Hochveranlagt im Tief: Stranovsky und Rahmel enttäuschen

18.4.2017, 17:11 Uhr
Hochveranlagt im Tief: Stranovsky und Rahmel enttäuschen

© Sportfoto Zink

+++ Der Live-Blog von Christoph Benesch zum Nachärgern +++

Natürlich blieb dieser Siebenmeter im Gedächtnis hängen wie eine dicke, schwarze Fliege, die in ein Spinnennetz vor dem Fenster geflogen war. Immer wenn man auf die Begegnung beim BHC blickte, sah man auch diesen vergebenen Siebenmeter. Er war die riesige Chance auf den Ausgleich gewesen, mit dem man sich für eine spielerisch wie kämpferisch ordentliche Partie vor 2769 Zuschauern beim abstiegsbedrohten Bergischen HC belohnt hätte. Doch Martin Stranovsky setzte den Wurf an den Pfosten - Pech, sicher. Ärgerlich, das auch. Aber irgendwie derzeit auch bezeichnend.

Dabei wäre sicher auch der BHC zufrieden gewesen mit einem Unentschieden gegen den Aufsteiger, nach 25 Minuten waren die Gastgeber ja eigentlich mausetot gewesen. "Ich will ihre Leistung nicht schmälern", sagte Nikolai Link, der Erlanger Kapitän, "aber im Grunde hatten die ja überhaupt keinen Auftrag."

Sebastian Hinze, ihr Trainer, wechselte wild die Torhüter hin und her, in der Hoffnung, wenigstens einer würde endlich anspringen wie ein Motor, den man lange nicht zum Laufen bekommt. Doch weder Björgvin Gustavsson, noch Christopher Rudeck bekamen zunächst Zugriff auf dieses Spiel. "Wir müssen da", fand HCE-Trainer Robert Andersson, "das Spiel einfach über die Bühne bringen." Doch es kam alles anders, "genau so", wie Link zusammenfasste, "wie wir es von Beginn an verhindern wollten."

Das lag natürlich am beeindruckenden Kampfeswillen des Bergischen HC, der nie aufsteckte. Das lag am Publikum, das erwachte und seine Mannschaft wild nach vorne trieb. Und es lag an einem Gustavsson im Tor, der den Motor doch noch zum Laufen gebracht hatte. Begünstigt von vergeblichen Versuchen vor allem von Rechts- und Linksaußen. "Plan war eigentlich", verriet Link, "die Torhüter von Außen nicht ins Spiel zu bringen."

"Es ist nun mal Fakt", sagte Geschäftsführer René Selke am Montag, "dass man mit unser Wurfquote aus der zweiten Hälfte nicht auf dem Niveau ist, ein Bundesligaspiel zu gewinnen." Die war mit Wiederanpfiff schlagartig in den Keller gerauscht: 15 verwertete Chancen von 20 Möglichkeiten besaß Erlangen in Halbzeit eins, elf aus 22 waren es in Halbzeit zwei. Kein einziges Gegenstoßtor gelang mehr. Vier Treffer von Außen in Halbzeit eins stand nur noch einer in Halbzeit zwei gegenüber.

Insgesamt waren Linksaußen Martin Stranovsky und Rechtsaußen Ole Rahmel für acht vergebene Tormöglichkeiten verantwortlich  von 15 insgesamt an diesem Abend.

"In einem kleinen Loch"

"Ich halte nicht viel davon, eine Niederlage in einem Mannschaftssport - genauso wenig wie bei einen Sieg . von einzelnen Spielern abhängig zu machen", sagte Selke. Man sollte vielmehr "ohne Not und Panik" die Situation besprechen. Rahmel und Stranovsky im Speziellen hätten ja oft genug gezeigt, wie wichtig sie sein können - "auch wenn sie sich derzeit in einem kleinen Loch befinden, aus dem sie wieder herauskommen werden".

Doch genau daran müssen sich die beiden Nationalspieler messen lassen: ihrem hohen Anspruch und dem zweifelsohne sehr hohen Potenzial. Das können sie - bis auf wenige Ausnahmen - nach gutem bis herausragendem Saisonstart seit mehreren Spielen nicht mehr abrufen. Die Quoten jedenfalls sind nicht gut: Stranovsky liegt bei 53 Toren und 50 Fehlwürfen aus dem Feld, Rahmel bei 112 Treffern und 66 vergebenen Chancen.

Wiedergutmachung gegen Göppingen?

Woran das liegt? Für Selke ist es eine vorübergehende Phase, die aber nichts mit dem Abschied von Rahmel nach dieser Saison zum THW Kiel und der Vertragsverlängerung nach Tauziehen mit Stranovsky zu tun hätte. "Da gibt es keine konkreten Ursachen. Wer beide kennt, weiß, dass sie nun zeigen wollen, dass sie deutlich besser sind als am Samstag beim Bergischen HC." Am Sonntag gegen Göppingen gibt es schon die Chance dazu.

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