Hanno Behrens: Wenn er nicht kickt, reitet er Wellen

7.1.2017, 18:14 Uhr
Hanno Behrens wird von manchen auch als Surfer-Boy bezeichnet.

© Zink/Daniel Marr Hanno Behrens wird von manchen auch als Surfer-Boy bezeichnet.

Herr Behrens, im Internet posieren Sie auf einem Foto mit einem zerbrochenen Brett in der Hand. Wie viel sagt das über das Surf-Talent von Hanno Behrens aus?

Hanno Behrens: Eigentlich konnte ich da schon einigermaßen surfen. Das war auf Bali. Ich weiß gar nicht, wie das passiert ist. Ich bin rein in die Welle, hingefallen, und als ich wieder aufgetaucht bin, war das Board kaputt und ich hatte einen schönen Riss am Oberschenkel.

Die Narbe habe ich heute noch. Aber war halb so wild. Vielleicht ist die Finne am Bein entlanggeschrammt oder mich hat zwischendurch ein Hai gebissen.

Haben Sie beim Surfen schon mal einen gesehen?

Behrens: Nein. Da wird sowieso gerne ein bisschen übertrieben. Da ist die Chance wahrscheinlich größer, dass man auf dem Platz vom Blitz getroffen wird. Aber man hat das ein bisschen im Hinterkopf. Auf Hawaii war ich einmal alleine im Wasser, da dachte ich o. k., jetzt gehe ich lieber auch mal raus. Ich habe einen Heidenrespekt vor Haien. Eine Schildkröte habe ich einmal gesehen. Da habe ich auch einen kurzen Schreck bekommen, als die neben mir aufgetaucht ist. Auf einmal ist da was Dunkles, aber dann war es zum Glück harmlos.

"Eigentlich konnte ich da schon einigermaßen Surfen": Das Surfbrett ist Geschichte, Hanno Behrens bleibt trotzdem positiv gestimmt. Nach seiner Fußball-Karriere will er seinem Hobby noch mehr Zeit widmen.

"Eigentlich konnte ich da schon einigermaßen Surfen": Das Surfbrett ist Geschichte, Hanno Behrens bleibt trotzdem positiv gestimmt. Nach seiner Fußball-Karriere will er seinem Hobby noch mehr Zeit widmen. © privat

Für die weitere Karriere als Profi-Fußballer vermutlich besser so.

Behrens: Ja. Obwohl, manchmal würde ich schon gerne einen Hai sehen. Wenn ich wüsste, dass nichts passiert.

Haben Sie einen Plan für den Fall, dass einer auftaucht?

Behrens: Keine Ahnung, schnell aufs Brett und ganz ruhig rauspaddeln – ich denke mal lieber nicht darüber nach.

Sie haben die Verletzung am Oberschenkel erwähnt. Hat Ihnen Ihr Arbeitgeber noch nie nahegelegt, sich ein anderes Hobby zu suchen?

Behrens: Das war ja bis jetzt das Einzige, was passiert ist. Im Wasser kann relativ wenig passieren. Und die Wellen, die ich surfe, sind ja auch keine fünf Meter hoch. Da ist Skifahren zum Beispiel weitaus gefährlicher. Ich passe schon auf. Wenn es zu gefährlich wird, lasse ich es sein. Fußball steht an erster Stelle.

Ihre Schulter war zuletzt ein wenig lädiert. Das ist auch beim Surfen ein Problem, oder?

Behrens: Ja, wenn die Schulter verletzt ist, ist es schon schwierig, man muss ja viel paddeln. Ich spüre das schon noch ein bisschen. Aber ich glaube Surfen ist gut, weil man die Muskulatur trainiert. Und wenn man fällt, landet man zu 99,9 Prozent im Wasser.

Sie kommen aus dem Norden, aus Elmshorn, Ihr Uropa war Seefahrer. Liegt die Freude am Wasser in der Familie?

Behrens: Ja, von der einen Seite definitiv. Mein Uropa, mein Opa waren alle Seefahrer, Kapitäne. Mein Vater und seine Brüder sind die Ersten, die das nicht als Beruf machen. Meine beiden Onkel haben ein Boot an der Elbe, mein Vater hat eins, surft auch für sein Leben gern, aber eher Windsurfen. Mein Bruder macht Kitesurfen. Die Verbundenheit zum Meer kommt schon durch. Wir sind früher immer an die Ostsee in den Urlaub.

Warum ist es bei Ihnen Wellenreiten und nicht auch Kiten oder Windsurfen geworden?

Behrens: Kiten habe ich auch gelernt auf Fuerteventura, letzten Sommer, Windsurfen kann ich auch. Aber das Wellenreiten hat mich mehr gepackt. Ich glaub es liegt auch daran, dass ich sehr gerne in neue Länder reise. Auf Bali oder Hawaii hat es 30 Grad, da nimmst du das Board und die Badehose und kannst den ganzen Tag im Wasser verbringen. Das ist was anderes als an der Ostsee. Ich brauche ein bisschen die Wärme.

Wo haben Sie Wellenreiten gelernt?

Behrens: Wenn an der Ostsee Sturm war, sind mein Bruder und ich aus Jux ins Wasser und haben es versucht. Ansonsten war das erste Mal auf Fuerteventura.

Da haben Sie einen Kurs gemacht?

Behrens: Ehrlich gesagt, nein. Ich will nicht arrogant klingen, aber das ist eher für Grobmotoriker, habe ich das Gefühl. Ich bin mehr jemand, der einfach ins Wasser geht und ausprobiert. Und ich habe auch Freunde, die mir Tipps geben können.

Wie lange haben Sie für Ihren ersten Take Off gebraucht, also bis Sie zum ersten Mal auf dem Brett gestanden sind?

Behrens: Das ging schon relativ schnell. Man nimmt am Anfang ein recht großes, stabiles Brett und kleinere Wellen – in der ersten Stunde, würde ich sagen. Das kriegt aber glaube ich jeder in den ersten paar Stunden hin.

Wenn wir schon bei Fachbegriffen sind: Stehen Sie goofy oder regular?

Behrens: Ich stehe . . . regular. Links vorne ist regular, oder?

Richtig. Wie viele Bretter besitzen Sie?

Behrens: Ich leihe die Bretter meistens vor Ort aus. Die Mitarbeiter bei den Fluglinien gehen manchmal nicht so sorgsam mit dem Surfbrett um, das hat dann schnell einen Kratzer. Nur auf Bali habe ich mir neulich eins gekauft, für 40 Euro von einem Typen. Das war ein ganz guter Preis.

Beim Surfen braucht man starke Arme, beim Fußball benutzen Sie hauptsächlich die Beine. Ist das Surfen körperlich ein guter Ausgleich?

Behrens: Ja, ich denke schon. Es kräftigt den Oberkörper und die Rückenmuskulatur. Es ist auf jeden Fall besser, als wenn man sich im Sommerurlaub gar nicht bewegt.

Haben Sie beim Surfen etwas gelernt, das Sie auch auf dem Platz brauchen können – oder umgekehrt?

Behrens: Vielleicht ein bisschen, die Dinge gelassen zu sehen, auch wenn es mal nicht so läuft. Wenn man zu verbittert und zu verkrampft ist, kann man seine Leistung nicht abrufen. Surfen ist für mich einfach ein Hobby, wirklich nur Spaß. Beim Fußball hast du immer den Druck, das Beste rauszuholen. Surfen mache ich nur für mich, um es zu genießen. Klar habe ich auch den Ehrgeiz, besser zu werden. Aber ich will keine Turniere oder irgendwas surfen. Das wäre sowieso utopisch.

Fußball spielt man im Team. Beim Surfen sind Sie alleine auf dem Wasser, es ist ein Einzelsport.

Behrens: Ja, einerseits ist es ein Einzelsport. Wenn man die Welle surft, ist man allein. Man kann natürlich auch mit mehreren eine Welle surfen, das ist dann ein bisschen chaotisch und nicht so gerne gesehen. (lacht) Aber auf dem Wasser sind wir schon alle zusammen. Man wartet auf die Wellen, chillt zusammen und quatscht über Gott und die Welt.

Sie werden manchmal als Surferboy dargestellt: groß, blond, Bart, nettes Lächeln – pflegen Sie dieses Image?

Behrens: Nicht bewusst. Ich bin meist gut drauf, allgemein ein positiver Mensch, und das verbindet man ja ein bisschen mit dem Surfen. Wobei es auch Leute gibt, die das verbissener sehen. Es sind nicht alle locker und cool drauf. Manchmal, wenn viele an einem Spot sind, geht es schon darum, wer die besseren Wellen kriegt. Da kriegt man schon ab und zu einen Spruch zu hören.

Was gehört für Sie zum Surfer-Lifestyle dazu – außer Gelassenheit?

Behrens: Das Leben am Strand verbringen, surfen, zwischendurch chillt man am Strand, trinkt was, isst was. Es ist ein cooles Gefühl, wenn man nach dem Surfen erschöpft aus dem Wasser kommt.

Und die Klischees: in der Hängematte liegen, mit dem Bully zum Strand fahren?

Behrens: Mit Bully bis jetzt noch nicht. Aber nach der Karriere, wenn ein bisschen mehr Zeit ist, habe ich vor mit dem Bully durch Australien zu fahren...

. . . und auch mal die Haare lang wachsen zu lassen?

Behrens: Ich habe mir das schon ein paar Mal vorgenommen. Aber sobald die in die Augen fallen, nervt mich das beim Fußball extrem. Und Haarbänder stehen mir einfach nicht. Ich glaube, sobald ich aufhöre mit Fußball, probiere ich das mal aus.

Was waren die höchsten Wellen, die Sie bisher geritten sind?

Behrens: Schon so zwei Meter. Das hört sich zwar nicht nach viel an, aber wenn man im Wasser ist und nur der Kopf rausguckt, ist das schon beeindruckend. Und man unterschätzt die Kraft.

Wo haben Sie den bisher perfekten Moment beim Surfen erlebt?

Behrens: Auf Bali. Die Sonne geht unter, die Einheimischen kommen nach der Arbeit an den Strand und fangen an auf ihren Bongos zu spielen und Musik zu machen. Das sind schon richtig coole Momente . . . In der Tube, also im Wellentunnel zu surfen, habe ich leider noch nicht geschafft.

Ist es auch eine Option, sich irgendwann mehr aufs Surfen zu konzentrieren?

Behrens: Professionell? Da ist der Zug abgefahren, keine Chance. (lacht) Damit muss man aufwachsen, um das professionell zu machen. Wenn man die Jungs auf Hawaii sieht, die sind teilweise sechs Jahre alt, können kaum geradeaus laufen aber surfen die Wellen. Aber ich will definitiv nach der Karriere, wenn mehr Zeit ist, die Welt bereisen und auch mehr surfen.

In Nürnberg ist das Meer relativ weit entfernt. Wäre da nicht zum Beispiel der HSV der passendere Verein?

Behrens: Klar, ich wohne gerne am Meer. Aber in Norddeutschland müssen auch perfekte Bedingungen herrschen, damit du auf Sylt oder so gut surfen kannst. Es wäre ein cooler Nebeneffekt, wenn irgendwo, wie in Bordeaux in Frankreich, direkt der Strand daneben ist. Aber ich sage jetzt nicht, ich will weg aus Nürnberg, weil hier kein Meer ist. Und vielleicht kann ich demnächst ja auf der Pegnitz surfen.

Es gibt Pläne, dort eine stehende Welle zu bauen. Sind Sie so eine schon einmal gesurft, im Eisbach in München zum Beispiel?

Behrens: Nein. Aber ich hätte Lust dazu, es sieht auf jeden Fall cool aus. Ich kenne ein paar Leute, die sich für das Projekt engagieren und unterstütze das auch. Wenn die Welle kommt, werde ich es auf jeden Fall einmal ausprobieren.

1 Kommentar