen Bad Windsheim (24:27) und in Zirndorf (10:32) gingen auch gleich verloren. Speziell beim Derby sah Pelz seine Mannschaft "heillos unterlegen" und "brutal an der Grenze". Sein Credo aber bleibt: "Wenn die einzelnen Spieler weiterkommen, bin ich zufrieden."

Für seinen Geschmack wird die BOL ohnehin zu schlecht geredet, Pelz sieht das Niveau "eher ansteigend". Der TSV-Coach kann "kein Fallobst" in der Liga ausmachen, unter anderem laufen bei der Reserve der HSG Lauf/Heroldsberg in diesem Jahr die ehemaligen Roßtaler Landesliga-Größen Reinhold Polster und Thorsten Neukirchen auf.

Mit dem eigenen Weg, langfristig auf Talente aus den eigenen Reihen zu setzen, hat Pelz aber am meisten Spaß. Mit Dave Rößl besitzt ein A-Jugendlicher sogar ein Zweitspielrecht für die Bundesliga-A-Jugend des HC Erlangen. "In der A-Jugend sind tolle Jungs dabei. Sieben oder acht Spieler kommen da nächstes Jahr zu den Männern und die Jungs sind lernwillig", findet der Roßtaler Trainer. Dass in dieser Saison keine B-Jugend gemeldet wurde und dass auch weiter unten Kinder fehlen, besorgt ihn aber doch ein wenig.

Im engen Austausch befindet sich Pelz mit Andreas Dörr, dem Trainer der Landesliga-Mannschaft. "In der Vorbereitung haben wir auch viel telefoniert." Eine Idee sei, die A-Jugend noch näher an den Männer-Bereich heranzuführen. Spielen sollen die Talente im nächsten Jahr, wenn es für die Landesliga noch nicht reicht, möglichst in der BOL.

Dafür braucht die Reserve aber Punkte, mit dem 25:23-Sieg am vergangenen Sonntag gegen Wendelstein wurde der Anfang gemacht. Die Pelz-Rechnung sieht für die Hauptmission Klassenerhalt neun weitere Siege vor. Wie das Jugend-Konzept des TSV: eine spannende Geschichte.

Ergebnis-Telegramm

Bayernliga, Frauen: TSV Haunstetten II - HG Zirndorf 27:24, Tabellenplatz 7; ASV Dachau - MTV Stadeln 23:22, Tabellenplatz 9.

Landesliga, Männer: TSV Roßtal - TV Münchberg 29:31, Tabellenplatz 9.

Bezirksoberliga, Männer: SG Kernfranken - HG Zirndorf 31:26, Tabellenplatz 8; MTV Stadeln - Post SV Nürnberg 29:33, Tabellenplatz 4; TSV Roßtal II - TSV Wendelstein 25:23, Tabellenplatz 10.

Bezirksoberliga, Frauen: Tuspo Heroldsberg - HG Zirndorf II 18:16, Tabellenplatz 6; TSV Roßtal - TSV Wendelstein 21:22, Platz 9.

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