Heimspiel für Hentschel: Motorrad-Fränkin fährt auf dem Norisring

24.6.2017, 13:07 Uhr
Heimspiel für Hentschel: Motorrad-Fränkin fährt auf dem Norisring

© Foto: Voigt

2016 hat sie bei den Europameisterschaften für historische Maschinen bis 200 ccm den dritten Platz belegt. "Ich bin die einzige Frau, die bei den Rennen mitfährt", sagt die sportliche Fränkin. Ihre Bronzemedaille baumelt am Lenker, als sie ihr Gefährt am Sebalder Platz präsentiert - bei der sogenannten "Upwarming"-Party für das Norisring-Rennen vom 30. Juni bis zum 2. Juli.

Denn aus Anlass der 75. Veranstaltung gibt es diesmal an der Steintribüne auch einen Wettbewerb für historische Motorräder. Tanja Hentschel, Besitzerin von fünf Maschinen und mit einem Vierteljahrhundert Motorradpraxis, freut sich schon auf das Event.

Ohne Tacho, aber mit viel Speed

Pro Jahr tritt die Fürtherin europaweit bei fünf bis zehn Rennen an - in Italien, Schweden, England oder auch Kroatien. Die Geschwindigkeit fasziniert sie, auf ihrer knallroten Aermacchi mit der Unterschrift der italienischen Rennfahrer-Legende Giovanni Agostino am Tank schafft sie etwa 160 km/h. Sie kann nur grob schätzen, denn bei der italienischen Maschine gibt es keinen Tacho, sondern nur einen Tourenmesser.

Schneller geht es mit ihren anderen Motorrädern, aber die 47-jährige gebürtige Erlangerin mag die Aermacchi besonders: Der Sound des Harley-Motors und die elegante Optik haben es ihr angetan. Chromblitzend steht das Zweirad am Sebalder Platz, kein Dreck an den Felgen, kein Fleck auf dem Lack — die Facility-Managerin legt Wert darauf, dass das Sportgerät gepflegt aussieht.

Selbst schraubt die Frau

Die Reisen zu den Wettrennen unternimmt sie mit einem Bus, in dem zwei Motorräder Platz haben. Sie mag die Gemeinschaft der Rennsportler - das Zusammensein mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern, die eine Leidenschaft verbindet. Die Begeisterung geht so weit, dass man vor den Wettbewerben an der Rennstrecke neben der eigenen Maschine übernachtet.

Vielleicht hat es aber auch ein bisschen mit Geld zu tun: Rennsport ist ein teures Hobby. Da trifft es sich gut, dass Tanja Hentschel mechanisches Geschick hat und an den Zweirädern selbst herumschrauben kann - was aber nicht einen guten Mechaniker ersetzt, der auch nötig ist.

Geschwindigkeit und Geschicklichkeit

Hat sie sich nach einem Sturz schon einmal überlegt, das Motorradfahren aufzugeben? Nein, meint sie, der Reiz ist zu groß - die Geschwindigkeit, die Geschicklichkeit beim Fahren. Nun tritt sie als routinierte Rennfahrerin also beim Norisring-Rennen an - fast ein Heimspiel für die Fürtherin. Die Anreise hält sich also diesmal in Grenzen.

Und obwohl sie bereits zahllose Wettbewerbe absolviert hat, spürt sie jedes Mal eine große innere Anspannung. "Ja, ich bin immer aufgeregt, bevor es losgeht", sagt sie lachend, "aber wenn ich auf der Strecke bin, bin ich gelassen." Doch Benzingeruch und Rekorde sind nicht das Ein und Alles für Tanja Hentschel: Beim Erlanger Spielmannszug bläst sie ins Bariton-Horn.

Außerdem drückt sie mit ihren Fingern nicht nur die Ventile des Blasinstruments oder zieht Schrauben am Motorrad fest - die Rennfahrerin hat auch ein gutes Händchen für Aquarellmalerei. Ihr drittes und sicherlich entspannendstes Hobby.

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