Ice Tigers melden sich gegen Wolfsburg zurück

25.3.2014, 22:48 Uhr
Hurra, wir leben noch: Der Jubel in der Arena kannte nach dem 6:2 keine Grenzen.

© Sportfoto Zink / MaWi Hurra, wir leben noch: Der Jubel in der Arena kannte nach dem 6:2 keine Grenzen.

Als man wieder hinaustrat ins Freie, nach intensiven und, ja, wieder begeisternden 60 Minuten Play-Off-Eishockey, da ertappte man sich, wie man tatsächlich einen Blick auf das Straßenschild warf. Stand dort oben, an diesem kühlen Märzabend, wirklich noch „Kurt-Leucht-Weg“? Wille kann bekanntlich Berge versetzen, erst recht im Sport, erst recht in dieser reinsten Form des Kräftemessens sehr harter Männer: im Play-off-Eishockey.

Die Arena stand natürlich immernoch genau dort, wo man sie vor einigen Jahren errichtet hatte. Aber die meisten der 5064 Menschen, die jetzt herausströmten, nach einem 6:2 (1:1, 4:1, 1:0) sehr glücklich und sehr erleichtert, sie hatte diese Mannschaft verändert. Von der ersten Sekunde an war der Wille dieses Teams bis hinauf unter die Hallendecke spürbar, die Thomas Sabo Ice Tigers, das musste auch Wolfsburg furchtbar schnell feststellen, sie hatten sich in keinster Weise aufgegeben. Nicht nach dieser dritten Niederlage binnen acht Tagen. Nicht nach diesem ungerechten 4:5, erzielt durch ein regelwidriges Schlittschuhtor; nein, all das hatte Nürnberg nicht den Zahn gezogen, im Gegenteil: Es hatte Kräfte freigesetzt.

„Ich hatte den Eindruck“, sagte Patrick Reimer am Montagmittag noch, „Wolfsburg hat Angst vor uns.“ Wohl erst recht, als sich Aleksander Polaczek, so etwas wie das glühende Stück Kohle im Play-Off-Feuer der Gäste, verletzt abmeldete (Handbruch) und sich wenig später auch Sebastian Vogl, der bislang überragende Torhüter, wegen Knieproblemen entschied, zu Hause bei seiner hochschwangeren Frau zu bleiben. In diese Angst rauschte ungebremst überschäumender Optimismus, vorgelebt vor allem von Tray Tuomie. Der Trainer grinste, als er am Sonntagabend, nach diesem Tiefschlag von einem 4:5, die Pressekonferenz betrat. Er grinste auch am Tag danach, als er freiwilliges Training angesetzt hatte – und alle seine Spieler gekommen waren. Und er grinste, als ein Fan ihn dort fragte, wie er denn so fröhlich sein könnte, bei einem Stand von 1:3, dem drohenden Saison-Aus. „Weißt du“, begann Tuomie, „in den Play-offs ist es wie beim Roulette: Mal gewinnt Rot, mal gewinnt Schwarz. Auf welcher Farbe die Kugel zuvor liegen geblieben ist, interessiert nicht, es geht nur darum, wo sie diesmal liegen bleiben wird“.

Als die Kugel gestern ins Spiel kam, wurden die Ice Tigers erst einmal kalt geduscht. Nach einem Pollock-Schuss sprang der Puck an einen Schlittschuh, Wolfsburg schaltete schneller und Abid schob die Scheibe Torhüter Weiman nach Alleingang durch die Beine (6.). Zuvor hatten Reimer und Ehliz die sichere Führung verpasst. Weiter drängten die Ice Tigers, überhaupt nicht geschockt. Connor James schnappte sich den Puck, lief hinter dem Tor herum und schob ihn zum Ausgleich ins Netz (7.). Und weiter spielte nur dieses energiegeladene Nürnberg, vor allem James, bislang seltsam gehemmt in dieser Serie, schien nach seinem Tor regelrecht zu explodieren. Er gewann den entscheidenden Zweikampf an der Bande, seinen Querpass verwertete Leo Pföderl zum 2:1 (27.).

Pollocks schöne Geschichte

Die schönste Geschichte dieses fünften Spiels aber schrieb Jame Pollock. Vor wenigen Wochen noch vom Wolfsburger Tyler Haskins ins Krankenhaus gecheckt, traf ihn der starke Angreifer diesmal mit dem Schläger im Gesicht. Haskins wanderte auf die Strafbank und ausgerechnet Pollock bedankte sich, noch mit blutverschmiertem Mund, mit einem Tor zum 3:1 (30.). Spätestens jetzt wurden die Wolfsburger Beine tonnenschwer, sie wussten sich nur noch durch Fouls zu helfen. Der starke Steven Regier passte die Scheibe in den Lauf von Evan Kaufmann, der im Eins-gegen-Eins Dshunussow keine Chance ließ: 4:1 (32.). Die Arena bebte.

Rosas Anschlusstor in den Winkel (33.) zeigte noch einmal, dass man selbst gegen totmüde Wolfsburger nicht locker lassen darf, Kaufmanns zweites Tor (35.) stellte den alten Abstand wieder her, Jason Jaspers baute auf 6:2 aus. Hinten hielt Weiman, was auf sein Tor kam. Und Wolfsburg hatte große Angst, erst vor weiteren Gegentoren, und, später, als sie ihn den Bus zur Heimfahrt stiegen, auch vor Freitag, 19.30 Uhr. Dann wird die Kugel wieder ins Spiel gebracht. Die Thomas Sabo Ice Tigers kommen zu Spiel sechs nach Wolfsburg.

Nürnberg: Weiman; Eriksson/Regier, Caldwell/Nowak, Festerling/Pollock, Schüle – Ehliz/Reinprecht/Reimer, Pfleger/Stastny/Kaufmann, James/Jaspers/Pföderl, Rupprich/Buzas/Krüger. – Tore: 0:1Abid (5:11), 1:1 James (6:21), 2:1 Pföderl (26:08), 3:1 Pollock (5-4, 29:11), 4:1 Kaufmann (5-4, 31:20), 4:2 Rosa (21:10), 5:2 Kaufmann (34:00), 6:2 Jaspers (56:37). – Schiedsrichter: Jablukov/Rohatsch. – Zuschauer: 5064. – Strafminuten: 6 – 14.

 

Keine Kommentare