Ismael kämpferisch: "Gemeinsam aus dieser Situation raus"

22.9.2014, 15:36 Uhr
Möchte sich mit dem Club aus der Krise befreien: Trainer Valerien Ismael.

© Zink Möchte sich mit dem Club aus der Krise befreien: Trainer Valerien Ismael.

Wer die Pressekonferenz des 1. FC Nürnberg am Montagmittag verfolgte, der hätte den Eindruck gewinnen können, alles sei so wie immer am Valznerweiher.

Geändert hat sich jedoch die Situation beim Club, seit der Verpflichtung des ehemaligen Trainers vom VfL Wolfsburg II, Valerien Ismael: mit sechs mageren Punkten aus sechs Spielen steht der Bundesliga-Absteiger auf Rang 13 der zweiten Liga. Das Team, das den direkten Wiederaufstieg schaffen sollte, zeigte in den letzten Wochen immer wieder blamable Vorstellungen. Der Trainer, die Verantwortlichen, die Fans: alle ratlos. Letztere sind mittlerweile nicht nur enttäuscht, sondern auch ordentlich sauer. Der Zorn des Anhangs entlud sich am Sonntag nach Abpfiff im Karlsruher Wildparkstadion, als die gesamte Mannschaft die Trikots in der Kurve lassen und oberkörperfrei in die Kabine zurückkehren musste.

In solchen Zeiten des Aufruhrs in Nürnberg ist nicht nur Insidern klar: Der Stuhl des Trainers wackelt. Es gibt Zweifel, ob er noch einen Zugang zur Mannschaft findet. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Der Coach sieht das anders: "Wir haben uns in Einzelgesprächen mit den Spielern befasst und die Situation aufgearbeitet. Jetzt müssen wir genau sehen, wer mental in der Lage ist, uns weiterzuhelfen." Den Kopf frei scheint angesichts der angespannten Lage aktuell keiner der Nürnberger Akteure zu haben. Dennoch fordert Ismael von seinen Mannen "eine breite Brust" beim Spiel am Mittwoch in Heidenheim.

Die zweite Auswärtspartie innerhalb weniger Tage, vielleicht schon die letzte Chance für den nicht offiziell angezählten Club-Trainer, sei eine willkommene Ablenkung vom Debakel beim KSC: Eine neue Aufgabe, die der Trainer mit der Mannschaft angehen will, um "gemeinsam aus dieser Situation rauszukommen." An die Qualität seines Teams glaubt er noch immer. Er gesteht aber auch ein, dass man aktuell "zwei Schritte zurück zur Basis machen muss". Erst wenn jeder Spieler seine Einzelleistung zu 100 Prozent abruft, könne die Mannschaft funktionieren.

Auch das ist keine Neuigkeit beim FCN. Schließlich hatten Candeias und Co. in Berlin ihr Können bereits angedeutet, wenn nicht sogar unter Beweis gestellt. Doch das 4:0 in der Alten Försterei, so fürchten viele Anhänger, könnte angesichts der letzten Auftritte nur ein Strohfeuer einer Truppe gewesen sein, die in den Partien gegen Düsseldorf und Karlsruhe auf Sparflamme kochte.

Das Video von der Pressekonferenz des 1.FC Nürnberg von frankenfernsehen.tv:

Auf die Frage, ob ein Trainer an der Seitenlinie nicht einmal explodieren müsse, wenn die Mannschaft wieder einmal nichts zustande bringt, antwortete Ismael: "Es bringt nichts zu explodieren. Es ist jetzt wichtig, am Mittwoch ein anderes Bild als Mannschaft abzuliefern." Ihm geht es vor allem darum, dass seine Schützlinge den Ernst der Lage verstehen und die entsprechende Antwort auf dem Platz geben, mit "Wille, Teamgeist, Laufbereitschaft und Zusammenhalt".

Nur wenige Prozent, meint Ismael, fehlen seinen Männern noch. An der Basis müsse gearbeitet werden und natürlich an der mentalen Verfassung: "Wenn wir in Rückstand geraten, müssen wir das als Herausforderung ansehen, das Spiel zu drehen und dürfen nicht auseinanderbrechen."

Für das Spiel in Heidenheim hat er jedenfalls große Ambitionen: "Wir wollen zu Null spielen" ist die Ansage des ehemaligen Bayern-Profis, der sich zu seiner persönlichen Situation beim Club nicht äußern will: "Es geht hier nicht um mich, sondern um den Verein." Vollkommene Überzeugung über den eigenen Verbleib im Verein strahlt diese Aussage nicht aus. Allerdings merkt man Valerien Ismael an, dass er noch lange nicht aufgegeben hat. Weder seinen Trainerposten noch den 1. FC Nürnberg.

 

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