Hockey-Neuling aus dem hohen Norden

7.6.2018, 06:30 Uhr
Hockey-Neuling aus dem hohen Norden

© Anja Hinterberger

Wie das ist, erfolgreich in der Oberliga Hockey zu spielen, weiß Lilly Handreke aus eigener Erfahrung. Daheim in Bremen hat sich die 20-Jährige mit ihrem Verein ebenfalls in dieser Klasse versucht. Am Ende spielte der Bremer HC in der zweiten Bundesliga – und die Stürmerin war mittendrin. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte könnte mit dem Turnerbund ebenfalls möglich werden. Handreke jedenfalls will die Erlanger bei diesem Vorhaben so gut es geht unterstützen.

"Ich bin zum Studieren nach Erlangen gekommen", sagt die gebürtige Bremerin. "Für Medizin muss eben man schauen. Außerdem wollte ich gern in den Süden, um auch mal gegen andere Mannschaften Hockey zu spielen." Die Teams aus dem Norden kennt Handreke bereits seit vielen Jahren, die aus Bayern hingegen kaum. "Zum Teil war es deshalb auch leichter, weil man dem Spiel gegenüber offener ist und ohne Vorurteil gegenüber dem Gegner antritt." Der Umzug nach Erlangen war dennoch auch sportlich eine neue Herausforderung.

"Am Anfang war mein Plan, zu einem Verein in Nürnberg zu gehen", sagt die Stürmerin. "Doch das wäre sehr viel Aufwand gewesen, was das Training betrifft. Deshalb habe ich mir die Mannschaft in Erlangen angesehen." Hier spielt das Damen-Team in der Feldsaison zwar nur in der Oberliga, doch "die Mannschaft ist super und das ist am Ende das wichtigste". Als Rückschritt sieht Handreke die Oberliga nicht. "Die Liga macht kaum einen Unterschied, viele aus der Erlanger Mannschaft könnten höher spielen, als Teil eines besseren Teams", meint die 20-Jährige.

Zum Rückrunden-Start jedoch zeigten die Erlanger Spielerinnen davon wenig bis gar nichts. In den ersten vier Partien gelang kein Sieg. "Am Anfang war es schwierig", sagt Handreke. "Es war wirklich traurig. Wir haben teilweise gut gespielt, konnten aber nicht alles umsetzen, was wir wollten." Auch mit ihrer eigenen Leistung war sie nicht zufrieden: "Ich war enttäuscht von mir selbst. In einem neuen Team die Taktik direkt umzusetzen war schwierig." Die Bremerin hat sich in dieser Zeit an ihre alte Mannschaft erinnert, "wie es im alten Team funktioniert hat". Irgendwann aber funktionierte es auch im neuen.

Hockey-Neuling aus dem hohen Norden

"Für mich war das erste Heimspiel ein Schlüsselmoment", sagt Handreke. "Danach war die Stimmung gelöster. Ich habe gemerkt: Ich finde ins Team hinein. Der erste Sieg hat dann auch gezeigt, dass wir gut zusammen spielen." Zuerst gab es ein 2:2 gegen den TV 1848 Schwabach, dann ein 5:0 gegen den HC Schweinfurt. Im Saisonendspurt gelangen dem Turnerbund fünf Siege in Folge. Stolz ist die Stürmerin auf die Leistung, als fünf Spiele innerhalb von acht Tagen anstanden. "Dass wir da die letzten drei gewinnen konnten, war richtig cool."

Dabei genießt Handreke vor allem die Heimspiele: "Mit den Zuschauern und Freunden ist die Motivation noch einmal größer, die Atmosphäre ist gut, der Kampfgeist steigt." Das war auch beim Saisonabschluss so, als am Wochenende zwei Heimspiele stattfanden. Eigentlich hätte die Bremerin dabei sein sollen. "Doch ich konnte krankheitsbedingt nicht mitspielen." Gewonnen haben die Erlangerinnen, die auf einen breiten Kader zurückgreifen können, dann trotzdem: zuerst mit 7:0 gegen den Münchner SC II, dann mit 4:1 gegen den ASV München (wie berichtet).

"Ich war traurig, nicht beim Saisonabschluss dabei gewesen zu sein. Es ist schade, weil die Saison nun so abrupt endet." Dass ihre Kolleginnen noch zweimal gewonnen haben, "hat mich trotzdem super gefreut", sagt Handreke. "Das Ziel war, sechs Punkte zu holen und in der Tabelle am ASV vorbeizuziehen." Das gelang. Der Turnerbund, nach dem Abstieg im Winter in der Hallensaison, hält so souverän auf Rang vier die Liga. Und das in einem Jahr, in dem Trainer Johannes Anzeneder viele Jugendspielerinnen im Erwachsenen-Bereich integrieren musste. Die Mannschaft um die erfahrenen Paula Wernecke, Anna Prieß oder auch Nicole Beier ist weiter gewachsen. Lilly Handreke ist nun Teil dieses

Prozesses. Und sie weiß, wohin er führen könnte.

Abschlusstabelle Oberliga

1. SC München71:8 37

2. TV 1848 Schwabach33:20 25

3. ESV München20:21 25

4. TB Erlangen27:10 24

5. ASV München36:28 24

6. HLC RW München13:34 13

7. HC Schweinfurt15:49 8

8. Münchner SC II12:57 2

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