Hockenheim: Vettel wirft den Sieg weg, Hamilton darf jubeln

22.7.2018, 17:32 Uhr
Auf nasser Strecke steuerte Sebastian Vettel seinen Boliden ins Kiesbett und dann in die Streckenbegrenzung - für den Ferrari-Piloten bedeutete das das Aus.

© Andrej Isakovic/AFP Auf nasser Strecke steuerte Sebastian Vettel seinen Boliden ins Kiesbett und dann in die Streckenbegrenzung - für den Ferrari-Piloten bedeutete das das Aus.

In Führung liegend kam Vettel mit seinem Ferrari 15 Runden vor Schluss vor den entsetzten Augen seiner Fans von der nassen Strecke ab und krachte mit seiner Roten Göttin in die Streckenbegrenzung. In einer hektischen und chaotischen Schlussphase krönte zu allem Überfluss für Vettel sein WM-Widersacher Hamilton eine weitere famose Aufholjagd mit dem Sieg. Zwei Wochen nach dem Triumph des Hessen in Hamiltons Reich in Silverstone zahlte es ihm der Brite heim und übernahm mit 17 Punkten auch wieder die WM-Führung. Nur 24 Stunden zuvor hatte der 33-Jährige noch fassungslos an seinem Auto gekniet, nachdem ihn der Mercedes im Stich gelassen hatte.

Vettel stand schon in Teamkleidung am Kommandostand und klatschte Teamchef Maurizio Arrivabene enttäuscht ab, während Hamilton dem unerwarteten Sieg entgegenfuhr. Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen kamen hinter dem Briten ins Ziel. Nico Hülkenberg feierte indes als Fünfter im Renault sein bestes Saisonergebnis.

Gute Ausgangsposition

Dabei startete Vettel aus einer idealen Ausgangsposition ins 77. Rennen der Motorsport-Königsklasse in Deutschland. Dank seiner fünften Pole in diesem Jahr – Nummer 55 in seiner Karriere insgesamt - ging der viermalige Weltmeister als Führender in den Grand Prix. Vettel kam bestens weg und ließ auch Hamiltons Mercedes-Teamkollegen Bottas auf Position zwei weiter hinter sich.

Nach und nach baute Vettel seinen Vorsprung auf den Finnen aus. Den deutschen Fans nicht zuletzt im Motodrom, einem Streckenabschnitt mit Kribbel-Faktor, gefiel das. Vettel natürlich auch, schließlich liegt seine Geburtsstadt Heppenheim nur knapp 50 Kilometer entfernt.

Hamilton trotz der Hydraulik

Der Vertrag für den Hockenheimring läuft nach diesem Grand Prix allerdings aus. 2019 gibt es dort kein Rennen; ob es 2020 wieder weitergeht, ist fraglich. Nach vorne ging es indes für Hamilton.

"Wie immer werde ich so fahren, als ob mein Leben davon abhinge", hatte er vor dem Start gesagt. Wie schon vor zwei Wochen bei seinem Heimrennen in Silverstone war eine Aufholjagd gefragt. Nachdem Hamilton in England durch einen Startrempler mit Kimi Räikkönen weit zurückgefallen war, schoss der Brite mit seinem Silberpfeil regelrecht durchs Feld und kam noch auf Platz zwei.

Diesmal hatte den Titelverteidiger schon in der Qualifikation ein Hydraulik-Problem ausgebremst. Von Rang 14 musste Hamilton ins elfte Saisonrennen gehen. "Der Plan ist, Sebastian zu schnappen", sagte der 33-Jährige, bevor die Roten Ampeln erloschen. Und Hamilton machte Platz um Platz gut. Nach 14 Runden lag er schon auf Rang fünf.

Motorschaden für Ricciardo

An der Spitze fuhr Vettel einen souveränen Grand Prix, der 31-Jährige bestimmte das Tempo. In Runde 26 ließ er sich an seinem Ferrari eine frische Reifenmischung aufziehen. Vettel kam hinter Teamkollege Räikkönen auf die Strecke, blieb aber vor dem Fünften Hamilton.

Für Daniel Ricciardo war kurz danach das Rennen schon beendet. Der zweimalige Saisonsieger musste seinen Red Bull auf Platz sechs liegend wegen eines Motorschadens vorzeitig abstellen. Es war schon sein vierter Ausfall in diesem Jahr.

Vettel wirft das Auto weg

Nachdem auch Ricciardos Stallrivale Max Verstappen an die Box gekommen war, übernahm Räikkönen die Führung vor Vettel. Dahinter lag Hamilton, der im Gegensatz zum Scuderia-Duo noch keinen Reifenwechsel hatte. "Das ist bescheuert, ich verliere Zeit", klagte Vettel über Funk, dass er Räikkönen hinterherfahren musste und seine Reifen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Eine Sekunde könne er schneller fahren als der Finne, versicherte der Deutsche.

"Kimi, du bist auf einer anderen Strategie unterwegs, und wir hätten gerne, dass du Seb nicht aufhältst", beschied die Ferrari-Box. In Runde 39 war Vettel dann vorbei und lag wieder auf Rang eins. Kurz darauf bekam Hamiltons Wagen frische Reifen.

Für Spannung in der Schlussphase sorgte zunächst einsetzender Regen. Reinkommen an die Box zum erneuten Reifenwechsel oder doch draußen bleiben? Das war die Frage. An Vettels Ferrari flog dann auch noch ein Teil des Frontflügels ab. Es wurde richtig hektisch. Zu allem Übel für die deutschen Formel-1-Fans rutschte Vettel auch noch in der Schlussphase in die Leitplanke. Was für eine Enttäuschung! Nach einer Safety-Car-Phase fuhr Hamilton den unverhofften Sieg ein.

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