Judt vs. Traoré: Kontrollverlust in Augsburgs Puppenkiste

29.3.2019, 16:39 Uhr
In der Relegation um Auf- und Abstieg ins Oberhaus behielt der Club gegen die Fuggerstädter im Mai 2010 die Oberhand. Im Hinspiel in der Noris ließ Juri Judt gegen Ibrahima Traore kaum etwas zu. Im Rückspiel machte er Augsburgs Außenbahnakteur wahnsinnig.

© dpa In der Relegation um Auf- und Abstieg ins Oberhaus behielt der Club gegen die Fuggerstädter im Mai 2010 die Oberhand. Im Hinspiel in der Noris ließ Juri Judt gegen Ibrahima Traore kaum etwas zu. Im Rückspiel machte er Augsburgs Außenbahnakteur wahnsinnig.

"Der direkte Kontakt mit mir hat ihm damals nicht gut getan.“ Das erklärte Juri Judt in einem Gespräch mit nordbayern.de vor einiger Zeit. Mit ihm meint er Ibrahima Traoré. Mit damals den 16. Mai 2010, das Rückspiel in der Relegation, die 56. Minute in Bayerisch-Schwaben. Entnervt packte Augsburgs hochgelobter Flügelflitzer seinen unangenehmen Gegenspieler, als dieser nach einem Zweikampf am Boden lag, unsanft am Schlafittchen. So impulsiv wie Traoré Nürnbergs fleißigem Rechtsverteidiger an den Kragen ging, so vehement wie er ihn wieder auf die Beine stellte - so zwangsläufig war die Rote Karte. Judt konnte Traorés tätlichen Frustabbau schon damals nachvollziehen: "Es ging um viel. Jede Menge Emotionen. Verständlich, dass da mal die Sicherungen durchbrennen."

Für den Club ging es im Frühsommer 2010 in den Duellen mit den Fuggerstädtern zum wiederholten Mal um seine Bundesliga-Zugehörigkeit. Für die Augsburger um den erstmaligen Einzug ins 1963 errichtete Oberhaus, der allerdings erst ein Jahr später gelang. Beim ersten Kräftemessen in der Noris erspielte sich der FCN vom Anpfiff weg Feldvorteile. Ein Alu-Treffer der Gäste gab die Initialzündung, die Offensivbemühungen zu intensivieren. Die Hecking-Elf ließ eine Vielzahl guter Chancen jedoch ungenutzt. Exemplarisch Albert Bunjaku, der den Ball freistehend über den Querbalken köpfte. Im zweiten Durchgang bauten die Hausherren weiter Druck auf, tackerten den FCA energisch in dessen Spielhälfte fest.

Ilkay Gündogan, der hier im Hinspiel seine Taktgeber-Aufgaben erfüllt, stellte in Augsburg mit einem strammen, aber durchaus haltbaren Flachschuss die Weichen endgültig auf Klassenerhalt.

Ilkay Gündogan, der hier im Hinspiel seine Taktgeber-Aufgaben erfüllt, stellte in Augsburg mit einem strammen, aber durchaus haltbaren Flachschuss die Weichen endgültig auf Klassenerhalt. © Stefan Hippel

Simon Jentzsch rückte immer stärker in den Blickpunkt. Augsburgs Schlussmann vereitelte Nürnbergs Führung mehrmals. Etwa, als er Bunjakus unplatzierten Foulelfmeter entschärfte. "Wir haben es verpasst, das Tor zu machen", haderte Judt noch Jahre später. Sein Club ließ sich derweil nicht beirren. Angriffswelle um Angriffswelle brandete Richtung gegnerischen Strafraum. In der 84. Minute wurden Nürnbergs beharrliche Anstrengungen belohnt: Marcel Risse schnippelte das Spielgerät per perfekt getimter Freistoßflanke ans vordere Fünfer-Eck: Relegations-Experte Christian Eigler beförderte es von dort mit dem Kopf in die Maschen und sicherte dem FCN eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel. "Das hat gut getan", kommentierte dies ein bekannt wortkarger Juri Judt gut gelaunt.

Beim Wiedersehen am Lech waren so die von Jos Luhukay trainierten Augsburger in der Bringschuld. Von Offensivpower der Gastgeber war indes kaum etwas zu spüren. Mehr als eine halbe Stunde war absolviert, da rückte Ilkay Gündogan die Aufstiegshoffnungen des FCA in weite Ferne. Bunjaku legte die Kugel zum damals Noch-Nicht-Nationalspieler ab. Dieser trieb sie dynamisch nach vorne und hielt einfach mal trocken drauf. Jentzsch war mit den Fingerspitzen am Ball, machte aber nicht die beste Figur. Augsburg trennten nun drei Treffer vom letzten freien Bundesliga-Platz.

"Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen" 

Eine zu große Hypothek für die Schwaben, die ab der 56. Minute und nach Traorés Ausraster nur noch zu zehnt waren. Sieben Minuten später beseitigte Eric Maxim Choupo-Moting per verwandeltem Foulelfmeter die letzten Zweifel am Klassenerhalt. "Schon nach Gündogans Tor war dem Allerletzten klar, dass es in die richtige Richtung läuft. Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass wir es so souverän gepackt haben", erinnert sich Judt. Augehoben hat diesen Stein übrigens niemand, auch nicht Ibrahima Traoré. 

 

 

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