Horak: "Die Frage ist, ob mich die Mannschaft braucht"

28.3.2016, 10:06 Uhr
Auf dem Weg zurück: Mit Geduld und Fleiß absolviert Pavel Horak nach dem Kreuzbandriss sein Reha-Training.

© Fotos: Sportfoto Zink/MaMe/DaMa Auf dem Weg zurück: Mit Geduld und Fleiß absolviert Pavel Horak nach dem Kreuzbandriss sein Reha-Training.

"Die Jungs machen mir das alles sehr einfach“, sagt der 33-Jährige im Gespräch mit den Erlanger Nachrichten. "Sie gewinnen alles was geht und auch in Coburg waren sie nicht die schlechtere Mannschaft. Deshalb habe ich überhaupt keinen Druck. Auch beim HCE sagt man mir, dass ich mir Zeit lassen soll, man wird mich erst nächste Saison brauchen."

Tatsächlich wirkt Horak absolut entspannt, sicher auch weil er das alles schon einmal mitgemacht hat: "Ich habe bei meinem ersten Kreuzbandriss gelernt, dass man sich Zeit nehmen muss. Du kannst nichts beschleunigen, nur dafür sorgen, dass du keinen Rückschlag erleidest." Das hat Horak bislang vermieden, die Reha verlaufe sogar ein bisschen besser als erwartet.

Doch selbst das lässt den Tschechen nicht ungeduldig werden. "Anfangs habe ich natürlich gerechnet, wann die sechs Monate um sind, und theoretisch ist es auch möglich, dass ich in dieser Saison noch einmal spielen könnte. Aber die Frage ist, ob mich die Mannschaft braucht. Wenn alle fit bleiben, was ich hoffe, dann müsste ich eine bessere Form haben als die anderen – und selbst dann hat letztlich der Trainer das letzte Wort. Es spricht sehr für die Mannschaft und den Verein, dass sie das alles ohne mich geschafft haben und mir nimmt es den Druck."

Von Handball geträumt

Nur manchmal kribbelt es schon, gesteht Horak, der bei jedem Heimspiel dabei ist. "Ich würde schon gerne spielen, ein paar Wochen nach der OP habe ich sogar von Handball geträumt." Und ganz ruhig bleiben kann er bei den teils aufregenden Spielen nicht. Er werde schon nervös, wenn die Teamkollegen hinten liegen, aber das sei ja zum Glück recht selten der Fall. Und bei unfairen Gegnern würde er gerne auch ein bisschen Härte ins Spiel bringen, zumindest in Gedanken, sagt er schelmisch grinsend.

Dass Horak aber kein nachtragender Mensch ist, merkt man, wenn er von dem Foul redet, bei dem er sich in Ferndorf die schwere Verletzung zugezogen hat: "Das Foul auf Höhe der Mittellinie war absolut unnötig, aber mein Gegenspieler hat sich bei mir entschuldigt und ich habe das auch angenommen. So ist der Sport, da spielen Emotion und Motivation eine Rolle. Aber ich habe damals sofort gemerkt, dass etwas passiert ist, auch wenn ich es erst nicht wahrhaben wollte. Aber ich kannte das Gefühl."

Bei den Heimspielen versucht Horak seinen Teamkollegen von der Bank aus zu helfen, "das Coachen ist aber die Sache des Trainers".

Bei den Heimspielen versucht Horak seinen Teamkollegen von der Bank aus zu helfen, "das Coachen ist aber die Sache des Trainers".

So sieht der Rückraumakteur jetzt seine vordringliche Aufgabe darin, sein Training durchzuziehen. Das tut er mit Hingabe, verzichtet dafür sogar auf die Auswärtsspiele. "Ich war nur in Coburg dabei, weil das so nahe ist. Aber ich trainiere von Montag bis Samstag und das ist wichtiger, als einen ganzen Tag auf Reisen zu sein. Sehen würde ich die Spiele natürlich schon gerne, aber man muss einfach Prioritäten setzen."

Der Blick von Außen

Heimspiele sind für Pavel Horak hingegen Pflicht. "Das gehört sich so für einen verletzten Spieler, wenn er schmerzfrei ist", sagt er. Für seine Mitspieler ist er dann für den Blick von Außen zuständig und gibt den einen oder anderen Hinweis. "Im Spiel nimmt man ja nicht immer alles wahr, dann sage ich in der Pause schon mal etwas oder werde gefragt. Aber das coachen ist die Sache des Trainers."

Um voll auf der Höhe der Mannschaft zu sein, versucht Horak so oft wie möglich neben der Reha in Nürnberg auch am Training in Erlangen teilzunehmen. Voll mitmachen kann er natürlich nicht, sondern macht sein eigenes Programm mit Sprints und Übungen. Deshalb weiß er auch, dass Trainer Robert Andersson sein Team trotz aller Erfolge nicht schont: "Eine Mannschaft muss sich entwickeln und der Erfolg und das gewonnene Selbstvertrauen ist jetzt der Lohn für die harte Arbeit."

Die Niederlage in Coburg sieht Pavel Horak differenziert: "Coburg ist eine Topmannschaft der 2. Liga, dort zu verlieren ist keine Katastrophe, aber bitter weil es das Derby war, das wir unbedingt gewinnen wollten." Dass sein Kollege Nikolai Link zur Nationalmannschaft berufen wurde ist ihm selbstverständlich auch nicht entgangen. Eine richtige Entscheidung, wie er meint: "Niko hat Bundesligaqualität, er kann da locker mithalten."

Keine Kommentare