Katastrophal in Leipzig: Das lief beim Club gewaltig schief

8.10.2018, 16:39 Uhr
Orientierungslos im Osten: Der Club von Eduard Löwen enttäuschte in Leipzig nicht nur offensiv auf ganzer Linie.

© Sportfoto Zink / DaMa Orientierungslos im Osten: Der Club von Eduard Löwen enttäuschte in Leipzig nicht nur offensiv auf ganzer Linie.

Beim Klatschen-Club fällt die Aufarbeitung der nach dem Dortmund-Desaster erneut derben Abreibung am Tag nach dem 0:6 in Leipzig bemerkenswert nüchtern aus: "Man muss die Sache realistisch sehen, was aber nicht dazu führen darf, dass man hohe Niederlagen schönredet", sprach FCN-Frontmann Michael Köllner am Montag in die zahlreichen Mikrophone und Aufnahmegeräte auf dem Trainingsgelände des Altmeisters.

"Für uns geht es schon drum, Woche für Woche in der Liga zu lernen", hatte der Club-Coach schon am Vorabend im hochglanzpolierten Presseraum der von Red Bull auf Touren gebrachten Hochgeschwindigkeitsfußballer zu Protokoll gegeben. Und sicher da schon gewusst, dass sich nach der Demütigung in Dortmund zumindest in Leipzig ein solcher Lerneffekt wahrlich noch nicht eingestellt hatte.

Ein um Ballsicherheit bemühter Club hielt im Rote-Bullen-Land die ersten zweieinhalb Minuten noch ganz gut mit, wurde dann aber - nachdem er seine Ballsicherheit verloren hatte - schon im ersten Durchgang vom RB-Express mehrfach überrollt. "Wir haben uns in unserem eigenen Ballbesitz viel zu viele einfache Fehler erlaubt. Leipzig ist eine Mannschaft, die auf so etwas lauert und die Qualität hat, das zu nutzen. Wenn man sich in der Positionierung und Balltechnik diese Fehler erlaubt, dann ist man gegen Mannschaften mit einem solchen Tempo chancenlos", lautete Köllners korrekte Analyse nach dem Ende des Trauerspiels, das wie schon in Dortmund einen Klassenunterschied zwischen den Rot-Schwarzen und den Schwergewichten der Liga offenbart hatte.

Ein Kopfball und ein Schlachtfest 

Stichwort: Chancenlos! Die einzige echte, wirklich gute Chance für den Club hatte in einer mit einseitig zu freundlich beschriebenen Partie Mikael Ishak, der kurz nach der Pause die Kugel nach Löwens schöner Flanke ebenso schön Richtung RB-Gehäuse köpfte, dieses jedoch hauchzart verfehlte. Vielleicht könnte man in der langen Liste der Nürnberger Totalausfälle den ansonsten alleine gelassenenen Club-Stürmer ausnehmen. Man muss es aber auch nicht. Ishak arbeitete und rackerte wie der eingewechselte Törles Knöll, versuchte ohne Unterstützung den Ball nach vorne zu treiben, was auch dazu führte, dass er nach den direkt vor ihm platzierten Behrens und Petrak mit der fünfbesten Laufleistung aller Spieler aufwartete. Ishaks Aufreiben und seine gute Gelegenheit sollten Randnotizen beim Schlachtfest für die Roten Bullen werden.

Warum es ein Schlachtfest wurde? Das lässt sich mit Ausnahme von Ishak und vielleicht auch des eingewechselten Knöll durch eine absolute Fehlleistung jedes FCN-Spielers an diesem fürchterlichen Abend festmachen. Der bemitleidenswerte Fabian Bredlow sah bei fünf der sechs Gegentore nicht gut aus, bei mindestens einem dieser Gegentreffer - dem 0:3 - sogar richtig schlecht. Die Außenverteidiger Enrico Valentini und Tim Leibold agierten unterirdisch schlecht. Offensiv blieben Impulse aus. Noch gravierender: Defensiv sahen die beiden Nürnberger gegen rasante Rasenballer in den direkten Duellen keinerlei Land, was für Valentini im übertragenen Sinn oftmals verknotete Beine und für Leibold letztlich Rot nach rund einer Stunde bedeutete.

Da Behrens, Petrak und Löwen das Zentrum nicht geschlossen bekamen, dem Gegner Raum ließen und Leipzig mit kapitalen Ballverlusten zu ihrem ultragefährlichen Umkehrspiel einluden, brandeten immer wieder Angriffswellen auf den Kasten des Altmeisters zu. Und auf Georg Margreitter und Lukas Mühl, die als bröckelndes Zwei-Mann-Bollwerk tief nach hinten gedrängt standen, versuchten, zu reparieren, was nicht mehr zu reparieren war – und wie der junge Niederbayer bei der Entstehung des 0:2 und des 0:4 mindestens unglücklich aussahen.

Der ganze Club war an einem erneut chaotischen Abend überfordert. Oder abgetaucht wie die körperlos und mitunter zu verspielt agierenden Yuya Kubo, Virgil Misidjan und Federico Palacios, die keine echten Offensivimpulse setzen oder Ishak in vorderster Front unterstützen konnten.

Taurin, Aufrappeln, Yoga  

Die vernichtende Einzelkritik mündete in der Begegnung mit einem im Taurin-und-Tore-Rausch befindlichen Europapokal-Teilnehmer in einem Debakel. Das drückt sich auch in den statistischen Werten aus. 19:3 Torschüsse für Leipzig, zur Halbzeit war gar ein 10:0 zu notieren – ein Klassenunterschied! Neben 6:1-Ecken hatten meilenweit überlegene Messestädter auch in den Pass-Statistiken deutlich die Nase vorn (602 zu 417 Zuspiele, von denen 520 beziehungsweise 329 ankamen). "Das einzig Positive ist, dass wir jetzt genug Zeit haben, das alles aufzuarbeiten und uns aufzurappeln", sagte Fabian Bredlow. Am Montag ging es für den malträtierten Club eine Stunde Laufen und dann zum Yoga. Nach der Länderspielpause geht es für ihn gegen Hoffenheim. 

 

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