Hockey-Nationalmannschaft: Max Müller macht Schluss

11.3.2015, 14:00 Uhr
2005 debütierte Max Müller im Nationalteam. Nun blickt er zurück auf zwei olympische Goldmedaillen, mehr aber noch auf "großen Spaß und viele Freundschaften".

© dpa-Archiv 2005 debütierte Max Müller im Nationalteam. Nun blickt er zurück auf zwei olympische Goldmedaillen, mehr aber noch auf "großen Spaß und viele Freundschaften".

Wäre Max Müller Fußballer, hätte es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in dieser Woche wohl eine kurzfristig anberaumte Live-Übertragung eines Abschiedsspiels gegeben. Müller hätte offizielle Dankesreden voller Pathos über sich ergehen lassen müssen und staatstragenden Zeremonien beigewohnt. Nur ist Müller Hockeyspieler, und in diesem Sport kann sich selbst der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nach 188 Länderspielen auf leisen Sohlen verabschieden.

Markus Weise war längst darauf vorbereitet, als ihn die Galionsfigur des Nürnberger HTC im vergangenen Monat anrief und den Bundestrainer von seinen Plänen in Kenntnis setzte. „Er hat wie immer bewegende Worte gefunden“, sagt Müller zu diesem Gespräch unter Männern, die längst mehr waren, als es das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler im Normalfall hergibt. Unter Weise debütierte Müller in der Jugend-Nationalmannschaft, ehe er nun auch seine Abschiedsvorstellung mit dem empathischen Mannheimer an der Bande gab. Das war im Juni, bei der aus deutscher Sicht reichlich daneben geratenen Weltmeisterschaft, bei der das erfolgsverwöhnte deutsche Team erstmals seit 1998 keine Medaille holte.

Als Müller im Dezember vergangenen Jahres schon nicht mehr mit zur Champions Trophy nach Indien fuhr, zeichnete sich die Entwicklung deutlich ab. Mit seinem Studium der Sportökonomie in Bayreuth war er auf der Zielgeraden, womöglich hatte ihm die WM auch gezeigt, dass selbst bei einem der weltbesten Verteidiger die Zeit nicht stillsteht. Zumal Müller immer wieder von schweren Verletzungen geplagt wurde. 2014 musste er mit einem Loch in der Achillessehne um mehr als nur den Sport auf professioneller Ebene bangen, doch er kämpfte sich zurück, von Fleiß und großem Ehrgeiz getrieben. Auf und neben dem Platz.

„Mir war noch nie langweilig in meinem Leben“, sagt Müller über sich selbst, weil er seine Neugier immer mit einem immensen inneren Antrieb zu vereinen wusste. Golfspieler, Jäger, CSU-Stadtrat in Nürnberg. Von dem berühmt-berüchtigten Loch, in das nicht wenige Profisportler nach dem Ende ihrer Laufbahn fallen, kann Müller bei dieser breit gefächerten Palette an Interessen abseits des Hockeys wohl gar nichts spüren. Als ihn der ehemalige Fußball-Nationalspieler und Bayern-Kicker Mehmet Scholl bei einer Podiumsdiskussion damit konfrontierte, wie schwer es aus seiner Sicht doch sei, aus so einem Loch wieder herauszukommen, musste Müller schmunzeln.

Müllers Weg in die Arbeitswelt war bei den überschaubaren Zuwendungen der Sportförderung derweil  schon vorgezeichnet. „Mir war klar, dass ich meine Brötchen selbst verdienen muss.“ Auch wenn damit jetzt das Ende der internationalen Karriere verbunden ist. Der 27-Jährige bezeichnet diese Ausgangslage gar als Luxus. „Weil ich jetzt auch gar keine Zeit habe, wehmütig zu sein.“ Seine Arbeitswoche bei der vom früheren Club-Präsidenten Gerd Schmelzer geführten alpha-Gruppe ist vollgepackt. Müller kümmert sich um verschiedene Objekte, besorgt kurzfristig einen Handwerker, wenn bei Mietern die Heizung leckt, oder arbeitet Pläne für anstehende Sanierungsmaßnahmen aus. Müller hat viel vor, aber keine Zeit. Heute Abend ist auch noch Training. Mit „seinen Jungs“ vom Nürnberger HTC, mit denen er in der Bundesliga bestehen will. Zumindest diesen Abschied kann er noch ein wenig hinausschieben.

 

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