HCE-Kapitän Haaß: "Alter kann nur eine Zahl sein"

30.12.2017, 15:45 Uhr
Bleibt dem HC Erlangen noch zwei weitere Jahre erhalten: Routinier Michael Haaß.

© Sportfoto Zink / OGo Bleibt dem HC Erlangen noch zwei weitere Jahre erhalten: Routinier Michael Haaß.

Herr Haaß, Gratulation! Ich denke, wenn man mit 34 Jahren noch einmal einen Zwei-Jahres-Vertrag bei einem Handball-Bundesligisten unterschreibt, darf man gratulieren?

Haaß: Ja, das stimmt. Das schafft meiner Familie und mir viel Planungssicherheit, wir fühlen uns sehr wohl in der Stadt und auch beim HC Erlangen. Der Zwei-Jahres-Vertrag ist eine gute Sache für mich, aber ich denke auch, für den Verein. Das Projekt sehe ich auch für mich noch nicht als abgeschlossen an, ich möchte gern weiter mithelfen, den HCE weiter voranzubringen.

Wie lange hat es denn gedauert, einen Zwei-Jahres-Vertrag mit 34 auszuhandeln?

Haaß: Ach, gar nicht lang. Das ging relativ zügig. Ich habe immer noch großen Spaß am Handball, fühle mich unter dem neuen Trainer sehr, sehr wohl. Auch der Verein hat früh signalisiert, dass er gern mit mir weitermachen will.

Ist das neben der Planungssicherheit für Sie nicht auch ein großer Vertrauensbeweis und der Lohn für eine gute Arbeit?

Haaß: Natürlich, so sehe ich das auch. Es ist auch ein Vertrauensbeweis in meine Fitness. Ich denke, ich habe zeigen können, das Alter nur eine Zahl sein kann.

"Mache viel mit Adrenalin und Willen wett"

Auf dem Papier schon, aber wie sieht es denn in Ihrem Körper aus nach einem harten, anstrengenden Spiel? Fällt da das Aufstehen aus dem Bett morgens nicht auch mal schwer?

Klar ist es ein Unterschied, ich bin keine 25 mehr. Auch habe ich gerade nach meiner schweren Verletzung vergangene Saison gemerkt, wie hart es ist in meinem Alter, sich zurückzukämpfen. Aber ich habe gezeigt, dass ich mit den Jungen immer noch mithalten kann. Ich mache viel mit Adrenalin und Willen wett.

(Man versteht Haaß plötzlich nur noch schwer am Telefon, eine sehr laute Lautsprecherdurchsage dröhnt durch den Hörer.)

Erwische ich Sie auf dem Weg in den Urlaub?

Haaß: Ja, wir sind am Flughafen. Meine Frau, mein kleiner Sohn und ich fliegen ein paar Tage auf die Kanarischen Inseln.

(Die Lautsprecherdurchsage ist abgeklungen, man hört stattdessen nun ein Baby zufrieden im Hintergrund brabbeln.)

Herr Haaß, was auffällt ist eine regelrechte Leistungsexplosion von Ihnen, seitdem Adalsteinn Eyjolfsson Cheftrainer beim HCE ist...

Haaß: Ja, es passt einfach derzeit sehr vieles sehr gut zusammen. Man sieht, dass sich eben im Handball, im Sport, in allen Lebenslagen sehr viel im Kopf abspielt. Ich erhalte viel Spielanteile, das gibt mir viel Selbstvertrauen und Sicherheit.

Zuwachs und das Studium

Erlauben Sie die vielleicht unangenehme Frage: Als Sie nach Erlangen kamen, haben Sie auch davon gesprochen, das BWL-Studium vorantreiben zu wollen.

Haaß: Das ist keine unangenehme Frage. Ich bin in erster Linie wegen des Handballs gekommen, nicht wegen des Studiums. Und so liegen auch die Prioritäten: Zunächst zählt der HCE, dann alles andere. Das Studium versuche ich, so gut es geht, nebenher weiter zu machen.

Und wie gut geht das?

Haaß: Es ist ein Abschluss in Sicht, ich denke, wenn mein Vertrag 2020 ausläuft, habe ich auch meinen Abschluss in der Tasche. Man muss sich in meinem Alter schon Gedanken um die Zeit nach der Karriere machen.

Ist schon etwas vereinbart mit dem HCE, für die Zeit nach dem Zwei- Jahres-Vertrag? Vielleicht ein Job im Verein?

Haaß: Nein, das ist noch Zukunftsmusik. Ich werde mich jetzt erst einmal voll auf die nächsten zwei Jahre konzentrieren. Was dann kommt, entscheiden wir dann gemeinsam.

(Sohn Keno hat das Brabbeln beendet und stattdessen zu einer lautstarken Unmutsbekundung angesetzt.)

Ich merke schon, Ihr Management drängt nun zu einem raschen Ende des Interviews. Herr Haaß, Ihr Sohn wird 2020 drei Jahre alt sein...

Haaß: Stimmt. Er gibt mir auch sehr viel Kraft und ich muss sagen, jeden Tag merke ich durch ihn, was wirklich wichtig ist im Leben. Er hat das ganze Leben viel schöner gemacht.

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