Horror-Crash: Degenkolb bei Trainingsunfall schwer verletzt

24.1.2016, 13:03 Uhr
Horror-Crash: Degenkolb bei Trainingsunfall schwer verletzt

© Jörg Carstensen (dpa)

Der in Hundsdorf aufgewachsene und in Frankfurt/Main lebende Radprofi erlitt bei dem heftigen Zusam­menprall eine tiefe Wunde am Oberschenkel, brach sich den Unterarm und riss sich den linken Zeigefinger fast vollständig ab. Ereignet hatte sich der Zusammenstoß mit schlimmen Folgen am Samstagnachmittag in der Nähe des spanischen Ortes Calp, in dem sich die Giant-Alpecin-Fahrer auf den Saisonbeginn vorbereiteten. „Das Auto tauchte plötzlich direkt vor ihnen auf, sie hatten nicht einmal Zeit zu reagieren“, wird Sébastien Michon, der Agent des in den Unfall verwi­ckelten Fahrers Warren Barguil, zitiert.

Das Begleitfahrzeug mit Trainer Mattias Reck war glücklicherweise nicht unmittelbar hinter der Gruppe unterwegs und fuhr so nicht auf die gestürzten Radsportler auf. Reck verständigte sofort Notarzt und Krankenwagen. John Degenkolb, das deutsche Nachwuchstalent Max Walscheid sowie Warren Barguil, Fredrik Ludvigsson und Ramon Sinkeldam wurden in zwei umliegende Kliniken gebracht. Auch ein Rettungshubschrauber war vor Ort und flog den schwerer verletzten US-Amerikaner Chad Haga ins Krankenhaus. Der siebte Fahrer in der Gruppe, Sören Kragh Andersen, kam mit dem Schrecken davon.

„Alle Fahrer sind bei Bewusstsein, stabil und ansprechbar, wir warten aber noch auf die neuesten Infos und werden die notwendigen Behandlungen und Schritte einleiten, sobald wir die Diagnosen der Ärzte aus den Krankenhäusern haben“, hieß es in einem ersten Statement des Giant-Alpecin-Teamarztes Anko Boelens.

John Degenkolb meldete sich nach vielen besorgten Posts und Genesungswünschen auf Facebook und gab ein wenig Entwarnung: „Es geht mir den Umständen entsprechend gut. Vorhin wurden unter Vollnarkose die Wunden an Oberschenkel, Unterarm und Lippe genäht. Jetzt bin ich im Krankenwagen unterwegs nach Valencia, wo in einem größeren Krankenhaus mein linker Zeigefinger wiederhergestellt werden soll. Er hing nur noch am letzten Zipfel an meiner Hand. An viel kann ich mich nicht erinnern. Auch den anderen Jungs alles Gute. Ich melde mich wieder. Danke für eure Unterstützung.“

Sein Mannschaftskollege Warren Barguil brach sich bei dem Unfall das Kahnbein des Handgelenks und erlitt Abschürfungen. Haga wurde wie Degenkolb noch am Samstag gleich operiert. Er hat größere Wunden am Hals und Kinn sowie eine Augenhöhlenfraktur. Ein zunächst bei ihm befürchteter Beckenbruch bestätigte sich glücklicherweise nicht. Max Walscheid brach sich bei dem Zusam­menstoß die Hand und das Schienbein. Mehr Glück im Unglück hatten Fredrik Ludvigsson und Ramon Sinkeldam: Sie haben „Kratzer und Prellungen am ganzen Körper“, teilte Giant-Alpecin gestern mit.

Wie heftig der Unfall war, zeigte auch die Reaktion der Teammechaniker: Sie waren völlig geschockt, als sie die teils in Einzelteile gerissenen Straßenrennräder sahen. Angesichts dessen sei es ein Wunder, dass alle mit dem Leben davongekommen seien. Das sei auch das Wichtigste, hieß es im Team-Umfeld und in der Radsport-Szene.

Sportlich bedeutet der Unfall für Degenkolb angesichts der Verletzungen fast sicher das „Aus“ bezüglich des Starts und der Titelverteidigung bei den Radklassikern Mailand–Sanremo und Paris–Roubaix.

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