Ice Tigers eiskalt: Derbysieg nach 0:2-Rückstand

15.12.2017, 22:01 Uhr
Leo Pföderl steuerte einen der drei Treffer zum Derbysieg bei.

© Sportfoto Zink / ThHa Leo Pföderl steuerte einen der drei Treffer zum Derbysieg bei.

Nicht weniger als um ihr Überleben würden sie kämpfen. Rob Wilson verzog bei dieser Prognose keine Miene. Dabei hatte er das auch vor Dienstreisen nach Krefeld, Bremerhaven oder Schwenningen festgestellt. Diesmal aber hatte der Trainer der Thomas Sabo Ice Tigers eine gute Begründung. Vor allem aber hatte Wilson mit seiner Prognose für die Partie in Straubing aber: Recht. Der Geschichte des niederbayerisch-mittelfränkischen Tiger-Derbys fügten die beiden Mannschaften am Freitagabend ein außergewöhnlich unterhaltsames 47. Kapitel hinzu.

Die Straubing Tigers, trotz eines Trainerwechsels samt anschließender Leistungssteigerung noch Tabellenletzter mit ernüchterndem Rückstand auf einen Platz in den Playoffs, kämpften tatsächlich um ihr sportliches Überleben. Unter der Anleitung von Tom Pokel allerdings weitaus organisierter als das noch mit "Wild Bill" Stewart der Fall war, der sich mittlerweile wahrscheinlich allein aus nostalgischen Erwägungen wieder in Mannheim versuchen darf. Die Tigers spielten meist defensiv, immer kompakt, weshalb sich die weniger ums Überleben als um den Anschluss an die absolute Ligaspitze kämpfenden Ice Tigers trotz einer ordentlichen Auswärtsleistung bis in die vorletzte Minute um die drei Punkte mühen mussten.

Weil weder die Mittelstürmer David Steckel und Steven Reinprecht noch Verteidiger Brett Festerling einsatzbereit waren, war Wilson erneut zu Umstellungen gezwungen. Und weil der Coach im Dezember eine erstaunliche Freude am Aufstellungsexperiment entwickelt hat, lief Yasin Ehliz erstmals seit Gründung der DEL nicht an der Seite von Patrick Reimer auf. Dem Kapitän schadete das keineswegs. Seine neu formierte Reihe sorgte für alle drei Treffer im bitterkalten Eisstadion am Pulverturm.

Leo Pföderl nahm erst einen Check, um den Puck zu erkämpfen und wenig später dort aufzutauchen, wo man Torjäger einer Binsenwahrheit nach verortet. Pföderl führte einen abgeprallten Reimer-Schuss seiner eigentlichen Bestimmung zu (9. Minute). Reimer selbst erzielte das 2:2 so sehenswert, dass man gar nicht umhinkam, seine evidente Torschusskrise in dieser Sekunde für beendet zu erklären (29.).

Und John Mitchell reagierte am schnellsten, als Straubings Torhüter Drew McIntyre einen Schlenzer von Patrick Köppchen eher unglücklich abprallen ließ (51.). Das liest sich unspektakulär, gewinnt aber, wenn man die ersten beiden Straubinger Tore schildert. Die Tigers hatten es schließlich geschafft, aus gerade einmal vier Schüssen im ersten Drittel auf Andreas Jenike durch Adam Mitchell (5.) und Levko Koper (8.) ein frühes 2:0 zu machen – ein Fehler, den schon viele Mannschaften in der DEL bereut haben. Zumal die Ice Tigers im Gegensatz zu manch anderer Partie, in der sie früh in Rückstand geraten waren, "smart" spielten – genauso, wie es Wilson angesichts der weiterhin angespannten Personalsituation gefordert hatte.

Nürnberg arbeitete hart, vor allem Brandon Segal, der die Spuren eines jeden geblockten Schusses an Heiligabend noch vorführen kann. Nürnberg hatte aber auch: Glück. Zum Beispiel, als Mike Zalewski mit einer Slapstick-Einlage daran scheiterte, den Puck aus fünf Zentimetern über die Linie zu drücken (41.). Oder als Stefan Loibl kurz vor dem Ende die Kufe seines rechten Schlittschuhs statt seines Schlägers zu Hilfe nahm, um das vermeintliche 3:3 zu erzielen.

Am Sonntag (19 Uhr) empfangen die Ice Tigers die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven in der Arena Nürnberger Versicherung. Noch so ein Team, von dem es heißt, dass es um die wirklich wichtigen Dinge kämpft.

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