Ismaël: "Das Team ist nicht reif"

27.9.2014, 05:58 Uhr
Der Druck: Valerien Ismaël korrigiert das Saisonziel nach unten.

© Sportfoto Zink Der Druck: Valerien Ismaël korrigiert das Saisonziel nach unten.

Nach drei Niederlagen in Folge ohne eigenes Tor ist der Club bis auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht, ist also, würde man branchenübliche Maßstäbe ansetzen, sogar in Abstiegsgefahr. Dass der Start derart in die Hosen gehen könnte, hatte vorab niemand gedacht, als sehr vollmundig und vielleicht auch etwas naiv der sofortige Wiederaufstieg als Unternehmensziel ausgegeben worden war. Schaffen sollte das eine praktisch neue Mannschaft, die sich bis dato aber nicht gefunden hat.

Mit den Träumereien ist seit gestern offiziell Schluss. „Das Ziel Aufstieg ist für diese Mannschaft in dieser Konstellation nicht möglich“, sagt Ismaël, der zurzeit auch als Psychologe gefordert ist; der Druck, der auf den Spielern laste, sei „unglaublich“, versichert Ismaël, nach dem 0:3 in Heidenheim hätten einige sogar geweint. Tränen der Enttäuschung, über die erneute Blamage, über die eigene Darbietung.

In Einzelgesprächen hat das Trainerteam nun erfahren, dass selbst ältere Profis zu knabbern hätten an der belastenden Negativserie. „Diese Mannschaft ist nicht reif“, sagt Ismaël, „es ist einfach viel zu viel.“ „Keiner von uns hat mit dieser Situation gerechnet“, betont der Trainer, also habe man nach nur sechs Zählern aus sieben Partien eben neue Berechnungen anstellen müssen. Mit dem Ergebnis, dass aus den verbleibenden 27 noch „35 bis 41 Punkte“ resultieren sollten. Wenn man die Tabelle der vergangenen Zweitliga- Runde als Maßstab nimmt, heißt das: Platz 9 bis 14. Ismaël: „Wir sehen das Ganze jetzt als Übergangssaison.“

Gravierende Fehleinschätzung

Ob man das Ganze vielleicht schon in der Vorbereitung als Übergangssaison hätte definieren müssen und nicht erst jetzt, nach schwachen Ergebnissen und noch schwächeren Auftritten, sei dahingestellt. Jedenfalls, die Schlussfolgerung ist logisch, hat die Sportliche Leitung die Qualität und besonders die Mentalität des Kaders gewaltig überschätzt.

Es fehlen nicht nur ein paar zentrale Figuren, sogenannte Typen. Wer vorgestern die ebenso rasante wie kampfbetonte Auseinandersetzung zwischen dem VfL Bochum (am Freitagabend Gastgeber des 1. FC Nürnberg) und Fortuna Düsseldorf (1:1) verfolgte, konnte einen ungefähren Eindruck davon gewinnen, wie sich Aufstiegskandidaten präsentieren müssen. Mit viel Selbstvertrauen und ohne Angst, einen Fehler zu machen.

Beim Club verhält es sich derzeit genau andersherum. Dass der 1. FC Kaiserslautern am Montagabend genau zur rechten Zeit ins Frankenstadion kommt, werden deshalb höchstens die Pfälzer glauben, die nach dem Abstieg im Mai 2012 aktuell ihre bereits dritte Übergangssaison in Folge erleben. Allerdings waren sie zweimal nah dran an der Rückkehr ins Oberhaus. Dritter und Vierter sind sie zuletzt geworden, das ist aller Ehren wert. Aber eben nicht ganz das, was sie sich am Betzenberg erhofft hatten.

Trainer Kosta Runjaic erwartet eine Verabredung mit einem Club, „der nichts zu verlieren hat“. Außer drei Punkten, die zu holen nicht einfach werden dürfte. Erst recht, falls die Gäste in Führung gehen sollten. Nach dem ersten Gegentor sind die Nürnberger in den vergangenen Wochen regelmäßig auseinandergeflogen, das soll am Montag nicht mehr passieren.

„Es ist wichtig für uns, Ruhe zu finden“, sagt Ismaël, ebenso Stabilität, „die Freude am Fußball“ soll nach Möglichkeit wieder dominieren, wenn erst mal der Druck weg ist. Der aber ganz schnell wieder zurückkehren kann - zum möglichen Kampf gegen den Abstieg.

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