Handball: TSV Roßtal vor dem Abenteuer Landesliga

5.9.2018, 16:19 Uhr
Handball: TSV Roßtal vor dem Abenteuer Landesliga

© Foto: Wolfgang Zink

Seit der letzten Juni-Woche bereitet Andreas Dörr seine Mannschaft auf den schweren Prüfstein Landesliga vor. Der Sprung von der Bezirksoberliga Mittelfranken in die nächsthöhere Spielklasse ist enorm, das weiß auch er. In den ersten vier Wochen bekamen seine Spieler deswegen kaum einen Ball in die Hand. Auf dem anliegenden Sportplatz ließ er dreimal die Woche Kondition bolzen. Dazu kamen individuelle Läufe, für die der Roßtaler Coach einen klaren Rahmen steckte.

Dörr verschwendete keine Zeit, noch einmal an die famose Vorsaison mit 44:0 Punkten zurückzudenken. "Die ist für mich mit dem letzten Spiel schon abgehakt gewesen", sagt er. An neue Gesichter müssen sich die Fans des TSV in der Landesliga gar nicht gewöhnen, obwohl zwei Spieler den Kader verstärkt haben. Mit Keeper Micha Wolf und Linksaußen Dominik Schmidt empfing Dörr zwei Rückkehrer, die zwischenzeitlich aus beruflichen Gründen eine Pause eingelegt hatten, mit offenen Armen.

Linksaußen ist zurück

Wolf schätzt der TSV-Coach für seine Erfahrung, die der 25-Jährige ins junge Torhüter-Trio einbringt. "Im Tor müssen wir stabil agieren, dass wir einen sicheren Rückhalt haben", erklärt Dörr. Mit Linksaußen Schmidt bekommt der BOL-Meister einen der besten Feldtorschützen der letzten Roßtaler Landesliga-Jahre zurück. Die körperliche Stärke des 28-Jährigen mache ihn "variabel einsetzbar", betont Dörr: "Vereinzelt könnte er auch alle drei Positionen im Rückraum bekleiden."

Mit Spielmacher Steffen Schmitt, zum Studium in München, und Rechtsaußen Manuel Urban, der die Handballschuhe an den Nagel gehängt hat, brechen aber auch zwei Teile aus dem großen Puzzle weg.

Besonders der Abgang des Ex-Zirndorfers Urban bringe Probleme mit sich: "Linkshänder verliert man immer sehr ungern. Auf Rechtsaußen haben wir mit Alex Brandscher jetzt nur einen Linkshänder, der aus beruflichen Gründen auch nicht immer da sein wird." So müsse eben ein Rechtshänder die Lücke bestmöglich füllen.

Weil keine externen Neuzugänge sich für den TSV entschieden haben, soll auch die Jugend den nächsten Schritt machen. Über den Sommer gab es genügend Möglichkeiten, sich zu zeigen. Ende August bezogen die Roßtaler ein dreitägiges Trainingslager in Rödental, das auch Dörr in seiner Gesamtanalyse weiterbrachte.

Der ansässige Bezirksoberligist aus Oberfranken gewann ein Freundschaftsspiel, das die Gäste im ersten Abschnitt noch dominiert hatten, mit sieben Toren. Nach anstrengenden Einheiten habe speziell die Chancenverwertung überhaupt nicht gepasst. Dörr sieht es positiv: "Für die Mannschaft war das auch nochmal ein Warnschuss, dass wir nichts geschenkt bekommen."

Mit der Vorbereitung ist der Roßtaler Coach weitgehend zufrieden, besonders die Trainingsbeteiligung mit stets 14 bis 18 Spielern erleichterte die Arbeit. "Wir hatten Höhen und Tiefen", bilanzierte der 38-Jährige, der nicht nur Kondition bolzen ließ. Neben der Fitness habe er auch am Spielsystem gefeilt und an der Stabilität der 6:0-Abwehr, in der sich das Team am wohlsten fühlt. Einen perfekten Abschluss bildete das Vorbereitungsturnier am vergangenen Samstag in Germering, das unter anderem mit zwei Landesligisten aus der Süd-Staffel besetzt war. Der Sieger hieß am Ende TSV Roßtal.

Nun rückt der ersehnte Saisonstart näher, am kommenden Sonntag trifft der Landesliga-Aufsteiger im Pokal in heimischer Halle (Mittelschule, Wilhelm-Löhe-Straße 17, Roßtal) auf den TV Weidhausen (12 Uhr) und den HC Weiden (14 Uhr). Brisant ist dabei, dass die HSG Fichtelgebirge, ausgerechnet der Gegner zum Liga-Auftakt am Sonntag, 15. September, kurzfristig abgesagt hat.

Keine Unterstellung

"Das hat natürlich einen faden Beigeschmack, aber ich will ihnen da nichts unterstellen", kommentiert Dörr. Vom ersten Gegner hat der einstige Juniorennationalspieler so lediglich "eine kurze Video-Sequenz von einem Vorbereitungsspiel gesehen". Es warte eine etablierte Landesliga-Mannschaft, die körperlich sehr stark daherkomme. "Solche Teams können wir eher zu Hause schlagen", glaubt Dörr, "Wir müssen ohnehin versuchen, die meisten Punkte in der eigenen Halle zu holen – mit dem Publikum im Rücken."

Die Fans waren eine Roßtaler Stärke der vergangenen Jahre und sollen es möglichst bleiben. Dörr erwartet eine enge Liga und eine "knallharte Saison", in der 20 bis 24 Punkte für den Klassenerhalt reichen könnten. Von einer überhöhten Erwartungshaltung hält er indes nichts: "Mehr als der Klassenerhalt darf realistisch nicht als Ziel ausgegeben werden."

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