Hohe Mathematik im Club-Tor: Kirschbaum rechnet vor

6.9.2017, 05:55 Uhr
Nürnbergs Nummer eins: Für wie lange, das will Thorsten Kirschbaum nicht verraten.

© Sportfoto Zink / DaMa Nürnbergs Nummer eins: Für wie lange, das will Thorsten Kirschbaum nicht verraten.

Beim 1. FC Nürnberg zählen sie jetzt nicht mehr so, wie wahrscheinlich auch sie es in der Grundschule beigebracht bekommen haben. Zum Beispiel Thorsten Kirschbaum: "Eins, zwei, drei, null", sagt der Torwart und schaut dabei so ernst, wie man eben schauen kann, wenn man nicht bis vier zählen will.

Eins, zwei, drei, null — so soll das am Montagabend nach dem Spiel gegen den FC Sankt Pauli heißen, wenn dann eine unschöne Serie hoffentlich ihr Ende gefunden hat. Sie haben sich beim Club nach den Saisonspielen eins und zwei ja sehr darüber gefreut, dass ihre Defensive einigermaßen überraschend das Prädikat "stabil" an sich selbst vergeben konnte. Null Gegentore zum Auftakt gegen den 1. FC Kaiserslautern, null beim Aufeinandertreffen mit Jahn Regensburg — alles wunderbar? Nunja, der Pokalausflug nach Duisburg brachte den ersten Gegentreffer, das Spitzenspiel gegen Union dann zwei auf einmal — und in Aue, beim FC Erzgebirge, waren es dann drei und die erste Saisonniederlage.

Nicht nur theoretisch gut

Defensive Stabilität war da nicht mehr zu erkennen — jetzt also vier Gegentreffer gegen Sankt Pauli? Entspannt bleiben, rät Kirschbaum, der Torwart, dem nur an einem Gegentor gegen Union eine Mitschuld zuzuweisen ist. "In Aue war einfach die Leistung insgesamt zu schwach", sagt Kirschbaum, "aber wir müssen tatsächlich wieder zulegen im defensiven Pressing, in der Art und Weise, wie wir den Gegner anlaufen."

Sehr fußballtheoretisch hört sich das an, was aber ja auch nicht schlecht sein muss, weil Kirschbaum am Valznerweiher auch schon Zeiten erlebt hat, in denen sich nicht wenige fragten, ob diese Mannschaft irgendetwas mit Fußball zu tun hat, also Theorie und Praxis überhaupt annähernd begreift. Dieser Verdacht ist jetzt erst einmal ausgeräumt nach einem Start, der ihnen trotz der Niederlage zuletzt überzeugend gelungen ist. "Keiner hatte mehr Lust auf einen schlechten Start", sagt Kirschbaum. Er schon gar nicht, weil er in seinen bisherigen beiden Spielzeiten zweimal misslungene Saisonanfangsphasen mitmachen musste — und auch danach nicht viel besser wurde für ihn, weil am Ende immer Raphael Schäfer an seiner Stelle im Tor stand.

Jetzt ist Raphael Schäfer zwar ein Fußball-Rentner; dass Kirschbaum spielt, durfte vor der Saison aber trotzdem nicht als sicher gelten. Für Schäfer haben sie ja Fabian Bredlow geholt, einen der besseren Drittliga-Torhüter, der nun Kirschbaum — der, wenn er denn spielen durfte, in der letzten Saison einer der überragenden Zweitliga-Torhüter war — herausfordern sollte. Das hat Bredlow auch gemacht, am Ende aber hat sich der 30 Jahre alte Kirschbaum durchgesetzt.

Im Urlaub, sagt Kirschbaum, hat er sich frei gemacht von seinem misslungenen Frühjahr, in dem er nach seiner Verletzung plötzlich nicht mehr mitspielen durfte. Gesorgt, dass er seinen Platz als erster Torhüter verlieren könnte, hat er sich dann in der Vorbereitung nicht mehr, das sagt er auch noch. Er weiß inzwischen um seine Qualitäten — oder ist sich ihrer mehr bewusst, nachdem man ihn in seinem ersten Jahr noch häufiger hat zweifeln sehen. Jetzt sagt er, dass Bredlow schon ein sehr guter Torwart ist, aber eben auch erst 22 Jahre jung. "Er hat noch viel Zeit, die Nummer eins zu sein", sagt Kirschbaum. Wann das sein könnte? Kirschbaum will jetzt lieber nicht mehr zählen.

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