Ismaël, Zinnbauer und Co: Trainer auf dem Abstellgleis

6.11.2017, 16:00 Uhr
Scheiterte in Nürnberg und später auch in Wolfsburg: Der ehemalige Bundesliga-Trainer Valerien Ismaël.

© Sportfoto Zink / WoZi Scheiterte in Nürnberg und später auch in Wolfsburg: Der ehemalige Bundesliga-Trainer Valerien Ismaël.

Mit großem Namen geht im Fußball kaum jemand verloren. Lothar Matthäus beispielsweise wird wohl kein Bundesliga-Trainer mehr, bleibt dem Sport aber seit Jahren wie etliche andere als TV-Experte erhalten. Selbst Mario Basler ist noch im Geschäft und hat seit kurzem wieder einen Trainerstelle. Er arbeitet jetzt für den Hessenligisten Rot-Weiss Frankfurt. Weder Matthäus noch Basler haben als Coach aber je eine Chance im Oberhaus bekommen. Andere, wie Valérien Ismaël, haben sie nicht genutzt.

Dabei galt der Franzose, der zuvor schon beim 1. FC Nürnberg gescheitert war und nach nur viereinhalb Monaten beurlaubt wurde, noch vor genau einem Jahr als großer Hoffnungsträger des VfL Wolfsburg. Als Nachfolger von Dieter Hecking übernahm der 42-Jährige am 6. November 2016 die erste Mannschaft. Die Geschichte danach ist schnell erzählt. Die Ergebnisse stimmten nicht, Ismaël wurde Ende Februar bereits wieder beurlaubt. Allein an ihm lag es nicht: Die Niedersachsen mussten dennoch in die Relegation und warten in der laufenden Saison noch immer auf den zweiten Saisonsieg. Was aber von Ismaël in Erinnerung bleibt, ist seine Bilanz: wenige Siege, viele Niederlagen, nur wenige Monate im Amt. Im Fußball wird nichts vergessen. "Es geht nur um Ergebnisse", sagt er. Das Geschäft verzeiht keine Fehler.

Ismaël klingt nicht wehmütig, er kennt das Geschäft. Etliche Jahre spielte der Innenverteidiger für Werder Bremen und den FC Bayern in der Bundesliga. Er wurde je zwei Mal Deutscher Meister und Pokalsieger. Seitdem sei "alles etwas zu schnelllebig geworden", sagt er heute. "Man sieht das doch auch an Peter Bosz von Borussia Dortmund. Der wurde am Anfang der Saison hochgejubelt und steht jetzt auf einmal infrage." Doch selbst falls der Niederländer beim BVB scheitert, dürfte er für andere Bundesligisten noch interessant sein.

Die Situation von Ismaël ist anders – aber nicht besonders. Allein in Deutschland geht es etlichen Fußballlehrern so wie dem Franzosen. Wer seine Chance in der Bundesliga nicht auf Anhieb nutzt, gerät hierzulande schnell aufs Abstiegsgleis. Joe Zinnbauer war 2014 beispielsweise mal einer der vielen Trainer des Hamburger SV. Doch die Ergebnisse stimmten nicht, Anfang 2015 wurde er wieder zum Coach der zweiten Mannschaft degradiert. Dass Zinnbauer nochmal in der Bundesliga trainieren wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Auch ein Alexander Zorniger etwa dürfte es nach seinem Aus beim VfB Stuttgart 2015 in der Bundesliga schwer haben.

Jugendstil liegt voll im Trend

Das Geschäft ist brutal. Selbst altgediente Trainer wie Armin Veh geraten angesichts aufkommender Talente wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco immer mehr in Vergessenheit. "So leicht wie heute, Bundesliga-Trainer zu werden, war es noch nie", sagte der 56-Jährige schon vor einiger Zeit. Er habe zwar auch im Alter von 29 Jahren als Trainer angefangen. "Aber ich musste schon dreimal Meister werden und aufsteigen bis ich dann eine Chance bekommen hab' in der Bundesliga."

Seit dem Ende seiner zweiten Amtszeit bei Eintracht Frankfurt im März 2016 ist Veh ohne Trainerjob. Dabei hatte die Liga jahrzehntelang auf bekannte Namen wie Veh, Bruno Labbadia oder Mirko Slomka gesetzt. Quereinsteiger schafften selten den Sprung. Seit es in den Klubs die Leistungszentren und damit neben gut ausgebildeten Spielern auch gut ausgebildete Trainer gibt, ist das anders. Viele Chancen bekommen aber auch die Neuen nicht. Im Vergleich zu Ismaël oder Zinnbauer nutzen Nagelsmann oder Tedesco sie aber gerade.

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