Hanno Behrens: Das Gesicht des Erfolgs-Clubs

20.2.2018, 05:56 Uhr
Dynamisch, laufstark, torgefährlich: Beim 3:1-Sieg gegen den MSV Duisburg zeigte Kapitän Hanno Behrens einmal mehr, warum er für den Club so wichtig ist.

© Sportfoto Zink Dynamisch, laufstark, torgefährlich: Beim 3:1-Sieg gegen den MSV Duisburg zeigte Kapitän Hanno Behrens einmal mehr, warum er für den Club so wichtig ist.

Viel Zeit, den Sprung an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga zu feiern, blieb Hanno Behrens nicht. Am Sonntagabend war der Kapitän des 1. FC Nürnberg zu Gast beim Bayerischen Rundfunk, in der Sendung Blickpunkt Sport sollte er ein bisschen erzählen über sich und seinen Club. Mit der Einladung des 27-Jährigen hatten die Programmplaner in München ein glückliches Händchen bewiesen. Weil Behrens zuvor beim 3:1-Sieg gegen den MSV Duisburg mit zwei Toren zum Matchwinner avanciert war, aber auch, weil der grundsympathische Blondschopf längst so etwas ist wie das Gesicht dieses neuen, erfolgreichen 1. FCN.

Als Trainer Michael Köllner Behrens im Sommer zum Kapitän beförderte, schien dies nur logisch. Schon in den zwei Jahren zuvor war der Elmshorner als Musterprofi aufgefallen, der gerne Verantwortung übernimmt und dank seines sonnigen Gemüts und integrativen Wesens hohes Ansehen genießt. Dennoch wirkt es, als habe die Binde dem abenteuerlustigen Hobbysurfer noch einmal einen Extraschub gegeben.

Der zur Identifikationsfigur taugende Antreiber

"Hanno ist ein echter Leader und der beste Kapitän, den der Club haben kann", schwärmte Köllner am Sonntag. Jüngst hatte sich der Coach sogar gewünscht, Behrens, der seinen Vertrag kurz vor dem Saisonstart langfristig verlängert und damit auch ein Zeichen gesetzt hatte, möge dem Verein bis zum Karriereende treu bleiben. Dann, so formulierte das Köllner, könne der zur Identifikationsfigur taugende Antreiber in Nürnberg eine Ära prägen wie zuvor Marek Mintal oder Javier Pinola. Behrens sind solche Vergleiche eher unangenehm. "Dafür habe ich hier doch noch nicht genug geleistet", befand er während der Winterpause in einem NZ-Interview.

Gegen Duisburg durfte man das auch anders sehen. Nachdem mit Mikael Ishak und Kevin Möhwald zwei treffsichere Kollegen ausfielen, sprang eben Behrens mit seinem ersten Doppelpack als Berufsfußballer in die Bresche. "Es ist ja gut, dass der Kapitän erkennt, wenn er gefordert ist, und die Dinge dann selbst regelt", sagte Köllner schmunzelnd. Neben seinen Saisontoren acht und neun glänzte der Mittelfeldmann aber auch mit einem immensen Laufpensum und heroischen Rettungstaten im eigenen Strafraum. "Wie er sich da in einen Schuss geworfen hat, das zeichnet ihn aus", lobte Köllner.

Behrens hat eine pragmatische Bodenhaftung

Was Behrens noch auszeichnet, ist eine pragmatische Bodenhaftung. Die Tabellenführung sei "schon eine schöne Momentaufnahme", mehr aber auch nicht, erklärte er und erinnerte an die noch ausstehenden elf Partien: "Im Fußball wurden schon ganz andere Vorsprünge verspielt. Wir müssen wachsam bleiben." Einen Grund, warum seine nunmehr zehnmal in Folge unbesiegte Elf plötzlich einbrechen sollte, mag aber auch Behrens nicht erkennen: "Die Tabelle lügt nicht, wir stehen zu Recht da oben." Dieses gesunde Selbstbewusstsein strahlen inzwischen viele Club-Profis aus. Die Frage nach den Gründen für den Höhenflug beantwortete Rechtsverteidiger Enrico Valentini ebenso lapidar wie logisch: "Weil wir eine gute Mannschaft sind."

Aber auch eine, die noch besser werden kann – findet zumindest ihr Trainer. "Wir müssen uns weiter steigern", mahnte Köllner und bemängelte etwa das Verhalten bei eigenem Ballbesitz, "das reicht so nicht mehr." Die aktuelle Situation ist für den Oberpfälzer denn auch allenfalls ein Nebenaspekt, den man nicht ständig thematisieren müsse: "Ich weiß nicht, ob das Gerede von der Tabellenführung einen Spieler besser macht. Und irgendwelche Sprüche haben noch niemanden auf Platz eins gehalten."

Der Sprung in die Bundesliga 

Sollte es am Ende "nur" für Platz zwei reichen, würde man das am Valznerweiher wohl auch unterschreiben. Alles andere als der Aufstieg käme angesichts des komfortablen Polsters und der kollektiv schwächelnden Konkurrenz mittlerweile aber schon einer herben Enttäuschung gleich. Gerade auch für Hanno Behrens, der ja eigentlich schon 2015 mit Darmstadt den Sprung in die Bundesliga geschafft hatte. Weil in Hessen damals aber lange niemand so richtig an den sensationellen Durchmarsch glauben mochte, entschied sich Behrens frühzeitig für einen Wechsel nach Nürnberg – der sportlichen Perspektive wegen. Mit etwas Verspätung könnte er sich in seiner Entscheidung nun vielleicht bald bestätigt fühlen.

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