HCE und der Handball-Neid: Warum Etat nicht gleich Etat ist

5.7.2018, 17:56 Uhr
HCE-Geschäftsführer René Selke möchte öffentlich keine Zahlen zum Erlanger Etat nennen.

© Sportfoto Zink / WoZi HCE-Geschäftsführer René Selke möchte öffentlich keine Zahlen zum Erlanger Etat nennen.

 Auch in Fachmedien werden Vergleiche angestellt, bei denen nach Ansicht von René Selke, dem Geschäftsführer des HC Erlangen, häufig Äpfel neben Birnen gestellt werden. "Das finde ich einfach Quatsch", formuliert er es mit deutlichen Worten.

Die Erklärung des HCE-Managers für seine Haltung klingt plausibel. Für solche Vergleiche werde häufig der Gesamtetat eines Klubs herangezogen, der allerdings wenig über die jeweilige sportliche Leistungsfähigkeit aussage: "Viel entscheidender ist der Spieleretat, weil der einem schon sagen kann, wie viel Budget der Verein für seinen Kader zur Verfügung hat", ist der Ex-Profi überzeugt. Denn beim Gesamtetat, der beim HCE zuletzt wohl im mittleren einstelligen Millionenbereich gelegen haben dürfte, könne man nicht verallgemeinern, betont Selke.

Die Arena kostet

Dies belegt er mit einem konkreten Beispiel: So müsse der HCE für seine Spielstätte, die Arena in Nürnberg, eine sehr hohe sechsstellige Summe aufwenden. Andere Klubs bekämen ihre Hallen von der Kommune kostenlos oder für einen minimalen Obolus zur Verfügung gestellt. Sicherheitshalber schiebt Selke nach: "Wir sind mit der Arena höchst zufrieden, sie bringt uns viele Vorteile, sie kostet aber auch eine Menge Geld."

Vereine, bei denen das anders sei, könnten die so eingesparten Gelder in die Mannschaft stecken. Dann könne man zwar sagen, zwei Vereine hätten die gleichen Etats, doch sportlich gesehen seien das zwei völlig unterschiedliche Welten, "weil wir uns vom Spieleretat her im unteren Drittel der Tabelle bewegen", so Selke. "Deswegen finde ich es überragend, wie gut die Mannschaft in der Liga performt, denn wir haben uns gegen einige Bundesligisten mit deutlich höheren Spieleretats durchgesetzt."

Zurückhaltung ist geboten

Selbst wenn der Vergleich eben dieser Kosten mehr Aufschlüsse über die Finanzkraft und sportliche Leistungsfähigkeit von Vereinen zulässt, rät der HCE-Geschäftsführer auch hier zu Zurückhaltung bei Vergleichen. "Spieleretat ist nicht gleich Spieleretat, das kann theoretisch jeder handhaben, wie er möchte", gibt er zu bedenken. Sind Trainerstab und/oder die medizinische Abteilung hier mit einberechnet, laufen sie über Sponsoren, oder sind sie im Gesamtetat eingerechnet?

"Ich bin kein Freund davon, dass man sich auf nackte Zahlen ohne Vergleichswert stützt, ohne die Hintergründe genau zu kennen", mahnt Selke. "Die sportliche Komponente hängt natürlich auch eng mit der Frage zusammen: Wie stark baust du dein Team hinter dem Team aus?" Wer in diesem Bereich mehr Mittel zur Verfügung hat, habe mehr Möglichkeiten, sich sportlich besser zu präsentieren, ist der 33-Jährige überzeugt.

"Keine Aussagekraft"

Ein weiterer möglicher Faktor: Sind Spieler auf der Geschäftsstelle des Vereins beschäftigt und zumindest teilweise auf diesem Weg "abrechenbar"? Möglichkeiten, den Spieleretat "künstlich" zu reduzieren, gibt es dem HCE-Geschäftsführer zufolge viele: "Das Ganze ist sehr komplex und wird bei jedem Verein zum Teil ganz individuell gelöst".

Die Konsequenz für Selke: "Eine reine Vergleichbarkeit der Zahlen ist einfach Quatsch – es gibt nicht die Vergleichbarkeit, oder es sind die falschen Rückschlüsse, die man daraus zieht." Deswegen halte er nichts davon, "wilde Zahlen zu vergleichen, die am Ende eh keine Aussagekraft haben". Deshalb nehme der HCE auch Abstand davon, öffentlich Zahlen zu nennen.

Die ersten vier Spiele des HCE sind terminiert

Nachdem die ersten Termine bereits vor einiger Zeit durchgesickert waren, hat die Handball-Bundesliga (HBL) nun die ersten vier Spieltage der neuen Saison fix terminiert. Und es kam wie von manchen befürchtet: Bereits die ursprünglich erste Partie des HC Erlangen ist wegen des internationalen Spielplans verlegt worden: Statt am letzten Augustwochenende geht es nun erst am 30. September an die Ostsee.

So feiert die Mannschaft von Trainer Adalsteinn Eyjolfsson am 2. September ihre diesjährige Saisonpremiere erneut mit einem Heimspiel in der Nürnberger Arena, diesmal gegen den Altmeister VfL Gummersbach. Bereits drei Tage später geht es zum Aufsteiger Bergischer HC. Zum Abschluss der vollgepackten ersten Erlanger Bundesligawoche der neuen Saison kommt am Samstag, 8. September, mit FA Göppingen der EHF-Cupsieger von 2017 angereist.

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