Höchstadts Jari Neugebauer: "Dürfen uns nicht provozieren lassen"

22.3.2021, 19:40 Uhr
Einer stürmt voraus: Jari Neugebauer kommt in dieser Saison bereits auf 45 Scorerpunkte (15 Tore, 30 Assists) für die Höchstadt Alligators.  

© Thomas Hahn, ©Thomas Hahn Einer stürmt voraus: Jari Neugebauer kommt in dieser Saison bereits auf 45 Scorerpunkte (15 Tore, 30 Assists) für die Höchstadt Alligators.  

Manchmal fühlt Jari Neugebauer sich immer noch so, als wäre er gerade in einem Film. "Es läuft einfach so gut", sagt der 26 Jahre alte Angreifer des Eishockey-Oberligisten Höchstadter EC. Und das, was der HEC in dieser Saison bisher erreicht hat, könnte eigentlich schon das Happy End dieses Films sein: den erstmaligen Einzug in die Oberliga-Playoffs.

Doch noch läuft nicht der Abspann über die Leinwand. Die Saison geht für die Alligators am Dienstag erst richtig los: Mit dem ersten Playoff-Spiel gegen den zehnmaligen Deutschen Meister SC Riessersee (Bully 19.30 Uhr, live auf Sprade TV). Das Team, das als erstes drei der maximal fünf Partien gewinnen kann, zieht ins Halbfinale ein.


Corona und Playoffs: HEC setzt auf Vorsicht und Hoffnung


Die bisherigen Duelle mit dem Team aus Garmisch-Partenkirchen in dieser Saison waren hitzige, teilweise spektakuläre Spiele. Zwei gewann der HEC (7:3, 4:3), eines der SC Riessersee, nachdem die Alligators beim 4:6 noch einen 4:1-Vorsprung aus der Hand gaben. "Sie sind ein sehr unangenehmer Gegner. Aber wir haben gesehen, dass wir sie schlagen können, wenn wir unser Spiel aufziehen", sagt Neugebauer.

"Auch mal einen Check fressen"

Er erwartet eine harte Gangart der Riesserseer. "Wir dürfen uns nicht von ihnen provozieren lassen, das ist ja das, was sie wollen. Wir dürfen uns nicht von unserem Spiel abbringen lassen", fordert er. Statt sich in Kabbeleien zu verwickeln und am Ende unnötige Strafen zu kassieren, hofft er auf einen anderen Effekt. "Wenn sie wirklich aggressiv auftreten, öffnen sich auch Räume für uns. Da müssen wir die Scheibe schnell laufen müssen und auch mal einen Check fressen. Denn so entstehen Räume für die Mitspieler", sagt Neugebauer.


Playoff-Zeitplan: So trifft der HEC auf Riessersee


Weil der HEC in der Hauptrunden-Tabelle auf Platz vier vor Riessersee landete, liegt das Heimrecht in Höchstadt. Die Alligators werden damit, sollte die Serie über drei oder fünf Spiele gehen, eine Partie mehr im eigenen Eisstadion haben. Auch ohne Zuschauer sei das ein Vorteil, glaubt Neugebauer. Und das nicht nur, weil der HEC in dieser Spielzeit enorm heimstark war und 16 von 18 Partien am Kieferndorfer Weg gewonnen hat. "Die Fahrt macht es aus. In der Oberliga fährt man nicht einen Tag vorher und legt sich ins Hotel. Dass eine weite Fahrt wegfällt, ist definitiv ein Vorteil."

Neugebauer ist Playoff-erfahren

Für Neugebauer sind Playoffs keine neue Erfahrung. Der Angreifer, der flexibel in der Mitte oder Außen spielen kann, hat schon in der Jugend bei Preußen Berlin und der Düsseldorfer EG welche gespielt. In der Oberliga stand er mit Selb, den Leipzig Icefighters und den Duisburg Füchsen in der Endrunde. "Es wird von Spiel zu Spiel intensiver. Man spielt das ganze Jahr nur für die Playoffs", sagt er.


Höchstadter EC: Eine Saison wie ein Traum


Und jetzt, wo sie schonmal da sind, wollen die Alligators auch mehr als Zaungäste sein. "Wir wollen zeigen, dass wir zurecht auf Platz vier stehen. Und wir wollen so weit es geht weiterkommen." Dieser neue Ehrgeiz in Höchstadt, die enorme Entwicklung der Mannschaft - die Playoffs hatte der Verein eigentlich als Fernziel für die kommenden drei Jahre ausgeschrieben - haben auch Neugebauer überzeugt, zu bleiben.

Neugebauer hat seinen Vertrag verlängert

Seinen Vertrag beim HEC hat er verlängert, obwohl auch andere Vereine bei dem Vollprofi angeklopft haben. "Es gab Interesse, aber mir war klar, dass ich hier bleiben möchte. Es geht hier bergauf und daran will ich weiter teilhaben", sagt er. Wichtig dafür sei auchCoach Mikhail Nemirovsky gewesen, bei dem Neugebauer fester Teil der ersten Reihe mit Milan Kostourek und Anton Seewald ist. "Das Vertrauen des Trainers ist sehr wichtig. Dass er bleibt, war ein wichtiges Zeichen an uns", sagt Neugebauer.

Ein Berliner, der das Landleben schätzt

Auch das Drumherum im Aischgrund und der Umgebung kann der gebürtige Berliner schätzen. Neugebauer wohnt in Weisendorf. "Es gibt auf der einen Seite das Landleben, man kann hier auch in Corona-Zeiten entspannt spazieren gehen. Auf der anderen Seite ist man auch schnell in der Großstadt, wenn man das möchte", sagt er.

In den kommenden Wochen will er sich trotzdem zuhause einigeln, eine Corona-Infektion im Team wäre schließlich gleichbedeutend mit dem Playoff-Aus. Außer dem Supermarkt ("Muss ja sein.") und der Eishalle wird Neugebauer nicht viel sehen in den kommenden Wochen. Damit der Playoff-Einzug, der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, noch nicht das Happy End dieses Films war.

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