Ice-Tigers-Verteidiger Teubert: Der schmerzhafte Weg zurück

10.8.2017, 10:00 Uhr
"Ich muss den Kopf oben behalten": Colten Teubert (Mitte) hat den Sommer über viel Reha-Training gemacht, Eishockey spielen kann er aber auch ein halbes Jahr nach seinem Bandscheibenvorfall noch nicht.

© Sportfoto Zink / ThHa "Ich muss den Kopf oben behalten": Colten Teubert (Mitte) hat den Sommer über viel Reha-Training gemacht, Eishockey spielen kann er aber auch ein halbes Jahr nach seinem Bandscheibenvorfall noch nicht.

Es war ein schöner Sommer für den Menschen, aber nicht für den Sportler Colten Teubert. Der 27 Jahre alte Verteidiger der Thomas Sabo Ice Tigers verbrachte die vergangenen Monate zu Hause in Kanada bei seiner Familie, kümmerte sich um seinen Sohn, der an Autismus leidet, organisierte ihm einen Platz an einer englischsprachigen Schule. "Ich will das Beste für unseren Sohn, damit er ein normales Leben führen kann", sagt Teubert.

Ein normales Leben führen, das würde auch der Sportler Colten Teubert gerne. Seit Januar dieses Jahres kann er das allerdings nur noch eingeschränkt tun, weil es eben ein bedeutsamer Teil seines Lebens ist, Eishockey zu spielen. Und das kann er seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr, weil ihn ein Bandscheibenvorfall noch immer dazu zwingt, zuzuschauen, wenn seine Kollegen auf dem Eis stehen. "Ich habe in meiner Karriere als Eishockeyspieler noch nie so einen Schmerz gespürt", sagt Teubert. Dementsprechend ernüchtert klingt er auch, wenn er über seinen vermeintlich schönen Sommer daheim bei der Familie spricht. "Ich bin frustriert, sehr frustriert", sagt er.

"Mein Körper reagiert nicht so, wie ich es will"

Zuletzt hat er viel Reha-Training gemacht, beim Trainingsauftakt sah man Colten Teubert sogar schon wieder einige Runden in der Arena skaten. Es ist ein trügerisches Bild, denn gesund ist er noch lange nicht. "Mein Körper reagiert nicht so, wie ich es will", sagt Teubert, der deshalb meist zuschauen muss, wie Trainer Rob Wilson seine Kollegen auf die kommenden Aufgaben vorbereitet. Die nächste wartet im Trainingslager in Südtirol, wohin die Ice Tigers am Donnerstagmorgen aufbrechen werden. Am Samstag geht es dort gegen den EV Zug (Schweiz), am Sonntag gegen Augsburg oder Gap (Frankreich).

Wie es weitergeht für Colten Teubert, weiß auch der nicht so genau, sein Rückenspezialist ist derzeit noch im Urlaub, "wir werden uns aber bald zusammensetzen und weiter planen". Bis dahin kann er allerdings nichts tun außer weiter seine Übungen zu machen und darauf zu hoffen, dass der Schmerz im rechten Bein irgendwann einmal nachlässt, sobald er es etwas mehr belastet.

Warten auf den Arzt

Wer länger mit Colten Teubert spricht, der merkt, wie sehr die Situation an ihm nagt, ihn bisweilen sogar etwas verzweifeln lässt. Denn er fühlt sich körperlich gut – bis der Schmerz immer und immer wieder durch das Bein zieht und alle Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr gnadenlos zerstört. "Ich muss positiv bleiben und den Kopf oben behalten", sagt Teubert. "Wenn der Arzt sagt, es kann wieder losgehen, dann bin ich bereit." Ob es der härteste Sommer seiner Karriere war? Festlegen will sich Colten Teubert nicht, "manche brauchen ein Jahr, um nach einer schwierigen Verletzung zurückzukehren", sagt er. Einer der härtesten war es jedenfalls, "ich kann so viel machen, aber was ist, wenn es nicht besser wird?" An diesem Punkt ist er inzwischen angekommen, "und langsam wird es nervig".

Auch sein Trainer erwartet die Rückkehr sehnsüchtig, "ich warte nur darauf, etwas von seinem Arzt zu hören", sagt Rob Wilson. "Ich weiß, dass er hungrig ist, dass er so schnell wie möglich zurück will aufs Eis." Das, hofft Wilson, wird schon bald sein, noch länger will er eigentlich nicht auf den "großartigen Spieler" verzichten, auf eines dieser Bauteile, das den Ice Tigers im Frühjahr 2017 womöglich gefehlt hat, um das große Ziel zu erreichen, um endlich einmal die Meisterschaft nach Nürnberg zu holen.

Mit Tiefe zum Titel

Milan Jurcina, Teuberts Kollege in der Verteidigung, der in den Playoffs ebenso schmerzlich vermisst wurde, trainiert seit knapp einer Woche wieder unbeschwert, auch Leo Pföderl hat seine Schulterverletzung auskuriert. Fehlt eigentlich nur noch Colten Teubert. Überstürzen wollen sie aber nichts, vor allem, weil sich die Ice Tigers in der Defensive mit Tom Gilbert, Taylor Aronson und Patrick Köppchen prominent verstärkt haben, "wir haben jetzt eine gute Tiefe im Kader, das hat uns in der vergangenen Saison gefehlt", sagt Teubert. "Wir müssen ein Team werden, zusammen Spaß haben und dann alles dafür tun, um die Meisterschaft zu gewinen", sagt Teubert. "Dafür sind wir schließlich hier."

Seine Familie wird das alles nur aus der Ferne mitbekommen, die neue Spielzeit wird Colten Teuberts erste in Europa so ganz ohne Frau und Kinder, die in Kanada bleiben werden, damit es dem Sohn gut geht. "So ist das eben als Profi, der das Geld für die Familie verdient", sagt Teubert, "ich bin jetzt eben ein Face-Time-Dad". Ein Vater, der seine Kinder nur noch über das Videotelefon sieht.

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